Weihnachtsmärkte in München
6 Tipps für einen Adventsausflug nach München
Weihnachtsmarkt in München? Eine schwere Entscheidung, denn die bayerische Hauptstadt hat nicht nur einen, sondern ganz viele. Zudem hat die Stadt gerade einige Kunst-Highlights zu bieten. Und wenn es dunkel wird? Gibt es Weißbier statt Glühwein.
Von Patrick Guyton
„Ja, ist denn heut’ schon Weihnachten?“, fragte Münchens Fußballlegende Franz Beckenbauer einst. Die bayerische Hauptstadt geht in Sachen Weihnachtsstimmung traditionell früh voran. Der klassische Münchner Christkindlmarkt auf dem Marienplatz beginnt am 25. November. Kleinere Märkte sind schon in den Tagen davor an den Start gegangen. Doch nur über die Märkte zu schlendern, wäre in München nun wirklich ein bisschen wenig.
Für wen ist der Weihnachtsmarkt besonders geeignet?
Wer Superlative mag, ist beim Klassiker am Marienplatz genau richtig: Der Christkindl-Markt im Zentrum ist natürlich der weihnachtliche Hauptanziehungspunkt für Besucher, er öffnet bereits am 25. November. Glühwein, Bratwurst und Süßes; Spielzeug, Weihnachtsdeko und Krippenhandwerk - das ist das Angebot an den 140 Ständen. Drei Millionen Besucher kommen jedes Jahr vor das Neue Rathaus am Marienplatz. Laut einer deutschlandweiten Umfrage ist der Glühwein in München - wen wundert’s? - natürlich am teuersten. Bis zu sechs Euro werden für die Tasse verlangt.
Was ist das Highlight des Marktes?
Ein Highlight ist der riesige Weihnachtsbaum, vom dem 227 Lichterketten und 3405 LED-Lichter strahlen. Dieses Jahr ist der Baum 23 Meter hoch, es handelt sich um eine 44 Jahre alte Küstentanne. Er wurde gespendet von der Gemeinde Antdorf im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau. Beliebtes Spiel in München: die Beurteilung des Baumes. Mal wird er als zu dünn und schmal kritisiert, mal verliert er die Nadeln zu schnell (“Hungerfichte“), mal mutet er etwas schief an. Die vielen Menschen auf dem Marienplatz sind nicht jedes Münchners Sache. Manche Einheimische machen im Advent einen Bogen um das Areal.
Die kleineren Alternativen – wo lohnt sich außerdem ein Besuch?
Gefühlt an jeder zweiten Straßenecke gibt es in München einen Weihnachtsmarkt. Ländlich zugehen soll es im Kaiserhof der Residenz, zwischen Oper und Odeonsplatz. Dort steht ein „Weihnachtsdorf“, bei dem Märchen aufgeführt werden und Holzschnitzer sich bei der Arbeit über die Schulter schauen lassen. Der Schwabinger Markt an der Münchner Freiheit gilt als besonders künstlerisch - da wird viel selbst gemachter Schmuck feil geboten. Ein vermeintlich hippes Publikum spricht die „Weihnachtsmacherei“ in Berg am Laim an. Ganz im Osten der Stadt spielen dort DJs House-Beats, und Glühwein soll auf Gin treffen. Nur Donnerstag bis Sonntag geöffnet. Alternativ und nachhaltig will das große Tollwood-Winterfestival auf der Theresienwiese sein.
Kultur-Highlights – was darf man trotz Weihnachtsstress nicht verpassen?
Man muss es zugeben – in Sachen Weihnachts-Romantik und – Bombast liegt München im Vergleich zu anderen Städten eher im Mittelfeld. Das Oktoberfest ist allemal prägender als die Weihnachtszeit und der Fasching zusammen. Die wenigen Stunden auf dem Tagestrip sollte der Besucher deshalb auch für anderes nutzen. Es lohnt ein Besuch der Kunsthalle mit seiner Ausstellung „Jugendstil. Made in Munich.“ Ende des 19. Jahrhunderts: Die Bayern-Metropole zieht Künstler in Scharen an. Hier entsteht der Jugendstil als Gegenbewegung zu Kunst, die auf der Stelle tritt, und zur voranschreitenden Technisierung. Bunte Farben, Ornamente, geschwungene Linien sind prägend für den Jugendstil. Schön zu sehen auf Bildern, an Möbeln und Häuserfassaden.
In der Pinakothek der Moderne kann man sich sicherlich interessanter und unterhaltender mit Küchen befassen als im Küchenstudio. Die Ausstellung „Kitchen Culture“ zeigt die erst hundertjährige Geschichte der Einbauküche. Es begann mit der seriellen „Frankfurter Küche“ von 1926, der Bauhaus-Meister Le Corbusier entwarf in den 1940-ern Küchen für Hochhäuser in Marseille. Und in der jungen Vergangenheit wurden laut den Ausstellungsmachern Küchen mit „ironischen Ansätzen“ entworfen.
Spaziergehen – wo wird es einem warm ums Herz?
Gerade im Winter unbedingt in den Olympiapark. Es berührt zu sehen und nachzuspüren, wie München bei den Spielen 1972 in die Zukunft blickte und an diesem Ort alles Folkloristisch-Traditionelle und Bayern-Tümelnde abschüttelte. Sanfte Hügel, ein See und die transparenten, leichten Bauten. Der Olympiaturm ist gerade leider geschlossen, das Stadion mit seinem weiterhin sensationellen transparenten Zeltdach kann besichtigt werden, und zwar für 3,50 Euro.
Und dann noch weiter zum Olympiadorf, in dem die Athleten untergebracht waren, und das nun bei Architekten eine äußerst beliebte Wohnlage ist. Ziemlich riesige Hochhauskonstruktionen, daneben kleinere Mehrfamilienhäuser, alles autofrei. Und die bunt angemalten Mini-Bungalows für Studierende. Tatsächlich sagen die Leute hier: „Wir wohnen im Dorf.“
Einkehren – wohin, wenn es dunkel wird?
Schwierig. Die bayerischen Lokale sind auf das Bayerische getrimmt, meist nicht schlecht, aber auch etwas einfallslos. Vielleicht das Weisse Bräuhaus im Tal unweit des Marienplatzes: Es ist groß, meist voll (reservieren!) und dürfte Anhängern der Nose-to-Tail-Küche gefallen. Diese postuliert: Wenn schon Fleisch, dann isst man alles vom Tier, von der Nase bis zum Schwanz. So gibt es im Bräuhaus neben dem üblichen Schweinsbraten und der Haxe auch Gerichte aus der fast vergessenen Kronfleischküche, also Innereien wie Lüngerl, