„Fantasy Filmfest“ in Stuttgart

Zeitreisen und andere fantastische Filmblüten

Zum 38. Mal präsentiert das Fantasy Filmfest ausgefallene Genre-Kunst aus aller Welt – nicht nur für Fans und Auskenner ein Augenschmaus.

Szene aus dem Eröffnungsfilm „Speak no Evil“.

© © 2024 Universal Studios/Universal Pictures

Szene aus dem Eröffnungsfilm „Speak no Evil“.

Von Kathrin Horster

Der Tod ist ein gemeines Biest; er zerreißt Familien und löscht Individuen aus. Kein Wunder, dass der Mensch unablässig daran tüftelt, die Endlichkeit der Existenz zu überwinden. Bei der 38. Ausgabe des Fantasy Filmfests, das vom 11. bis 18. September im Stuttgarter EM-Kino gastiert, gibt es gleich mehrere, auf sehr unterschiedliche Weise ausgefallene Kinokunstwerke, die sich mit dem Thema „Mensch versus Sensenmann“ auseinander setzen.

Die griechisch-französische Co-Produktion „She loved Blossoms more“ (13.09., 13 Uhr) von Regisseur Yannis Veslemes, zum Beispiel, erzählt von drei Brüdern, die mit Hilfe einer selbst gebauten Zeitmaschine ihre lang verstorbene Mutter zurück holen wollen. Mit der im Kleiderschrank der Toten eingerichteten Zeitreisekapsel werden zunächst Ratten, Hühner und Ferkel experimentell und sehr makaber in verschiedenen Raum-Zeit-Dimensionen zerteilt, ehe schließlich Samantha, die neue Freundin der Brüder, in einen surrealen Schwebezustand zwischen Diesseits und Jenseits versetzt wird. Wer von Veslemes einen Null-Acht-Fünfzehn-Science-Fiction-Plot erwartet, bekommt stattdessen einen wild versponnenen Drogen- und Trauerrausch in knallbunten, psychedelischen Bildern mit Stroboskop-Gewittern.

Kaum weniger komplex und nur einen Tick konventioneller erweist sich der Zeitreise-Thriller „Things will be different“ (16.09., 15 Uhr) vom Regie-Debütanten Michael Felker aus den USA. Der erzählt von einem entfremdeten Bruder-Schwester-Gespann, das nach einem Raubüberfall in eine Zeitschlaufen-Falle auf einer verlassenen Farm gerät und das eigene, zerrüttete Verhältnis aufarbeiten muss, um ihr entkommen zu können.

Dies sind nur zwei Beispiele für den vielfältig aufgestellten Festivalkatalog mit Werken aus unterschiedlichsten Filmnationen jenseits der USA und Frankreich. Aus China kommt etwa die überdrehte Science-Fiction-Abenteuer-Actionkomödie „Escape from 21st Century“ (11.09., 21.45 Uhr) über drei Freunde, die sich mit einem Niesen von 1999 nach 2019 katapultieren und aus Versehen die Welt retten. Mit Filmen wie „The Substance“ (14.09., 19.45 Uhr, mit Demi Moore!) und „A Different Man“ (15.09., 17 Uhr) wirft das Festival einen kritischen Blick auf den allgegenwärtigen, toxischen Schönheits- und Selbstoptimierungswahn, während die schwarze True-Crime-Komödie „Plastic Guns“ (17.09., 17.15 Uhr) von John-Christophe Meurisse die menschliche Sensationsgier aufs Korn nimmt.

Matinee „Filmakademie Baden-Württemberg goes Fantasy Filmfest“

Wenige der beim Fantasy Filmfest präsentierten Werke wie „The Substance“ oder der verstörende Familienhorror „Speak no Evil“ (11.09., 19 Uhr) laufen mit Zeitversatz regulär im Kino an, andere sind später bei verschiedenen Streaminganbietern zu sehen oder als physische Ausgaben fürs Heimkino zu bekommen, manch anderer Titel bleibt rar. Mit der Spezialisierung auf Thriller, Horror, Science Fiction und schwarze Komödien hebt sich die vom Trio Rainer Stefan, Frederike Dellert und Artur Brzozowski kuratierte Schau vom regulären Mainstream-Kinoprogramm ab. Trotzdem richtet sich das Festival nicht nur an hartgekochte Horrorfans und distinguierte Genre-Auskenner, sondern an alle, die Lust auf Geschichten abseits bekannter Franchises und Muster, aber keine Angst vor cineastischen Grenzverschiebungen haben. Zwar findet das Festival auch noch in Berlin, Frankfurt, München, Nürnberg, Köln und Hamburg statt, ganz exklusiv in Stuttgart gibt es in diesem Jahr allerdings die Matinee „Filmakademie Baden-Württemberg goes Fantasy Filmfest“ (14.09., 11 Uhr) mit Kurzfilmen hiesiger Filmstudierender zu sehen.

Info und Karten: https://fantasyfilmfest.com/

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Erstellt:
9. September 2024, 12:24 Uhr

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