Viel mehr als Hobbykunst
In der Region Backnang haben sich viele Amateurkünstler zusammengeschlossen. Das Niveau ihrer Arbeiten ist beachtlich.
![Viel mehr als Hobbykunst Karin Pivit vom Kunstverein Aspach interessiert sich für die menschliche Figur. In ihrem Garten finden sich viele ihrer Skulpturen. Fotos: Alexander Becher](/bilder/karin-pivit-vom-kunstverein-aspach-interessiert-sich-fuer-275345.jpg)
© Alexander Becher
Karin Pivit vom Kunstverein Aspach interessiert sich für die menschliche Figur. In ihrem Garten finden sich viele ihrer Skulpturen. Fotos: Alexander Becher
Von Carmen Warstat
Rems-Murr. Es überrascht, wie viele Menschen in ihrer Freizeit in der Region Backnang künstlerisch aktiv sind. Überall finden sich Gruppen und Vereine, in denen sich Amateurkünstler zusammengeschlossen haben. Und was ebenso überraschen kann, ist das Niveau ihrer Arbeiten. Meist angeleitet von fachkundigen Mentoren, dienen sie ihrer Leidenschaft für bildkünstlerische und plastische Werke, enthusiastisch und mit sehr viel Geduld.
Die Kunstfreunde Allmersbach etwa haben 17 Mitglieder, die sich beispielsweise mit Malerei, Bildhauerei, Keramik und Holzarbeiten oder Fotografie beschäftigen. Leiter der Gruppe ist Rudolf Schneider, der „teils schon kubistisch“ malt, manchmal mit mathematischem Konzept, manchmal aber auch, ohne am Anfang schon zu wissen, „was daraus wird“. „Das ergibt sich“, sagt er. Seine „Barettista“ und die „Frontfrau“ stehen beispielhaft für die Verschmelzung von konstruktivistischen und figurativen Ansätzen.
![Viel mehr als Hobbykunst Rudolf Schneider leitet die Gruppe Kunstfreunde Allmersbach. Foto: Irmgard Schneider](/bilder/rudolf-schneider-leitet-die-gruppe-kunstfreunde-allmersbach-275346.jpg)
© Irmgard Schneider
Rudolf Schneider leitet die Gruppe Kunstfreunde Allmersbach. Foto: Irmgard Schneider
Bildhauer Dieter Gungl ist seit langen Jahren Mentor des Kunstvereins Aspach
Mit Ikonenmalerei und Landschaftsmalerei beschäftigt sich Karl Benes. „Daraus ergibt sich eine recht spontane Maltechnik mit intensiven Farben“, bemerkt er selbst und ergänzt das Gestalten von Specksteinfiguren als wichtiges Betätigungsfeld. Die bildhafte Darstellung bezeichnet er als „ehrlich, natürlich und sehr real“.
Im Kunstverein Aspach arbeitet man seit vielen Jahren mit dem Bildhauer Dieter Gungl als Mentor. Er gilt als überaus kompetent und streng, sodass sich jede Art Kunsthandwerk bei ihm verbietet.
Karin Pivit aus Allmersbach im Tal hat sich den Aspachern angeschlossen, die regelmäßig in der kleinen Kapelle in Allmersbach am Weinberg mit Gungl arbeiten. Sie interessiert sich „für die menschliche Figur an sich“, für das, „was dahintersteht“, und sie möchte „hervorheben, was nicht unbedingt verzichtbar ist“. Ihr Credo ist die Reduktion auf Wesentliches.
Künstlerin Cora Fauser interessiert sich für die Reduktion aufs Wesentliche
Von „Reduktion und Strukturierung“ spricht sie in ihrem idyllischen Garten, den unzählige Objekte von eigener Hand bevölkern. Markant zum Beispiel der „Treidler“, der „ganz Kraft, Energie und Muskelspiel“ ist, und zwar im gesamten Körper, sodass seine Arme für die Künstlerin tatsächlich verzichtbar sind – ein von seiner Arbeit geschundenes Wesen.
Als Modell angefangen hat Cora Fauser, die erst seit zwei Jahren „aktiv dabei“ ist und „relativ formatoffen“ arbeitet. Die junge Künstlerin kommt von der Kostüm- und Bühnenbildnerei. In der alten Kapelle in Allmersbach am Weinberg zeigt sie ihre jüngsten Arbeiten: Füße in Ton als Muster für Gipsformen, in die Beton gegossen werden soll. Auch Cora Fauser interessiert sich für die Reduktion auf Wesentliches, denn „unser Gehirn schafft es, Verbindungen über Fehlendes hinweg herzustellen“. Der Fuß interessiert sie, weil er „Stärke und tanzende Elemente“ vereint.
![Viel mehr als Hobbykunst Cora Fauser vom Kunstverein Aspach kreiert Fußmodelle aus Ton.](/bilder/cora-fauser-vom-kunstverein-aspach-kreiert-fussmodelle-aus-275349.jpg)
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Cora Fauser vom Kunstverein Aspach kreiert Fußmodelle aus Ton.
Religiöse Motive durchziehen ihr Werk
Eine Art Kirchenfenstermalerei (allerdings auf Leinwand) fällt ins Auge: unglaublich farbstark und zugleich hochmodern. „So male ich am liebsten“, kommentiert die Künstlerin. Religiöse Motive durchziehen ihr Werk, das sie auch in Fotobüchern dokumentiert. Dort finden sich Familien-, Kunst- und Reisebilder beieinander und zeugen so von einem komplexen Leben, das die Dinge nicht trennt. „Wenn ich mehr Zeit hätte...“, seufzt Gisela Rapp und lässt offen, was sie damit machen würde.
![Viel mehr als Hobbykunst Gisela Rapp hat den Kunstverein Aspach im Jahr 2000 mitgegründet. Sie ist seit weit über 20 Jahren ausgesprochen produktiv.](/bilder/gisela-rapp-hat-den-kunstverein-aspach-im-jahr-2000-275348.jpg)
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Gisela Rapp hat den Kunstverein Aspach im Jahr 2000 mitgegründet. Sie ist seit weit über 20 Jahren ausgesprochen produktiv.
![Viel mehr als Hobbykunst Karin Fleig vom Kunstverein Aspach zeigt ihr Werk „Befreiung“. Foto: Vanessa Fleig](/bilder/karin-fleig-vom-kunstverein-aspach-zeigt-ihr-werk-befreiung-275347.jpg)
Karin Fleig vom Kunstverein Aspach zeigt ihr Werk „Befreiung“. Foto: Vanessa Fleig
Markant auch: das legendäre Elefantenmotiv von Horst Tschirner, zu dem er auf einer Keniareise fand. Dankbar sind die Maler der Baracke für die Möglichkeit, einen Raum im Backnanger Max-Born-Gymnasium kostenfrei nutzen zu dürfen.