Große Ausstellung 2025 in Trier

Warum der römische Kaiser Marc Aurel bis heute aktuell ist

Im Juni 2025 beginnt in Trier eine rheinland-pfälzische Landesausstellung über den römischen Kaiser Marc Aurel. Dass das Thema so gut zieht, überrascht die Macher.

Marcus Reuter, Direktor des Rheinischen Landesmuseums in Trier, schaut sich vor einem Plakat zur Landesausstellung neben einer Nachahmung des Kopfes des römischen Kaisers Marc Aurel in die Kamera. Die Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum und dem Stadtmuseum Trier ist vom 15. Juni bis 23. November 2025.

© dpa/Harald Tittel

Marcus Reuter, Direktor des Rheinischen Landesmuseums in Trier, schaut sich vor einem Plakat zur Landesausstellung neben einer Nachahmung des Kopfes des römischen Kaisers Marc Aurel in die Kamera. Die Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum und dem Stadtmuseum Trier ist vom 15. Juni bis 23. November 2025.

Von Markus Brauer/dpa

„Wenn du morgens aufstehst, denke daran, welch ein Privileg es ist, zu leben, zu atmen, zu denken, zu genießen und zu lieben.“

„Die Dinge, die uns passieren, sind nicht das Problem – unsere Reaktion darauf ist es.“

„Erwarte nicht, dass die Welt dir entgegenkommt – lerne, mit dem umzugehen, was ist.“

„Es ist nicht der Tod, den ein Mensch fürchten sollte, sondern dass er niemals beginnt zu leben.“

„Vergeude keine Zeit mit Streitigkeiten über das, was ein guter Mensch sein sollte. Sei einer.“

Fünf Sätze aus den berühmten „Selbstbetrachtungen“ (altgriechisch: Ta eis heautón) des römischen Kaisers Mark Aurel (121-180 n. Chr., lateinisch: Marcus Aurelius). Diese in Dialogform verfassten Aphorismen sind die bedeutendsten Hinterlassenschaft dieses Philosophen-Kaisers und Anhängers der Stoa.

Zur Info: Marc Aurel und die Stoa

  • Das wirkungsmächtige philosophische Lehrgebäude der Stoa enstand um 300 v. Chr. in Griechenland. Das jüngste Zeugnis stoischer Philosophie stammt von Marc Aurel. Seine in griechischer Sprache verfassten „Selbstbetrachtungen“ gelten als Zeugnis der spätstoischen Lehre und greifen den überlieferten Erfahrungsreichtum noch einmal auf.
  • Auch der Herrscher erfüllt hier nur die Aufgabe eines Glieds in der Kette und sieht sich positiv zum Dienst an der Gemeinschaft verpflichtet.
  • Entstanden ist die Sammlung von Gedanken am Ende der Herrschaft Mark Aurels, zwischen 170 und 180 n. Chr. , in Feldlagern an der Nordgrenze des Römischen Reiches. In einer Vielzahl persönlicher Beobachtungen aphoristischen Zuschnitts entfaltet der Kaiser dabei sein Weltbild im Selbstdialog.

Nach 2000 Jahren noch immer aktuell

Der römische Kaiser und Philosoph Marc Aurel hat heute noch viel zu sagen. Seine stoischen Gedanken zu Gelassenheit, innerer Stärke und zum Sinn im Leben sind auch nach fast 2000 Jahre von erstaunlicher Aktualität.

„Vor allem bei vielen jüngeren Menschen treffen sie wohl den Zeitgeist“, sagt der Direktor des Rheinischen Landesmuseums Trier, Marcus Reuter. „Uns war vorher gar nicht so bewusst, wie aktuell Aurel eigentlich ist.“

Das merke man an einer neueren „Publikationswelle“ auf dem Buchmarkt rund um das Thema „Was kann uns Marc Aurel für unser heutiges Leben sagen?“

Trierer Sonderschau zu Marc Aurel

Dem Philosophen, aber auch dem Kaiser und Feldherrn Marc Aurel ist eine rheinland-pfälzische Landesausstellung gewidmet, die in knapp einem halben Jahr in Trier in zwei Museen an den Start geht. Für die Sonderschau sei „das Beste vom Besten“ aus ganz Europa zusammengetragen worden, erläutert Reuter. Insgesamt rund 400 Exponate aus eigenen Sammlungen und von 85 Leihgebern werden vom 15. Juni bis 23. November 2025 zu sehen sein.

