166000 Euro an Spenden von Backnanger Zeitungslesern verteilt

BKZ-Leser helfen Trotz der verschiedensten Krisen kommt bei der jüngsten Spendenaktion eine Rekordsumme von über 168.600 Euro zusammen. Mit dem Geld werden die Aktivitäten von 15 Hilfsorganisationen unterstützt.

An der Backnanger Tafel herrscht Hochbetrieb wie seit vielen Jahren nicht. Wenn alles teurer wird, Strom, Miete, Heizung, Essen, dann müssen vor allem Menschen mit geringen Einkommen bei den Ausgaben auf jeden Cent achten. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

An der Backnanger Tafel herrscht Hochbetrieb wie seit vielen Jahren nicht. Wenn alles teurer wird, Strom, Miete, Heizung, Essen, dann müssen vor allem Menschen mit geringen Einkommen bei den Ausgaben auf jeden Cent achten. Foto: Alexander Becher

Von Matthias Nothstein

Backnang. Die Energie- und Lebensmittelpreise bewegen sich auf Rekordniveau, die Kreditzinsen sind spürbar gestiegen und die Mieten ziehen nach. Angesichts der verschiedensten Krisen und der ganz konkreten Auswirkungen auf den Geldbeutel der Bürger wäre es verständlich gewesen, wenn das Spendenaufkommen bei der jüngsten Aktion von BKZ-Leser helfen eingebrochen wäre. Aber wie sehr man sich doch täuschen kann. Das Gegenteil ist nämlich der Fall. Noch nie haben die Leser der Backnanger Kreiszeitung mehr Solidarität bewiesen. In den vergangenen acht Wochen sind mehr als 168.600 Euro gespendet worden, weit mehr als im Rekordjahr zuvor, als ebenfalls schon stolze 152.000 Euro an die verschiedensten Hilfsorganisationen verteilt werden konnten. In diesem Jahr erhalten nun 15 Vereine, Ämter oder Diakoniestationen Zuschüsse für ihre segensreiche Arbeit in Höhe von 166.000 Euro. Eine kleine Summe verbleibt vorerst auf dem Spendenkonto, falls im Lauf des Jahres eine dringende Hilfe spontan notwendig ist. Der Erlös der Spendenaktion wird für folgende Projekte oder Aktionen zur Verfügung gestellt:

Backnanger Tafel Bundesweit schaffen es die Tafelläden derzeit in die Schlagzeilen. Die große Zahl an Ukrainern und sonstigen Bedürftigen, aber genauso die Inflation bei den Lebensmittelpreisen und die hohen Energiekosten lassen die Kundenzahl allerorten stark steigen. Auch in Backnang standen die Berechtigten an einigen Tagen schon in langen Warteschlangen vor dem Eingangstor des Famfuturs in der Theodor-Körner-Straße. Für Heinz Franke vom Verein Kinder- und Jugendhilfe Backnang gibt es trotzdem noch keinen Neukundenstopp, wenngleich andere Tafeln im Landkreis einen solchen bereits ausgesprochen haben. Aktuell fehlt es Franke zufolge vor allem an Mitarbeitern. Immerhin bei einem Problem gibt es eine leichte Entspannung: Während im Herbst noch die Warenströme nachgelassen haben, freut sich Franke derzeit „über viele private Waren- und Geldspenden, die uns sehr geholfen haben“. Die Förderung von 18.000 Euro nutzt Franke, um das Defizit der Tafel auszugleichen: „Wir mussten die Tafel bisher aus Eigenmitteln quersubventionieren, seit dem vergangenen Jahr ganz besonders. Aber das funktioniert nicht ewig. Da kommt die Unterstützung durch die Weihnachtsaktion gerade richtig.“

