152000 Euro Spenden verteilt
BKZ-Leser helfen: Trotz der Coronapandemie beweisen die Leser der Backnanger Kreiszeitung bei der jüngsten Spendenaktion eine beeindruckende Hilfsbereitschaft. So können 19 Organisationen oder Hilfsvereine bei ihrem Schaffen unterstützt werden.
Von Matthias Nothstein
BACKNANG. In Zeiten der Krise schaut jeder zuerst nach sich selbst – so könnte man vermuten. Doch weit gefehlt. Noch nie haben die Abonnenten der Backnanger Kreiszeitung so viel gespendet wie für die jüngste Aktion „BKZ-Leser helfen“. Insgesamt sind mehr als 152000 Euro für den guten Zweck zusammengekommen. Und so können sich nun 19 verschiedene Organisationen und Hilfsvereine über eine Unterstützung freuen.
Bei der aktuellen Hilfsaktion der Backnanger Kreiszeitung handelt es sich inzwischen um die 25. Auflage. Oft wurde sie auch als Weihnachtsspendenaktion betitelt, wobei immer klar war, dass wir auch aktiv werden, wenn im Laufe des Jahres Hilfe benötigt wird. So wurden unter anderem vor zehn Jahren im Zuge der Hochwasserkatastrophe 10000 Euro für den örtlichen Hilfsfonds ausgeschüttet. Im vergangenen Frühjahr wurde erstmals auch während des Jahres zu Spenden aufgerufen, damals ging es um die Unterstützung der Backnanger Tafel, die aufgrund der Pandemie den Geschäftsbetrieb über Wochen hinweg einstellen musste. Damals spendeten die BKZ-Leser innerhalb weniger Tage knapp 10000 Euro. Genau genommen haben die Leser also im Jahr 2020 über 162000 Euro für den guten Zweck gegeben. Und dies trotz der Coronapandemie. Oder vielleicht auch gerade deshalb. Vielleicht haben die Menschen gespürt, dass ganz speziell in Krisenzeiten der Zusammenhalt der Gesellschaft so wichtig ist wie sonst nie.
Der Erlös der Spendenaktion wird nun für folgende Projekte oder Hilfen zur Verfügung gestellt, wobei die sechs Schwerpunktthemen jeweils mit 12000 Euro bedacht werden.
Es ist schon eine gute Tradition, dass ein Teil des Spendenerlöses dem stationären Hospiz in Backnang zugutekommt. Der Betrieb des Hospizes ist immer defizitär, der geschäftsführende Vorstandsvorsitzende der Hospizstiftung Rems-Murr, Heinz Franke, spricht von etwa fünf bis zehn Prozent der Kosten, die er Jahr für Jahr mit Spenden decken muss. Wohlgemerkt in normalen Jahren. In Zeiten der Pandemie ist der Abmangel noch größer, da etliche Kosten zusätzlich anfallen. Zudem verweist Franke darauf, dass seine Einrichtung personell immer gut aufgestellt ist, „wir fahren da an der Obergrenze, was die Kassen genehmigen“. Auch habe er den Pflegekräften und den anderen Mitarbeitern eine Zulage gezahlt für deren hohes Engagement während der Pandemie. Erhöhter Einsatz war unter anderem auch deshalb notwendig, weil sich bereits mehrfach Mitarbeiter das Virus eingefangen haben und dadurch ausgefallen sind. Die 12000 Euro, die nun dem Hospiz überwiesen werden, tragen dazu bei, dass der Betrieb weiterhin gut über die Runden kommt.
Denselben Betrag in Höhe von 12000 Euro erhält auch die Erlacher Höhe. Deren Chef Wolfgang Sartorius hatte deutlich zu verstehen gegeben, dass seine Einrichtung in der ersten Pandemiehochphase und auch bei der zweiten Welle in ganz erheblichem Maß in Schutzmittel wie FFP-2-Masken, Schutzanzüge, Kittel oder Flächen- und Händedesinfektionsmittel investieren musste. Und das ausgerechnet in einer Zeit, als die Preise schwindelerregend gestiegen sind.
Mit der 12000-Euro-Spende wird Sabine Laible, die stellvertretende Geschäftsführerin des Backnanger Alten- und Pflegeheims Staigacker, weitere Luftreinigungsgeräte anschaffen. Sie werden in den sechs Gemeinschaftsräumen des Staigackers aufgestellt und sorgen dafür, dass dort nicht mehr ständig gelüftet werden muss. Bislang verrichten lediglich zwei dieser Geräte ihren Dienst. „Ich konnte noch nicht mehr bestellen, weil ich nicht wusste, wie viel Geld wir von der Spendenaktion bekommen werden.“ Nun freut sich Laible darüber, dass sie gleich mehrere dieser sinnvollen Apparate nachordern kann. Im Bürgerheim Backnang stehen bereits zwei Geräte, sie waren dem Heim von einem Unternehmen gespendet worden. Und auch für das Haus Langenbach sollen noch zwei Luftreinigungsgeräte angeschafft werden.
