Country-Rock
"Wie Geburt eines Kindes" - The BossHoss rocken weiter
2018 brachten The BossHoss zuletzt ein Album heraus. Längst sollte das neue erscheinen. Nun hat das Warten ein Ende. Bleibt sich die Band mit der neuen Platte treu?
Von Von Christian Thiele, dpa
Berlin (dpa) – So lange wollten die Country-Rocker von The BossHoss nicht warten mit ihrem neuen Album. Doch die Corona-Pandemie hat die Pläne der Band durchkreuzt. "Da wir nicht raus durften, dachten wir: Dann bleiben wir noch etwas drin mit dem Album und arbeiten daran", sagt Sascha Vollmer (51) der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
Längst sind er und sein Bandpartner Alec Völkel (51) wieder durchgestartet. Eines fehlte aber noch: Nach rund fünf Jahren bringen sie nun ihr zehntes Album "Electric Horsemen" (5. Mai) heraus.
Die beiden sind Vollblut-Musiker, die es verstehen, auf der Bühne ihre Fans mitzureißen. Trotzdem macht sich vor der Veröffentlichung des Albums so etwas wie Aufregung breit. "Das ist wie die Geburt eines neuen Kindes. Da ist man natürlich aufgeregt, vor allem wenn so eine lange Zeit hinter uns liegt", sagt Vollmer.
Mehr Zeit als sonst
Die Musiker sehen es zugleich als "Luxus-Situation", dass sie länger als sonst an ihrem neuen Album basteln konnten, wie sie bei einem Gespräch in ihren Räumen am Rande des Berliner Stadtzentrums erzählen. Nur allzu lange über einem Lied zu sitzen sei nicht immer gut.
Das Ergebnis dürfte die Fans nicht enttäuschen und energiegeladene Konzerte versprechen. Mit "Dance The Boogie" haben Völkel und Vollmer mit ihren markanten Stimmen bereits einen Vorgeschmack darauf gegeben, was in dem neuen Werk steckt. Beim Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2023 waren sie im März zudem mit einem anderen Song des Albums zu hören – als Gäste, nicht als Kandidaten.
"You" heißt die radiotaugliche Nummer, für die sich die beiden die Musikerin Ilse DeLange als Verstärkung ans Mikrofon geholt haben. Die 45-jährige Niederländerin ist nicht die Einzige mit einem Gast-Auftritt auf dem zwölf Songs umfassenden Album: Michael Patrick Kelly und die Metalcore-Band Electric Callboy sind ebenso dabei.
Mit "Electric Horsemen", was übersetzt so viel heißt wie elektrische Reiter, bleiben sich Völkel und Vollmer treu und setzen auf Country-Rock – das Markenzeichen der Sänger, die gern mit Cowboyhüten auftreten und von ihren Anhängern bei Live-Auftritten gefeiert und dafür gelobt werden, weil sie authentisch und bodenständig geblieben seien. Dazu sagt Völkel: "Wir quatschen auch viel. Es ist nicht nur die Musik, sondern auch, wie wir es rüberbringen."
Alles auf Englisch
"Electric Horsemen" heißt auch gleich der erste Titel des gleichnamigen Albums, das Völkel zufolge "eine völlig neue musikalische Energie und Farbe" hat. Songs wie "Ride With Us", "Never Say Never" und "Electric" mit eingängigen Rhythmen versprechen gute Laune, "Three Little Words" kommt dagegen ruhiger daher. Alle Lieder sind auf Englisch - wie schon beim letzten Album der Berliner 2018.
Das neue Album sei etwas Besonderes, nicht nur, weil es das zehnte sei. "Da ist viel Brodeln drinnen. Wie reagieren die Fans?", so Völkel mit Blick auf Reaktionen. Ein Chart-Einstieg sei etwas für die Galerie. "Das eigentlich Wichtige ist, ob die Fans das Album abfeiern vor der Bühne. Das ist der beste Gradmesser."
Weil The BossHoss ein Album immer an eine Tour und umgekehrt knüpfen, wollen die Country-Rocker im September und Oktober mit ihren Songs auf den Bühnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz stehen. Es ist zugleich quasi der Auftakt zum Geburtstag der Band.
The BossHoss spielen schon seit rund 20 Jahren. "Da sind wir sehr stolz drauf, weil es nicht selbstverständlich ist", sagt Vollmer. "Bei uns ist ein Ende nicht in Sicht. Ich würde sagen: niemals." Einen festen Gründungstag der Band gibt es aber nicht.
"Kennengelernt haben wir uns 2000. Auch das könnte schon der Ursprung sein", erinnert Alec Völkel. 2002 haben die beiden demnach den ersten Song gemacht, ein Jahr später folgte der erste Auftritt. Dabei sei die Idee gereift, eine Band zu gründen. 2004 kam dann der Plattenvertrag. Weil es keinen festen Gründungstag gibt, schlägt Vollmer vor: "Die nächsten zwei Jahre feiern wir 20-Jähriges. Wir feiern jetzt durch."