100 Jahre christliche Jugendarbeit des CVJM

In Aspach knackt der Christliche Verein junger Menschen (CVJM) dieses Jahr die 100. Zwar ist es schwierig, ehrenamtliche Mitarbeiter zu gewinnen, doch bei den Kindern sind die von der evangelischen Kirche geprägten Angebote nach wie vor beliebt.

Einmal in der Woche treffen sich die Kinder zur Jungschar, hier vor der evangelischen Kirche in Kleinaspach. Fotos: CVJM Aspach/Allmersbach

Einmal in der Woche treffen sich die Kinder zur Jungschar, hier vor der evangelischen Kirche in Kleinaspach. Fotos: CVJM Aspach/Allmersbach

Von Anja La Roche

Aspach. Der Christliche Verein junger Menschen (CVJM) Aspach und Allmersbach am Weinberg kann eine lange Geschichte erzählen. Am 9. Juli 1922 als Christlicher Verein junger Männer gegründet, hat er den Zweiten Weltkrieg überstanden und ist bis heute ein Ankerpunkt für viele Kinder und Jugendliche in der Gemeinde. Seitdem hat sich einiges in der christlichen Jugendarbeit verändert, und doch ist sie im Kern dieselbe geblieben. Dieses Jahr wird der CVJM 100 Jahre alt.

Anekdoten aus dem alten „Jünglingsverein“ von damals erfährt man aus der Chronik zum vergangenen Jubiläum vor 25 Jahren. Ein langjähriges Mitglied berichtete damals, nach seiner Konfirmation 1927 dem Verein beigetreten zu sein. „Der Verein war damals ein kleines Häuflein. Die Älteren spielten im Posaunenchor, der nur aus acht Personen bestand. Von uns Jüngeren wurde erwartet, dass wir möglichst bald ein Instrument spielen lernten“, berichtete Albert Krautter. „Wir Jungen trafen uns am Sonntag zu unserem Gruppenabend. Wir machten Spiele, vom Schach bis zum Ringkampf.“ Er empfand den Verein als Segen für die Gemeinde, doch auch positive Veränderungen nannte er. So sind Mädchen heute ebenso willkommen im Verein. Auch die Räumlichkeiten haben sich verbessert: „Wir hatten damals lediglich die alte Kinderschule zur Verfügung, bestehend aus einem Raum.“ Inzwischen gehört dem CVJM das alte Pfarrhaus in Kleinaspach (siehe Infokasten).

Der Glaube ist der Kern der Vereinsarbeit

Aus einer etwas späteren Zeit kann Martin Übele, 59 Jahre alt, berichten. Er durchlief als Kind die altersgebundenen Stufen im Verein, von der Jungschar über die Jungenschaft bis zum Jugendkreis. „Früher gab es nur Fußball und CVJM“, sagt er. Die regelmäßigen Treffen mit den Gleichaltrigen seien für ihn Heimat und Freundschaft gewesen. „Und es hat bedeutet, selbstständig zu werden.“ Neben dem alljährlichen Highlight, dem Zeltlager, hatte er damals die Freitagabende im Jugendkreis am liebsten. „Danach ist man meistens noch losgezogen“, erinnert Martin Übele sich. Doch das Zentrale für ihn war und ist der Glaube, der sich wie ein roter Faden durch die Jugendarbeit ziehe; der biblische Bezug sei immer gegeben. So konnte er als junger Erwachsener seine Überzeugung an die nachrückenden Kinder der evangelischen Jugendarbeit weitergeben.

Eine aktuelle ehrenamtliche Mitarbeiterin des Vereins ist Lena Zisik, 19 Jahre alt. Sie studiert zwar inzwischen in Ludwigsburg, findet aber dennoch Zeit, die Jungscharen zu leiten. „So kann ich meine Freude zu Gott weitergeben“, sagt sie strahlend. Besonders reizvoll an der Jugendarbeit ist für sie das gemeinsame Zeitverbringen, ganz ohne die Ablenkung durch das Handy. Sie empfindet es als besonderes Privileg, dass der Verein das alte Pfarrhaus vollständig nutzen kann. Die Mitarbeiter können dort mit den Kindern jegliche Spiele und Aktionen umsetzen, die ihnen in den Sinn kommen. „Tischkickerturniere, Casinoabende, Kochabende, Hausspiele“, zählt Lena Zisik einige Möglichkeiten auf.