Die 12000-Euro-Gabe hilft auch dem DRK-Ortsverein Backnang sehr, da bei ihm nahezu sämtliche Einnahmequellen versiegt sind. In anderen Jahren haben die fleißigen Mitglieder oft bei Vereinsfesten und -veranstaltungen den Sanitätsdienst übernommen. In der aktuellen Coronakrise gibt es keine Feste, keine Fußballturniere, keine anderen Sportveranstaltungen – mit anderen Worten: keine Einnahmen. Viele Ausgaben wiederum fallen trotzdem an. Zudem stehen am DRK-Standort Umbaumaßnahmen an.
Für die Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung Rems-Murr-Kreis fällt ebenso einer der Einnahmeschwerpunkte aus: die Freizeiten im Wilhelm-Traub-Haus im Backnanger Plattenwald. Geschäftsführerin Ursula Urbanski berichtet, dass bei den Freizeiten im Wilhelm-Traub-Haus die gehandicapten Gäste üblicherweise das ganze Wochenende versorgt und dadurch die Angehörigen extrem entlastet werden. In Coronazeiten sind Übernachtungen jedoch nicht möglich, sodass das Angebot nur auf einen Tag begrenzt werden muss und die Einnahmen dementsprechend geringer ausfallen. Zudem fallen weitere Einnahmen aus, die sonst etwa beim beliebten Stäffeleslauf oder beim traditionellen Leberkäsfest der Kasse gutgetan haben.
Für viele Geflüchtete ist der Neustart fern der Heimat sehr schwierig. Kommt jedoch noch eine Behinderung, eine psychische Erkrankung oder Analphabetismus hinzu, dann steigern sich die Schwierigkeiten zum Teil ins Unermessliche. Der Verein Zukunftswerkstatt Rückenwind kümmert sich in Backnang und Umgebung gezielt um solche Familien. Ein Schwerpunkt ist das Projekt Hierseinshelfer. Dabei begleiten Menschen, die selbst einen Flucht- oder Migrationshintergrund haben, ehrenamtlich andere Familien im Integrationsprozess. Die aktuell 28 Hierseinshelfer betreuen über 250 Personen. Um Termine in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Weinsberg, in den Krankenhäusern in Winnenden und Stuttgart sowie zahlreiche Behördengänge absolvieren zu können, möchte die Zukunftswerkstatt ein Auto anschaffen. Die 12000 Euro sind dafür der Grundstock.
Darüber hinaus befüllen wir dieses Jahr wieder die Fördertöpfe von Sozialstationen und anderen Organisationen mit je 8000 Euro. So ist es diesen Helfern möglich, Menschen in Not schnelle und unbürokratische Einzelfallhilfen zukommen zu lassen. Über solche Möglichkeiten dürfen sich freuen: die vier Diakoniestationen Backnang, Aspach, Weissach im Tal und Murrhardt sowie die katholische Sozialstation Backnang. Ebenso pflegen das Kreisjugendamt, das städtische Amt für Familie, Jugend und Bildung, der Verein Kinder- und Jugendhilfe Backnang und der Kreisdiakonieverband enge Kontakte zu all jenen Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.
Corona&Co. haben das Flüchtlingsthema zwar aus den Schlagzeilen verdrängt, aber das bedeutet nicht zwangsläufig, dass es keinen Bedarf mehr gibt. Und so werden vier Arbeitskreise oder Vereine mit je 2000 Euro unterstützt. Dies sind dieses Jahr der Arbeitskreis Asyl Backnang, der Arbeitskreis Integration Weissach im Tal, der Arbeitskreis Integration Auenwald und der Flüchtlingsverein Pyramidea. Sie benötigen die Unterstützung, um die vielseitigen integrativen Angebote in Backnang und den umliegenden Gemeinden aufrechterhalten zu können. Sie bieten zum Beispiel Sprachkurse und Nachhilfe an, begleiten bei Behördengängen und Arztbesuchen, helfen bei der Wohnraum- und Arbeitsplatzsuche und sind Ansprechpartner für die kleinen und auch großen Probleme des Alltags. Maria Neideck vom AK Asyl Backnang listet auch andere Hilfen auf. So gibt es kleine Zuschüsse für die Wohnungseinrichtung, bei Anwaltskosten oder wenn Flüchtlinge aus beruflichen Gründen den Führerschein machen müssen.