„Tatort“-Kritik aus Nürnberg
Zuviel Pathos und großes Theater
Der Abschied von Kommissarin Paula Ringelhahn gerät tränenreich. Nebenher ballern sich Nürnberger Normalos ab. Wie sehenswert war der letzte Fall von Dagmar Manzel?
Von Adrienne Braun
Was taugt „Trotzdem“? Der neue „Tatort“ aus Franken im Schnellcheck.
Die Handlung in zwei Sätzen Ein zu Unrecht verurteilter Häftling hat sich in seiner Zelle erhängt. Die Schwestern nehmen Rache am wahren Mörder – und eine Spirale der Gewalt wird in Bewegung gesetzt.
Zahl der Leichen 6
Ballerei Die fanatischen Rachegelüste, die hier offenbar alle haben, erinnern eher ans Mafiamilieu. Diese Nürnberger Normalos gehen allzu bereitwillig über Leichen – und knallen sich zum Schluss in schönster Wildwestmanier gegenseitig ab.
Abschied Der Ausstand von Kommissarin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) gerät sehr pathetisch und tränenreich. So schön sie singt – das Team steht unbewegt herum wie auf der Opernbühne.
Nackt Da muss man draufkommen: Als der Vater (Fritz Karl) des ermordeten Mörders die Schwestern mit der Pistole bedroht, greift Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) zu einer ungewöhnlichen Maßnahme – und läuft splitternackt über den Acker, um den aufgebrachten Mann abzulenken.
Unser Fazit Selten hat man so gestelzte Dialoge gehört wie hier und selten wird soviel bedeutungsschwer in die Luft gestarrt. Stoff und Regie waren schwach, sodass man Dr. Kaiser (Stefan Merki) am Schluss nur zustimmen kann: „Das ist alles nicht mehr zu tragen. Wie viel Wahnsinn!“
Spannung Note 4; Logik Note 3