Von Uwe Flegel und Steffen Grün

SGM heißt Spielgemeinschaft. Dahinter verbergen sich zum Beispiel im Fußball fast immer zwei oder gar mehrere Vereine, die sich im sogenannten Spielbetrieb zusammenschließen, um gemeinsam eine oder gar mehrere Mannschaften stellen zu können. So wie in Murrhardt, wo der VfR und die beiden Stadtteilvereine SC Fornsbach sowie Spvgg Kirchenkirnberg im Jugendbereich ab der E-Jugend die SGM Murrhardt bilden. Die funktioniert, als Spiel- wie auch als Arbeitsgemeinschaft. Probe aufs Exempel war der 29. BKZ-Mini-Cup. Während der Nachwuchs im Trauzenbachstadion zwei Tage lang nach Herzenslust dem Ball hinterherjagte, war der VfR als Ausrichter gefordert. Bestens unterstützt wurde er dabei von seinen beiden Partnervereinen.

Der Murrhardter Jugendfußball ist bislang der große Gewinner

Doch nicht nur deshalb bezeichnet Marco Hess den Entschluss zum Zusammenschluss der Jugendkicker der drei Murrhardter Vereine als „das Beste, was dem Fußball in unserer Stadt passieren konnte“. Die Zusammenarbeit zwischen den Machern der Klubs im eigens gebildeten SGM-Ausschuss funktioniere megagut, betont der VfR-Jugendleiter und erntet zustimmendes Nicken seiner Mitstreiter. Auch sie sind mehr als zufrieden damit, was sich im ersten Jahr entwickelt hat. Erst recht nach den drei tollen Fußballtagen mit der Mini-EM der C-Jugendteams aus Murrhardt sowie den Partnerstädten Château-Gontier (Frankreich), Frome (England), Rabka-Zdrój (Polen) und dem italienischen Pieve di Soligo (wir berichteten), beim Public Viewing zum EM-Viertelfinale und beim 29. BKZ-Mini-Cup.

Bei dem galt es schließlich, zwei Tage lang über 600 kickende Jungs und Mädels sowie deren große und kleine Geschwister, ihre Trainer, Eltern, Großeltern und was es da sonst noch alles an Familie sowie Freunden gibt zu betreuen und zu verköstigen. Das alles auch noch unter leicht erschwerten Bedingungen, hatte es doch all die Tage zuvor und auch noch am Samstagnachmittag und in der Nacht immer wieder geregnet. Entsprechend schmierig und schwierig war der Rasen im Stadion.

„Der VfR hätte das ganze Programm nicht alleine geschafft“, sagt Marco Hess. Er verweist auf die rund 200 Helfer, die für den Auf- und Abbau des Festzelts, die Getränke- und Essensausgabe, die Turnierleitung und viele weitere sichtbare und unsichtbare Jobs benötigt wurden. Und so war es zum Beispiel Björn Wolpert, der am Sonntagmorgen im Trauzenbachstadion die Linien erneut streute, die der Regen abgewaschen hatte. „Das hätte ich mir vor zehn oder fünf Jahren noch nicht vorstellen können“, räumt der Abteilungs- und Jugendleiter der Spvgg Kirchenkirnberg angesichts der früheren Rivalität lachend ein: „Nicht einmal vor zwei Jahren.“ Ähnliches gilt für einige der Frauen und Männer, die zur selben Zeit die Brezeln mit Butter beschmierten, die selbst gebackenen Kuchen in die Auslage stellten, die Grills anheizten oder die Fritteusen anschmissen.

Murrhardts Bürgermeister Armin Mößner erkannte bei der Siegerehrung des BKZ-Mini-Cups die Leistung an, die von der als Spiel- und ganz offensichtlich auch als Arbeitsgemeinschaft funktionierenden SGM vollbracht wurde. Deshalb schmerzte ihn der Blick auf das doch nicht mehr ganz frisch aussehende Grün inmitten des Stadions nicht ganz so arg. Als Marco Hess mit leichtem Schmunzeln unkte: „Wenn ich mir den Platz so anschaue, dann dauert es wohl ein Weilchen, bis wir den BKZ-Mini-Cup erneut ausrichten können“, nahm Mößner den Ball auf. Sein Versprechen: „Am Rasen lassen wir es nicht scheitern.“ Eher ist es Fakt, dass das Trauzenbachstadion nun bereits das dritte Mal Schauplatz war und unsere Zeitung vor einem vierten Gastspiel erst die anderen Kandidaten berücksichtigt.

Wobei Hess und seine Mitstreiter gezeigt haben, dass sie anpacken können und die Zusammenarbeit funktioniert. Letzteres gilt aber nicht nur für die Fußballer, sondern auch für andere Vereine in Murrhardt. Als es zum Beispiel auf dem Stadtfest bei einem anderen Klub mit Brötchen eng wurde, genügte ein Anruf beim VfR und fast 200 Teiglinge wurden vom Trauzenbachtal in die Innenstadt gekarrt. Der Hunger der jungen Kicker und ihrer Begleiter war am späten Sonntagnachmittag bereits gestillt, nun wurde eben der Kampf gegen knurrende Mägen auf dem Marktplatz unterstützt.

Ein Sulzbacher im VfR-Trikot an der Murrhardter Fritteuse

Unter die Arme griffen dem VfR allerdings nicht nur seine Partnervereine. Auch Marco Munz vom FV Sulzbach half fleißig mit – wenn auch nicht ganz freiwillig, wie Marco Hess lachend erzählt. Munz musste gegenüber Hess eine Wettschuld einlösen. Bayern-Fan Munz und VfB-Anhänger Hess hatten vor dem Bundesliga-Duell zwischen München und Stuttgart abgemacht, dass derjenige, dessen Lieblingsklub verliert, beim Turnier des anderen in dessen Trikot einen Nachmittag am Grill steht. Nach dem 2:1-Sieg der Wasenkicker stand nun eben FVS-Mann Munz im VfR-Dress in Murrhardt an der Pommes-Fritteuse und machte gute Miene zum verlorenen Spiel. Hess gesteht: „Für mich als Ur-Murrhardter wäre es sehr hart gewesen, nächsten Sonntag in Sulzbach in deren Trikot am Grill zu stehen.“ Mit viel Süffisanz fügt er dann noch hinzu: „Ich glaube, dass es für meinen Kumpel als Ur-Sulzbacher auch nicht ganz leicht war.“ Wer weiß, vielleicht heißt SGM ja gar nicht Spiel-, sondern Spottgemeinschaft. Aber eigentlich ist das egal, so lange die Arbeitsgemeinschaft funktioniert.