24 Frauen und 24 Männer beschenken sich in Aspach mit selbst kreierten Adventskalendern
Vor drei Jahren haben die Frauen in Allmersbach am Weinberg die Tradition begonnen. Die Männer im Ort zogen ein Jahr später nach. In harmonischer Runde werden die Kleinigkeiten sortiert und bei einem Übergabefestle verteilt.
Von Katharina Lehle
Aspach. Das Wohnzimmer von Familie Schietinger in Allmersbach am Weinberg gleicht der Außenstation des Weihnachtsmanns: Eine Ecke des Wohnzimmers füllen Kisten, Tüten und Körbe. Sie sind vollgepackt mit jeweils 24 wohldurchdachten und oftmals auch selbsthergestellten Kleinigkeiten. An diesem Abend gilt es, die beschrifteten Päckchen und Säckchen so zu sortieren, dass sie am Ende einen besonderen, so nirgends zu kaufenden Adventskalender ergeben.
Noch ehe am Kalender die letzte Monatsseite aufgeschlagen wird, werkeln Wochen zuvor 24 Frauen und 24 Männer in heimischen Küchen und Garagen, um anderen die Vorweihnachtszeit zu versüßen. Am Ende werden die Gaben gut verpackt und mit einer Nummer versehen. Organisatorin Claudia Schietinger überraschte die anderen schon mit Kirschlikör und Quittengelee. Sie selbst durfte sich unter anderem über einen selbst gehäkelten Schlüsselanhänger, einen Makrameeweihnachtsring, einen Uhrwerkbausatz, eine Gewürzmischung, Pralinen und Gutsle freuen.
Diese Art Kalender entsteht nun zum dritten Mal. Die Idee dazu kam während der Coronazeit 2020. „Wir wollten einfach etwas machen, das die Allmersbacher Frauen zusammenbringt“, berichtet Claudia Schietinger. Also rief man im Freundes- und Bekanntenkreis zum Mitmachen beim „Adventskalender von Frauen für Frauen“ auf. „Und weil es so schön war, machen wir damit weiter“, so die Gastgeberin. „Was die Frauen können, können wir auch“, sagt Michele Vincifora lachend. Daher gibt es seit vergangenem Jahr eine Version für die Männer. Auch für Nachwuchs ist schon gesorgt. 18 bis 55 Jahre ist der Kreis der aktuellen Teilnehmer. „Die Volljährigkeit ist wichtig, da ein paar alkoholische Sachen dabei sind“, erklärt die ausgelassene Runde.
Die Frauen schenken anders als die Männer
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„Ich finde die Aktion schön, weil wir uns bis Weihnachten jeden Tag über ein besonderes Päckchen freuen dürfen“, sagt Helga Schwarz und berichtet, dass sie die Idee vom Frauenadventskalender bei einer Freundin in Neustadt aufgegriffen und nach Allmersbach getragen hat. Aus Kleinhegnach kommend ist sie eine von zwei „Exoten“ in der Allmersbacher Damenrunde. Die Riege der Männer ist gemischt und reicht von Murrhardt bis zur Schwäbischen Alb.
Schenken Frauen anders als Männer? „Definitiv“, meint Helga Schwarz sofort. Bei den Frauen merke man die Kreativität stärker. Die Männer schenken sich eher Brauchbares, allem voran Werkzeug. So kamen 24 Männer 2022 zu wiederverschließbaren Kabelbindern. „Weil man die immer gebrauchen kann“, erklärt Thomas Schwarz und outet sich als Umsetzer. „Ich fand das toll. Das habe ich so vorher nicht gekannt“, sagt Hansi Eberle. Der Backnanger macht mit, „weil es schön ist, etwas auszupacken“. Und: „Ich freue mich über die Vielfalt, die ich bekomme.“ „Bei uns Frauen gibt es den Anspruch, jedes Jahr etwas Neues weiterzugeben“, so Helga Schwarz. Dopplungen habe es bisher selten gegeben. Bis auf diese: gebrannte Mandeln. Schnell aufgegessen waren sich trotzdem. Einen Flaschenöffner suche man eh ständig und das zweite Bier zählt nicht so recht, das sei schließlich ein Badebier gewesen. „Wichtig ist vor allem, dass es 24 gleiche, bis zu Heiligabend haltbare Sachen sind“, betonen die Beteiligten.
Was sich in Streichholzschachteln, zugenähten Packpapierpäckchen und Co. verbirgt, ist schon unter dem Jahr Gesprächsthema. So sammelte man dieses Jahr bei einem gemeinsamen Grillfest Ideen. Mit so viel Herzblut beschenkt man sich wohl nur in vertrauter Runde. „Wir machen auch unter dem Jahr einiges zusammen“, sagt Thomas Schwarz und berichtet von Vatertagsausflügen, Bier-Pong-Turnieren, Konzerten und Urlauben. Die Zeit, die jeder und jede Einzelne für den Kalenderbeitrag investiert, variiert. Claudia Schietinger beispielsweise brauchte dieses Mal im Schnitt sieben Stunden für die Herstellung und etwa eine Stunde für das Verpacken. An zwei „harmonischen Abenden“ wie diesem sortiert die 49-Jährige gemeinsam mit Freundin Annette Vincifora die eingetrudelte Ware. Am ersten Dezember wird das Übergabefestle mit Glühwein und Punsch zelebriert. Wer nicht kommen kann, bekommt seine Kalenderbox ins Haus geliefert – ganz so wie es der Weihnachtsmann machen würde.
Schenken im Kleinen Von den Allmersbachern und ihren Freunden kann man das Schenken im Kleinen lernen.
Anleitung Für einen selbst hergestellten Lippenbalsam werden benötigt: zehn Gramm Sheabutter, zehn Gramm Bienenwachs, zehn Gramm Olivenöl (alternativ Mandel- oder Kokosöl), optional ein bis zwei Tropfen ätherisches Öl sowie als Hilfsmittel zwei Aluminiumdöschen, ein Topf, ein Sieb, eine hitzebeständige Schale und ein kleiner Löffel.
Zubereitung Die Sheabutter, das Bienenwachs und das Olivenöl in die Schale geben. Ein wenig Wasser im Topf erhitzen (nicht zum Kochen bringen) und die Schale mithilfe eines Siebs in den Topf hängen. Sobald sich die Zutaten verflüssigt haben, alles zu einer gleichmäßigen Masse verrühren. Die Schale aus dem Wasserbad nehmen, den Inhalt etwas abkühlen lassen und eventuell ein ätherisches Öl dazugeben. Den Balsam direkt in die Döschen umfüllen, aushärten lassen und für eine Stunde in den Kühlschrank stellen.