Mehr Angebote für Menschen mit Behinderung

Lebenshilfe Rems-Murr Über ebenfalls 18.000 Euro darf sich die Lebenshilfe Rems-Murr freuen. Die Organisation, die Menschen mit Behinderung und deren Angehörige auf vielfältige Weise unterstützt, verwendet das Geld vor allem für die Ausweitung ihres Angebots. Bislang standen Wochenenderlebnisse im Wilhelm-Traub-Haus, Ferienfreizeiten, Urlaubsreisen und Freizeitgruppen auf dem Programm. Diese Angebote wird es auch weiter geben, da die Angehörigen von Menschen mit Behinderung durch solche Angebote schon seit vielen Jahren die Gelegenheit erhalten, eine kurze Auszeit nach ihren eigenen Vorstellungen zu gestalten. Aber auch die Menschen mit Behinderung können Freunde treffen, etwas zusammen machen und Spaß haben. Mit dem Zuschuss kann die Lebenshilfe ihre Aktivitäten erweitern. Dies ist sinnvoll, da bei vielen Familien schon lange der Wunsch nach neuen Einzelveranstaltungen und Kursen besteht. Die Lebenshilfe hat ein Paket an Freizeitaktivitäten zusammengestellt und dabei besonders die Menschen im Blick, die von ihren Angehörigen nicht finanziell unterstützt werden können. Mit der BKZ-Förderung könnten die Aktivitäten so günstig angeboten werden, dass alle sich diese leisten könnten.

166000 Euro an Spenden von Backnanger Zeitungslesern verteilt

Zukunftswerkstatt Rückenwind Die Aufgaben des Backnanger Vereins Zukunftswerkstatt Rückenwind (ZWR) wachsen und wachsen, nicht zuletzt wegen des Ukrainekriegs. Neben der Beratung von Familien steht die Kinderbetreuung ganz oben auf der Agenda. So wurden in der vergangenen Weihnachtsferienaktion Programmpunkte für mehr als 140 Kinder organisiert. Längst schon hat der Verein viele Aktivitäten auf ein Gartengrundstück verlagert, das als zusätzliche Begegnungsstätte genutzt wird, da das Büro in der Schillerstraße nicht mehr für die Masse an Kindern und jungen Menschen ausreicht. Auf dem Grundstück haben die Verantwortlichen ein kleines Paradies für Klein und Groß geschaffen. Im vergangenen Jahr wurde dort unter anderem mit zwei Kindergruppen gezeltet, es fanden Sportworkshops und Fußballturniere statt, aber es wurde auch immer wieder gemeinsam gefeiert. Während der Garten derzeit im Winterschlaf liegt, haben im Januar bereits Workshops für die Kinder zum Thema Nachhaltigkeit begonnen. Weitere zu den Themen Umweltschutz oder gesunde Ernährung werden folgen. Der Zuschuss in Höhe von 18.000 Euro wird vor allem für solche Workshops und Angebote benötigt.

Ein anderes Einsatzfahrzeug

DRK-Ortsverein Backnang Zur Sicherstellung seiner Bereitschaftsdienste benötigt der DRK-Ortsverein Backnang zwei Fahrzeuge. Nur so können Paralleldienste auch fachgerecht übernommen werden. Da eines der Fahrzeuge die medizintechnische Prüfung nicht bestanden hat und derzeit nicht einsatzbereit ist, will der Ortsverein ein „neues“ gebrauchtes Fahrzeug kaufen. Mit den 18.000 Euro Zuschuss und mit dem Verkaufserlös des bisherigen Fahrzeugs müsste die Finanzierung geklärt sein. Ein weiterer Vorteil des moderneren Fahrzeugs ist, dass es keine Probleme mehr mit der Fahrerlaubnis gibt. Denn das bisherige Auto durfte nur von Inhabern der Führerscheinklasse C gesteuert werden. Viele jüngere Mitglieder sind nicht im Besitz dieser Fahrlizenz.

Flüchtlingsinitiativen Mit jeweils 3.000 Euro werden die Flüchtlingsinitiativen in Backnang, Allmersbach im Tal, Althütte, Aspach, Auenwald und Weissach im Tal unterstützt. In diesen Gemeinden kümmern sich die örtlichen Initiativen noch sehr intensiv um Geflüchtete. Die meisten dieser Helferkreise existieren seit der Flüchtlingskrise 2015 und bieten bis heute vielfältige Hilfsangebote, Sprachkurse und Begegnungsangebote an.

