Wunderbare Symbiose zwischen Holz und Blech

Simon Höfele und Elisabeth Brauß brillieren beim letzten Konzert für dieses Jahr im Bürgerhaus mit Trompete und Klavier.

Die Pianistin Elisabeth Brauß (links) und der Trompeter Simon Höfele zeigen im Bürgerhaus ihr Können als Duo. Foto: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Die Pianistin Elisabeth Brauß (links) und der Trompeter Simon Höfele zeigen im Bürgerhaus ihr Können als Duo. Foto: T. Sellmaier

Von Marina Heidrich

Backnang. Ein Klavier ist ein wunderbares, extrem anpassungsfähiges Instrument – je nachdem von wem es gespielt wird. Es kann einzeln abendfüllend bestehen, aber auch im Orchester oder mit anderen Soloinstrumenten. Aber die Kombination Klavier und Trompete im Duo – kann das funktionieren? Die Besucher im Backnanger Bürgerhaus diskutieren am Samstagabend schon vorab im Foyer über die doch etwas ungewöhnliche Besetzung.

Zunächst gibt es ein kleines Extrabonbon: Vor dem eigentlichen Konzert ist eine Einführung in die einzelnen Stücke geplant. Jasmin Bachmann, Musikvermittlerin beim SWR und als Moderatorin mit eigenem literarisch-musikalischen Programm keine Unbekannte, gibt zu jedem Werk und zu dessen Komponist einen kompetenten Überblick. Als besonderes Sahnehäubchen lassen es sich jedoch die beiden Künstler nicht nehmen, selbst einige Minuten lang Rede und Antwort zu stehen. Anstatt sich in die Garderobe zurückzuziehen, geben Simon Höfele und Elisabeth Brauß einfach unkompliziert ein kleines Interview.

Das Publikum stimmt in das ansteckende Lachen des Musikers ein

Der 27-jährige Höfele ist einer der erfolgreichsten Trompeter der jungen Generation. Gut gelaunt erzählt er, wie er überhaupt zur Trompete kam. „Eigentlich ist eBay daran schuld“, lacht Höfele. Er kommt aus einer Musikerfamilie. Sein Vater hatte sich eine kleine Fanfare bestellt, um diese als Wanddekoration zu nutzen. Der damals fünfjährige Simon war fasziniert davon und trötete immer wieder darauf herum. Schon damals stand für ihn fest: Ich werde Trompeter. Bevor er sein erstes eigenes Instrument bekam, musste er allerdings noch zwei Jahre warten – bis die Milchzähne alle ausgefallen und die zweiten nachgewachsen waren. Sonst spielt es sich sehr schwer.

Das Publikum stimmt in das ansteckende Lachen des Musikers ein, als er diese Episode erzählt. Auch Elisabeth Brauß ist mit Musik aufgewachsen. Der Vater der 21-Jährigen spielte Klavier und ist Dirigent und Professor für Opern/Dirigieren an der Musikhochschule Hannover. Genau wie Simon Höfele erhielt auch sie die Frühförderung für Hochbegabte. Sowohl Höfele als auch Brauß erhielten Auszeichnungen und liefen sich auch international immer wieder über den Weg – das erste Mal auf der Treppe des Londoner Royal Opera House, als er sein letztes und sie ihr erstes Konzert dort gab. Beide brennen für die Musik. Und beide mochten das Spiel des anderen, und so fragte Höfele einfach, ob die Kollegin nicht an einem Projekt Klavier/Trompete interessiert sei. Sie war.

Im Bürgerhaus steht eine ausgefallene musikalische Reise an: Im ersten Teil dominieren schwermütige Stücke des Franzosen Augustin Savard, seines rumänischen Zeitgenossen George Enescu und des erst 2012 verstorbenen Armeniers Alexander Arutjunjan, alles Musik des 20. Jahrhunderts. Elisabeth Brauß hat einen Soloauftritt mit Variationen (Opus 54) von Mendelssohn Bartholdy.

Nach der Pause geht die Reise weiter nach Österreich mit Karl Pilss, einem leider nicht mehr oft gespielten Komponisten. Seine Sonate für Trompete und Klavier zeigt die perfekte Symbiose, die Höfele und Brauß spielerisch miteinander eingehen. Bei Ravels „Sonatine pour piano“ stellt Elisabeth Brauß ihre unglaubliche musikalische Reife unter Beweis. Die junge Frau verschmilzt geradezu mit ihrem Instrument. Als absoluter Höhepunkt des Abends beschließt ein traumhaftes Arrangement von George Gershwins „Rhapsody in blue“ ein ungewöhnliches Konzert, das die Zuhörer zu Recht begeistert.

Klavier und Trompete – dieses Duo funktioniert sehr wohl. Vor allem, wenn es sich bei den beiden Partnern um so herausragende Musiker wie Simon Höfele und Elisabeth Brauß handelt. Dann wird aus einer Symbiose zwischen Holz und Blech ein wunderbares musikalisches Schmuckstück. Das letzte Konzert des Jahres im Bürgerhaus Backnang setzt somit nicht nur einen gelungenen Schlusspunkt, sondern ein dickes Ausrufezeichen.

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Erstellt:
13. Dezember 2021, 06:00 Uhr

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