Funde aus der Gockenbecherkultur
4500 Jahre alte Gräber von Kriegern entdeckt
Bei Förderstedt in Sachsen-Anhalt sind im Rahmen archäologischer Untersuchungen Gräber der endneolithischen Glockenbecherkultur (2500 bis 2050 v. Chr.) mit teils überraschenden Funden freigelegt worden.
Von Markus Brauer
Im Vorfeld des Baus der künftigen Stromtrasse SuedOstLink finden derzeit archäologische Untersuchungen des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie (LDA) Sachsen-Anhalt statt.
An verschiedenen Stellen entlang des Trassenverlaufes ermöglichen diese Einblicke aufschlussreiche, mitunter unerwartete neue Erkenntnisse zur Nutzungsgeschichte der seit Jahrtausenden besiedelten Kulturlandschaft zwischen Wolmirstedt und der südlichen Landesgrenze bei Droyßig.
So sind bei Förderstedt im Salzlandkreis Gräber der endneolithischen Glockenbecherkultur (2500 bis 2050 v. Chr.) mit teils überraschenden Funden freigelegt worden.
Glockenbecherkultur
Die Glockenbecherkultur, so benannt nach der charakteristischen Form ihrer Keramikgefäße, breitet sich ab 2500 . Chr. in Europa aus. Sie nimmt dabei keine geschlossene Verbreitung ein. Vielmehr existieren die Gemeinschaften inselartig neben Gruppen mit abweichender materieller Kultur.
Die Glockenbecherkultur bestattete ihre Toten nach den Geschlechtern differenziert in gehockter Seitenlage: Frauen lagen auf der rechten Körperseite mit dem Kopf im Süden, Männer auf der linken Körperseite mit dem Kopf nach Norden. Der Blick ging jeweils nach Osten.
Die Grabbeigaben waren häufig eher spärlich. Oft beschränkte man sich auf eines oder wenige Keramikgefäße. Einige Tote sind jedoch durch Beigabe von Pfeilspitzen und Armschutzplatten oder von Kupferdolchen als Krieger gekennzeichnet oder erhielten Schmuck mit ins Grab. Seltener sind Bezüge zur Kupfermetallurgie. Mit der Glockenbecherkultur verbinden sich auch die frühesten Goldfunde Mitteldeutschlands.
Grabfunde bei Förderstedt
Bei Förderstedt sind mindestens zehn Gräber der Glockenbecherkultur entdeckt worden. Aktuell werden drei der Bestattungen des Friedhofs freigelegt, die ursprünglich von einem Grabhügel überdeckt waren. Die Gräber liegen in etwa zwei Meter Tiefe und sind gut erhalten.
Pfeilspitzen deuten auf Krieger hin
Armschutzplatten, getragen am Unterarm, schützen diesen vor der beim Schuss zurückschnellenden Bogensehne. Auch ohne die Anwesenheit von Pfeilen kann der Tote daher als Krieger oder Jäger identifiziert werden.
Pfeile sind hingegen dem Bestatteten im dritten Grab beigegeben worden. Im Rückenbereich der wiederum auf der linken Körperseite liegenden Person fanden sich zwei Pfeilspitzen. Eine Bodenverfärbung weist zudem auf einen vergangenen Köcher aus organischem Material hin.
„Direkte Hinweise auf organische Gegenstände, wie den hier zu erschließenden Köcher sind sehr selten. Das macht diesen Fund so besonders.“, erläutert Susanne Friedrich, Abteilungsleiterin Bodendenkmalpflege am LDA Sachsen-Anhalt.