Medienerziehung in der Familie

Worauf es bei einem guten Kinderfilm ankommt

Nach wie vor gehört der Fernseher bei Kindern im Vor- und Grundschulalter zu den beliebtesten Medien. Doch worauf sollten Eltern achten, wenn Kinder Filme schauen?

Kinder im Kino – Eltern sollten sie vorher mit den Besonderheiten eines Kinobesuchs vertraut machen.

© AdobeStock/Lightfield Studios/Stefan Puchner

Kinder im Kino – Eltern sollten sie vorher mit den Besonderheiten eines Kinobesuchs vertraut machen.

Von Sebastian Jutisz

Wie viel Zeit vor dem Fernseher ist für Kinder gut? Ab wann kann man als Familie ins Kino gehen? Worauf sollten Eltern achten, wenn Kinder Filme schauen? Und was zeichnet einen guten Kinderfilm aus? Zum Thema Serien und Filme gibt es viele Elternfragen. Medienpädagogen geben Antworten.

Sollten Eltern Kinder aktiv an das Thema Fernsehen heranführen?

Meistens äußern Kinder irgendwann von selbst den Wunsch, Filme schauen zu dürfen. Dem Landesmedienzentrum Baden-Württemberg (LMZ) zufolge suchen sich Kinder schon im Vorschulalter aktiv Medien und Inhalte aus, die ihren Vorlieben entsprechen.

„Der Fernseher ist nach wie vor das am weitesten verbreitete Einstiegsmedium. Irgendwann signalisieren Kinder ihren Eltern, dass sie Fernsehen möchten“, bestätigt Ursula Kluge, die für Medienpädagogik bei der Aktion Jugendschutz in Stuttgart zuständig ist. Das geschehe meistens während des dritten Lebensjahrs. Eltern sollten dann gemeinsam mit ihrem Kind herausfinden, welche Filme und Sendungen zu ihm passen.

Welche Rolle spielt Fernsehen für Drei- bis Fünfjährige?

Laut LMZ zählt der Fernseher nach wie vor zu den beliebtesten Medien bei den Drei- bis Fünfjährigen. Einer Studie zufolge spielt nur das Vorlesen aus Büchern in diesem Alter eine ähnlich große Rolle. Allerdings raten Pädagogen zur Vorsicht: Studien belegen, dass Kinder, die viel Zeit vor dem Fernseher verbringen, schlechtere Noten in der Schule schreiben als ihre Schulkameraden.

Vor allem hat sich gezeigt, dass Kinder, die sich zu Hause unwohlfühlen, besonders oft zur Fernbedienung greifen. Trotzdem würde Expertin Kluge das Fernsehen nicht pauschal verteufeln. „Es gibt im Kinderkanal und in den Mediatheken des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sehr gute und altersgemäße Sendungen, bei denen Kinder viel lernen können“, sagt sie.

Auch das LMZ sieht die Rolle des Fernsehens in der Erziehung nicht ausschließlich negativ: „Es kann unterhaltsam sein, Kinder lieben und brauchen Geschichten“, heißt es auf deren Webseite.

Wie viel Zeit sollten Kinder am Tag maximal vor dem Fernseher verbringen?

„Am Anfang sollten Eltern ihren Kindern nur kurze Ausschnitte von zehn bis fünfzehn Minuten zeigen“, sagt Kluge. Im Kleinkindalter reiche die Aufmerksamkeit noch nicht für einen ganzen Film aus.

Eltern würden meist am Verhalten der Kinder merken, wenn sie genug hätten. Das könnte etwa der Fall sein, wenn sie unruhig werden, anfangen, etwas anderes zu spielen, herumzutoben.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt den Eltern, ihre Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren maximal eine halbe Stunde fernsehen zu lassen. Im Grundschulalter ist der Behörde zufolge eine Stunde Fernsehzeit unbedenklich. Zehn- bis 13-Jährige sollten nicht mehr als 90 Minuten am Tag vor der Flimmerkiste verbringen.

Wie begleiten Eltern die ersten Filmerfahrungen ihrer Kinder?

„Eltern sollten dabei sein, wenn Kinder das erste Mal einen Film schauen, und ihren Geborgenheit vermitteln“, sagt Kluge. Am Anfang sollte man dem Kind während des Films die Möglichkeit geben, Fragen zu stellen und über das Geschehen zu sprechen.

Um das Kind nicht zu überfordern, kann man ab und zu eine Pause einlegen oder während der Werbepause den Ton abdrehen. „Merkt man, dass das Kind unruhig ist oder sich ängstigt, kann man den Film auch ausmachen und sich beispielsweise gemeinsam ein Ende ausdenken“, so Kluge.

