Erdbeben in der Ägäis
5,3 auf der Skala: Bisher stärkstes Beben der Santorini-Serie
Im Schnitt wackelt die Erde nahe der griechischen Insel derzeit fünfmal pro Stunde. Jetzt haben Experten das bislang stärkste Beben registriert.
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© dpa/Cindy Riechau
Malerisches und potenziell gefährliches Vulkan-Eiland: Blick auf Santorini.
Von Markus Brauer/dpa
Nahe der beliebten griechischen Ferieninsel Santorini bebt die Erde unentwegt weiter. Am Montagabend (10. Februar) ereignete sich das bislang stärkste Beben der unheimlichen Serie mit einer Stärke von 5,3. Schäden wurden bislang nicht gemeldet. Erdbeben dieser Stärke finden auf Santorini durchaus statt, viele Häuser sind entsprechend gebaut - allerdings bleibt die Angst vor einem schweren Beben der Stärke 6 oder stärker.
Behörden geben keine Entwarnung
Entwarnung geben können die Wissenschaftler weiterhin nicht. „Wir sind in derselben Situation wie bislang“, sagt Seismologe Vassilis Karastathis vom Geodynamischen Institut Athen dem Nachrichtensender Skai mit Blick auf einen zwischenzeitlich registrierten leichten Rückgang der seismischen Aktivität. „Es besteht immer noch die Gefahr eines größeren Erdbebens.“
Im Schnitt fünf Beben pro Stunde
Allein am Montag hat die Erde nordöstlich der Insel laut der Daten des Geodynamischen Instituts mehr als 120 Mal gebebt, also im Schnitt fünfmal pro Stunde. Viele der schwächeren Beben sind für die Einwohner kaum zu spüren.
Erschütterungen der Stärke 4 und mehr jedoch kündigen sich nach Aussagen der Menschen mit einem tiefen Grollen aus dem Untergrund an. Und Beben ab der Stärke 4,7 sind selbst in der rund 230 Kilometer entfernten Hauptstadt Athen deutlich zu spüren.
Auch die Gefahr erhöhter vulkanischer Aktivität oder sogar eines Ausbruchs können die Experten nicht ausschließen, auch wenn die Meinungen dazu auseinandergehen. Fest steht, dass die aktuelle Erdbebenserie in der Region die vulkanische Aktivität leicht erhöht hat.
Experte mahnt zum Verlassen der Insel
Andauernde Erdbeben zermürben seit Tagen die Menschen in der Ägäis. Viele sind bereits geflohen, die Angst vor einem schweren Beben, vor Erdrutschen und Tsunamis ist groß. Nach Ansicht von Klaus Reicherter, Leiter des Instituts für Neotektonik und Georisiken an der RWTH Aachen, ist es durchaus sinnvoll die Insel zu verlassen.
„Es gibt zwischen den Inseln Santorini und Amorgos seit einigen Tagen einen Erdbebenschwarm – also viele Erdbeben unterschiedlicher Stärke. Momentan geht das bis zur Magnitude 5,3.
Große Verwerfungen in der Erdkruste
Rund um Santorini gibt es dem Geologen zufolge große Verwerfungen – also Brüche in der Erdkruste. Santorini ist Teil des vulkanischen Inselbogens, der sich dort im Ägäischen Meer befindet. Etwas nördlich von Santorini liegt der Kolumbo Vulkan, ein rund 400 Meter hoher untermeerischer Vulkan, der bis fast unter die Wasseroberfläche reicht.
Die Menschen fliehen. „Das ist das Beste, was sie tun können“, mahnt Reicherter. An der Westseite mit der Steilküste bestehe die Gefahr von Felsstürzen, an der flachen Westseite mit den Stränden die Gefahr von Tsunamis. Und die Gefahr sei sehr real. „Momentan gehen wir eher von einem großen Erdbeben als einem Vulkanausbruch aus. Dort gibt es einen tektonischen Graben, eine Dehnungsstruktur. Da wir nun eine ganze Reihe von Vorbeben erlebt haben, ist es sicherlich keine Überreaktion, Santorini zu verlassen.“