„Es ist in der Tat die erste wirklich umfassende Ausstellung zu Marc Aurel. Man kann es kaum glauben.“ Zu allen Leihanfragen habe es Zusagen gegeben. Zuletzt kam noch grünes Licht vom British Museum in London für eine lebensgroße Marmor-Statue von Marc Aurel.

Ansonsten steuern bekannte Adressen vom Louvre in Paris über die Vatikanischen Museen in Rom und das Budapester Nationalmuseum bis zur Carlsberg Glyptotek in Kopenhagen Objekte bei. „So eine Zusammenstellung wird man die nächsten 30, 40 Jahre nicht mehr sehen“, ist sich Reuter sicher.

Aus dem Leben eines römischen Kaisers

Im Landesmuseum geht es auf eine Zeitreise von der Geburt Aurels bis zu dessen Tod. „Wenn sein Leben normal verlaufen wäre, wäre er nie Kaiser geworden“, erklärt Reuter. Der amtierende Kaiser Hadrian (76-138 n. Chr.) habe aber keinen männlichen Nachfahren gehabt und dafür gesorgt, dass Aurel später auf den Thron kam. „Er hatte Aurel früh auf dem Monitor, weil dieser durch sehr hohes Pflichtbewusstsein und Verantwortungsgefühl gegenüber der Gemeinschaft aufgefallen war.“

Die Regentschaft von Aurel war geprägt von Naturkatastrophen, Seuchen und Kriegen. „Aber er trug es mit einer stoischen Gelassenheit.“ Er versuchte sein Reich zu schützen und das Beste aus der Situation zu machen. Zudem setzte er sich ein für Schwache der Gesellschaft. Und als die Pest ausbrach und die Staatskasse leer war, habe er Teile des kaiserlichen Hausrates, wie das Tafelsilber, versteigern lassen.

Was ist gute Herrschaft?

„Marc Aurel ist immer als idealer Herrscher wahrgenommen worden“,betont die Direktorin des Stadtmuseums Simeonstift Trier, Viola Skiba. Daher beschäftige sich ihr Museum mit der Frage „Was ist gute Herrschaft?“. Das sei eine Frage, die bis heute aktuell sei. „Gerade dieser Gegenwartsbezug, der stößt auf ein ganz großes Interesse, weil Relevanz ist ja immer so ein Thema, wenn man eine kulturhistorische Ausstellung macht.“

Von Marc Aurel aus gehe man durch die Jahrhunderte und nehme Tugenden guter Herrschaft, kommunale Herrschaft und Selbstdarstellung von Herrschern in den Blick. Gezeigt würden 110 Objekte – von Gemälden, Grafiken über Skulpturen bis hin zu Bewegtbildern. Ein Highlight: Ein Fragment der ältesten Überlieferung der „Selbstbetrachtungen“in griechischer Sprache, das in einem Kirchenbestand an der Mosel entdeckt wurde.

Größtes Exponat ist die Porta Nigra

„Wir nähern uns dem Thema also mit einer sehr bunten Mischung an Objekten.“ Darunter seien auch etliche europäische Leihgaben. Ein Anliegen sei, Besucher zum Nachdenken zu bringen, auch darüber: „Wie kommen wir zu dem System, letztendlich in dem wir leben?“

Das größte Exponat der Ausstellung steht übrigens in keinem Museum. Es ist das berühmte römische Stadttor Porta Nigra, das 36 Meter lang und gut 29 Meter hoch ist und in der Trierer Innenstadt steht. Das Tor sei unter der Herrschaft Marc Aurels als Teil einer Stadtmauer entstanden, so Reuter. „Wir wären ja mit der Klammerdose gepudert, wenn wir diesen wunderbaren Originalschauplatz nicht in der Ausstellung thematisieren würden.“

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Erstellt:
24. Dezember 2024, 08:08 Uhr
Aktualisiert:
24. Dezember 2024, 08:22 Uhr

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