Nach dem Film sei es wichtig, den Kindern die Möglichkeit zu geben, ihre Eindrücke zu schildern. „Eltern sollten mit ihren Kindern über die Inhalte sprechen. Das muss aber nicht direkt im Anschluss an den Film geschehen. Jedes Kind verarbeitet das Gesehene anders. Manche Kinder wollen zum Beispiel zunächst toben oder spielen.“

Stelle man fest, dass der Film das Kind länger beschäftige, sollte man ihm Nähe und Sicherheit vermitteln. „Kinder brauchen manchmal sehr lange, um die Eindrücke zu verarbeiten. Dabei sollten sie nicht allein gelassen werden“, sagt Kluge.

Ab wann können Eltern mit ihren Kindern ins Kino gehen?

Da die meisten Filme länger als eine Stunde gehen und sich Kinder im Vorschulalter oft nicht so lange konzentrieren können, ist ein Kinobesuch erst ab dem Grundschulalter zu empfehlen. „Der Kinobesuch kann ein schönes Familienerlebnis sein“, sagt Kluge.

Man solle den Kindern jedoch vermitteln, dass es sich um ein besonderes Ereignis handle. „Für Kinder ist der Kinobesuch eine besondere Situation. Eltern sollten sie darauf vorbereiten, dass es dunkel ist, sie längere Zeit ruhig sitzen müssen und nicht alleine im Saal sind“, so die Medienexpertin.

Wozu dient die Altersbeschränkung?

Das Jugendschutzgesetz verbietet Erwachsenen, Kindern völlig freien Zugang zu Filmen zu gewähren. Ab welchem Alter ein Film freigegeben ist, entscheidet die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK). Die Altersfreigabe der FSK ist in der Regel rechtlich bindend. Das bedeutet, dass es beispielsweise einem Dreizehnjährigen untersagt ist, einen Kinofilm zu besuchen, der erst ab 16 Jahren freigegeben ist.

Eine Ausnahme: In Begleitung der Eltern dürfen Kinder ab sechs Jahren auch Filmvorführungen der Kategorie ab zwölf Jahren besuchen. Wichtig ist zu beachten, dass es sich bei der Altersfreigabe um keine pädagogische Empfehlung handelt. Die FSK prüft lediglich, ob die Filme aufgrund von Gewalt- oder Sexszenen der Entwicklung des Kindes schaden könnten. Die Altersfreigabe gibt jedoch nicht Auskunft darüber, ob die Filme für Kinder diesen Alters auch geeignet sind.

Wie wählen Eltern den richtigen Film aus?

Laut Bundesgesundheitsministerium sollten Eltern keinesfalls Kindern die Fernbedienung überlassen. Vielmehr sollen sie ruhige, altersgerechte Sendungen ohne Gewalt auswählen. Kluge empfiehlt Eltern, ihr Kind aufmerksam zu beobachten, um seine Vorlieben kennenzulernen. Ist ein Kind eher ängstlich, sollte man besonders darauf achten, dass keine zu gruseligen Gestalten vorkommen.

„Es ist ein großer Vorteil, wenn Eltern ihr Kind gut kennen. Man sollte auf Augenhöhe kommunizieren und mit dem Kind gemeinsam passende Inhalte auswählen“, sagt sie. Am besten sei es natürlich, wenn Eltern die Filme bereits kennen würden. Sich die Filme im Vorhinein anzuschauen, dürfte im Alltag aber nicht immer möglich sein.

Alternativ kann man sich beispielsweise auf der Internetseite einer Medienkompetenz-Initiative von verschiedenen Landesmedienanstalten über Filminhalte informieren. Auf der Seite des Elternratgebers für TV, Streaming und Youtube findet sich eine große Anzahl von Kinderfilm-Besprechungen.

„Generell ist es für Kinder wichtig, dass gut und böse klar erkennbar sind“, sagt Kluge. Außerdem sollte die Geschichte mit einem Happy End ausgehen. „Kinder können sehr schlecht damit umgehen, wenn das Ende offen bleibt.“

Info

Kinderfilmtage Vom 17. bis 22. Januar 2023 finden die Stuttgarter Kinderfilmtage in der VHS Stuttgart (Treffpunkt Rotebühlplatz) und in den Innenstadtkinos statt. Es stehen 23 Filme für Kinder zwischen vier und vierzehn Jahren auf dem Programm. Mehr Infos finden Sie hier.

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Erstellt:
16. Januar 2023, 17:12 Uhr

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