Unbürokratische Hilfe

Fördertöpfe Traditionell erhalten mehrere Institutionen einen Fördertopf, mit dem sie Menschen in Not unbürokratisch helfen können. Und zwar immer in solchen Fällen, in denen vom Gesetzgeber keine Hilfe vorgesehen ist. In diesem Jahr gibt es neun solcher Fördertöpfe. Zum Zug kommen die vier Diakoniestationen Backnang, Aspach, Weissach im Tal und Murrhardt. Deren Mitarbeiter kennen die Nöte der Menschen in Backnang und im Umland besonders gut. Sie kommen in die Häuser und Familien und lernen die Menschen kennen. Ebenso pflegen das Kreisjugendamt, das städtische Amt für Familie und Jugend, der Verein Kinder- und Jugendhilfe Backnang, der Kreisdiakonieverband und die Erlacher Höhe enge Kontakte zu all jenen Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.

Offener Mittagstisch Eine Unterstützung in Höhe von 4.000 Euro erhält auch die Evangelisch-methodistische Gemeinde Backnang für ihren offenen Mittagstisch, den sie seit 2014 von April bis Oktober immer mittwochs in der Zionskirche anbietet. Es ist ein niederschwelliges Angebot für sozial schwächere Menschen. Weil aber auch Normalverdiener zum Mittagessen eingeladen sind, kommen bei dem Treff unterschiedliche Gruppen zusammen. In der Küche ist manches in die Jahre gekommen, so Pastor Holger Meyer. Mit dem Zuschuss werden unter anderem große Töpfe und eine großküchentaugliche Küchenmaschine angeschafft. Außerdem möchte Meyer ein Besprechungszimmer einrichten.

Die Spendenverteilung im Überblick: Backnanger Tafel: 18.000 Euro Lebenshilfe Rems-Murr, Erweiterung der Angebote im Raum Backnang: 18.000 Euro Deutsches Rotes Kreuz, Ortsverein Backnang, neues Fahrzeug: 18.000 Euro Zukunftswerkstatt Rückenwind Backnang, Erweiterung der Angebote: 18.000 Euro Sechs lokale Flüchtlingsinitiativen (je 3.000 Euro): 18.000 Euro Diakoniestation Backnang: 8.000 Euro Diakoniestation Mittleres Murrtal, Aspach: 8.000 Euro Diakoniestation Weissacher Tal, Weissach im Tal: 8.000 Euro Diakonie ambulant, Murrhardt: 8.000 Euro Kreisjugendamt, Backnang: 8.000 Euro Stadt Backnang, Amt für Familie, Jugend und Bildung: 8.000 Euro Kreisdiakonieverband Backnang: 8.000 Euro Verein Kinder- und Jugendhilfe, Backnang: 8.000 Euro Erlacher Höhe, Großerlach: 8.000 Euro Evangelisch-methodistische Gemeinde, offener Mittagstisch: 4.000 Euro Gesamt 166.000 Euro Liebe Leserinnen, liebe Leser, Wir geben es ehrlich zu: Als Ende November die mittlerweile 28. Spendenaktion unseres Vereins BKZ-Leser helfen begann, waren wir ein bisschen skeptisch. Der enorme Preisanstieg nicht nur bei Gas und Strom, sondern in fast allen Lebensbereichen betrifft jeden von uns. Verständlicherweise machen sich deshalb viele Gedanken, wo sie Geld sparen können. Und so hatten wir eigentlich damit gerechnet, dass die eine oder der andere auch beim Spenden spart und wir diesmal weniger Geld verteilen können als in den vergangenen Jahren. Dass unsere Aktion heute nun erneut mit einem Rekordergebnis zu Ende geht, hat uns verblüfft und beeindruckt. 166000 Euro dürfen wir an soziale Einrichtungen aus der Region verteilen – das sind noch einmal 14000 Euro mehr als in den vergangenen beiden Jahren. Für diese überwältigende Unterstützung möchten wir uns heute ganz herzlich bei allen Spenderinnen und Spendern bedanken. Es macht uns stolz, dass wir mit Ihrer Unterstützung jedes Jahr so viel Gutes im Raum Backnang bewirken können. Gleichzeitig ist das Vertrauen, das Sie uns mit Ihrer Spende entgegenbringen, aber auch eine Verpflichtung. Deshalb versprechen wir Ihnen auch für die Zukunft, dass wir die geförderten Projekte und Initiativen mit großer Sorgfalt auswählen und alle Spenden ohne Abzug weiterleiten. Werner Stroh, Vorsitzender BKZ-Leser helfen e.V., und Kornelius Fritz, Redaktionsleiter.

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Erstellt:
21. Januar 2023, 06:00 Uhr

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