Im Jugendkreis wurde bereits in den 70ern und 80ern gemeinsam gebetet.

Im Jugendkreis wurde bereits in den 70ern und 80ern gemeinsam gebetet.

Auch während des Corona-Lockdowns bemühten sich die Mitarbeiter des CVJM, die Kinder mit kreativen Lösungen zu beschäftigen. Zum Beispiel warf Lena Zisik den Kindern Bastelsachen in den Briefkasten. Dadurch blieben die Jungschar, der Jugendkreis und die weiteren Projekte des Vereins über die lange Ruhephase hinweg präsent in den Köpfen der Kinder. Für Lena Zisiks Vater und Vereinsmitglied Frank Zisik ist das einer der Gründe, dass das Interesse der Kinder und Jugendlichen in der Pandemie nicht gesunken ist. „Dass wir während der Pandemie drangeblieben sind, das hat’s ausgemacht“, sagt er. Aktuell seien es etwa 100 Kinder und 60 Jugendliche, die an den Angeboten teilnehmen würden.

Der Glaube ist damals wie heute Leitfaden der Jugendarbeit. Doch wie vermutet ist die Bedeutung der Kirche bei den jungen Menschen heute geringer als damals, so Frank Zisik. Dass der CVJM hier eine Brücke zum Glauben schlagen kann, dafür ist Lena Zisik selbst ein gutes Beispiel. „Der Verein hat mich zum Glauben gebracht“, sagt sie. Zu den Vereinsangeboten eingeladen sind aber auch andersgläubige Kinder. „Es ist schön, dass alle kommen“, so die Studentin. Sie freut sich über den interreligiösen Austausch zwischen den jungen Teilnehmern.

Das ganze Jahr über feiern die Vereinsmitglieder das 100-Jahr-Jubiläum mit einem umfangreichen Programm. Zelebriert wird dabei auch das anhaltende Vereinsgeschehen und dass – trotz der heutzutage vielen anderen Beschäftigungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche – der CVJM weiterhin Anklang findet. „Es ist toll, dass das weiterlebt“, freut sich Martin Übele.

Historische Anekdoten zum CVJM Aspach/Allmersbach am Weinberg

Nach dem Krieg 1941 zahlten lediglich zwei Mitglieder ihren monatlichen Beitrag von 0,25 Reichsmark, schließlich endeten die Aufzeichnungen. „Der Krieg und die NSDAP machten eine Vereinsarbeit unmöglich“, berichtete der ehemalige Leiter des Posaunenchors 1997. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte der CVJM keine feste Struktur. Erst Ende der 60er-Jahre wurden wieder Rennen mit Seifenkisten im Kleinaspacher Weinberg veranstaltet. Zu diesem Zeitpunkt organisiert sich der Verein neu.

Altes Pfarrhaus 36 Jahre lang diente ein Kindergartenraum von „Tante Luise“ dem Jünglingsverein und Posaunenchor als Treffpunkt. Der CVJM wuchs mit den Jungscharen und Jugendkreisen an und durfte die Räumlichkeiten des Alten Pfarrhauses Kleinaspach ab etwa 1972 nutzen. Im Gegenzug verpflichtete der Verein sich, das Haus in Schuss zu halten. 1987 überschrieb die Kirche das Haus dem Verein. Das denkmalgeschützte Gebäude benötigt seither umfassende Renovierungsarbeiten.

Posaunenchor Eine alte Tradition des Vereins ist der Posaunenchor, der auch heute noch eine wichtige Rolle spielt. Otto Übele reaktivierte den 1922 in Kleinaspach gegründeten Chor, nachdem es nach dem Krieg kaum noch Bläser gab.

Jubiläumsprogramm Von Zeltlagerrevival über „100-Stunden-CVJM“ bis zum Casino-Gourmetabend – der Verein setzt ein umfangreiches Programm um, verteilt über das ganze Jahr. Dieses kann man unter www.cvjm-kleinaspach.de nachlesen.

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Erstellt:
12. April 2022, 11:00 Uhr

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