2,3 Millionen Euro durch Love-Scamming verloren

Die digitale Betrugsmasche ist auch im Rems-Murr-Kreis verbreitet. Die Polizei warnt eindringlich davor.

Immer neue Betrugsmaschen beschäftigen die Polizei. Symbolfoto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Immer neue Betrugsmaschen beschäftigen die Polizei. Symbolfoto: Tobias Sellmaier

Rems-Murr. Beim sogenannten Love-Scamming beziehungsweise Romance-Scam (Scam ist das englische Wort für Betrug) suchen Betrüger in sozialen Netzwerken oder Online-Partnerbörsen nach potenziellen Opfern, die sie mit Liebesbekundungen und Komplimenten überhäufen, um eine emotionale Bindung aufzubauen – wobei sie nur auf Geld aus sind. Die Polizei warnt vor dieser Betrugsmasche. Die Betrüger, heißt es in einer Pressemitteilung der Polizei, geben sich in vielen Fällen als attraktive Männer oder Frauen aus, die scheinbar erfolgreich im Berufsleben stehen. Oftmals täuschen sie vor, sich im Auslandseinsatz oder generell im Ausland zu befinden. Unter verschiedensten Vorwänden bitten die Betrüger um finanzielle Unterstützung – das kann nach wenigen Tagen, aber auch erst nach Wochen oder Monaten geschehen. Durch das Vorspielen beispielsweise persönlicher und finanzieller Probleme, Krankheiten oder pflegebedürftiger Familienangehöriger wird das aufgebaute Vertrauen schamlos ausgenutzt. Wird einmal Geld überwiesen, folgen entweder weitere Forderungen oder der Kontakt bricht plötzlich ab. Ein persönliches Treffen findet nie statt.

Wie die Betrugsmasche ablaufen kann, zeigt ein Fall, der sich im vergangenen Jahr zugetragen hat. Dabei erlangte eine Betrügerin über eine Dating-Plattform das Vertrauen eines Mannes aus dem Rems-Murr-Kreis und versetzte ihn in den Glauben, dass sie als Notfallärztin in einem Militärcamp im Jemen arbeite. Da sie das Camp derzeit nicht verlassen könne, jedoch Geld für die Pflege ihrer Mutter benötige, bat sie den Mann um finanzielle Hilfe. Dieser kam dieser Bitte nach und überwies in mehreren Schritten insgesamt rund 45000 Euro. Im weiteren Verlauf versetzte die Frau den Geschädigten in den Glauben, dass sie im Besitz von 510 Kilogramm Gold im Wert von mehr als 30 Millionen Euro sei. Um nach ihrer Tätigkeit im Militärcamp mit dem Geschädigten ein schönes Leben genießen zu können, wolle sie das Gold nun verkaufen. Dazu müsse das Gold jedoch zunächst an einen sicheren Ort transportiert werden. Die Kosten für den Transport in Höhe von etwa einer Million Euro könne sie derzeit nicht bezahlen, weshalb sie den Mann bat, sein Vermögen leihweise dafür einzusetzen.

Durch das Übersenden eines Vertrags und eines Goldgeschenks sowie durch den persönlichen Kontakt zu einem angeblichen Goldhändler wurde dem Geschädigten für ihn glaubhaft versichert, dass die Frau tatsächlich im Besitz des Golds sei. In der Folge überwies er das Geld in mehreren Teilbeträgen auf verschiedene Konten.

Unter Vorspielen weiterer unwahrer Tatsachen kam es zu weiteren Forderungen, welchen der Geschädigte ebenfalls nachkam. Es entstand ein Gesamtschaden in Höhe von etwa 2,3 Millionen Euro. Der Kontakt zur angeblichen Notfallärztin brach daraufhin abrupt ab.

Die Polizei macht deutlich: Die erfundenen Geschichten können stark variieren. Sie müssen nicht nach dem dargestellten Muster verlaufen. Im Endeffekt erfüllen die Täterinnen und Täter dem Opfer das Bedürfnis nach Liebe, Anerkennung und Aufmerksamkeit und missbrauchen die gewonnene emotionale Bindung und das aufgebaute Vertrauen durch Geldforderungen.

Wie kann man Love- beziehungsweise Romance-Scammer erkennen?

Kontaktaufnahme Die Kontaktaufnahme durch die Betrüger erfolgt in der Regel über soziale Netzwerke oder Dating-Plattformen.

Sprache Betrüger kommunizieren meist in englischer oder deutscher Sprache.

Bilder Die verwendeten Bilder zeigen oft besonders attraktive Männer oder Frauen. Die Bilder sind meist gestohlen oder gefälscht. Wer an der Echtheit der Fotos zweifelt, sollte online recherchieren, ob das Material der Person auf ihrem Profil schon anderweitig verwendet wurde (etwa über eine Bilder-Rückwärtssuche auf Google oder einen sogenannten AI Image Detector). Werden die Bilder nicht gefunden, bedeutet das nicht automatisch, dass es sich nicht um einen Betrüger oder eine Betrügerin handelt.

Nachrichteninhalt Scammer wollen alles über ihr Opfer wissen (Hobbys, ehemalige Partner, Kinder, Freunde et cetera) und überhäufen ihre Opfer bereits nach kurzer Zeit mit Liebeserklärungen.

Verbindungen ins Ausland Die Scammer nennen unterschiedlichste Gründe für die Verbindungen ins Ausland (zum Beispiel Geschäftsreisen, Auslandseinsätze oder familiäre Bindungen/Probleme). Auch das muss nicht immer sein.

Geldforderungen Die Scammer bringen verschiedenste Gründe hervor, weshalb sie Geld von den Opfern benötigen.

Ausreden Die Täter werden immer eine Erklärung dafür haben, warum ihre Webcam nicht funktioniert, warum sie im letzten Moment eine geplante Reise, um das Opfer zu treffen, doch nicht antreten können und warum sie ständig noch mehr Geld brauchen.

Wie kann man sich schützen? Grundsätzlich sollte man auf Partnerbörsen, Chatportalen und sozialen Netzwerken immer mit Vorsicht agieren, insbesondere wenn erwachsene Menschen ohne persönliches Treffen plötzlich von Liebe und einer gemeinsamen Zukunft sprechen oder Geldforderungen stellen, betont die Polizei. Auch durch Videotelefonate oder übersendete Ausweisdokumente, Zertifikate, Verträge und Passbilder sollte man sich nicht blenden lassen. Denn auch diese werden durch die professionell agierenden Täter gefälscht und zur Täuschung genutzt. Die Polizei rät dazu, im Zweifelsfall Kontakt zur Polizei aufzunehmen. Weitere Infos findet man auf https://t1p.de/lovescamming. pol

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Erstellt:
20. Januar 2025, 11:30 Uhr

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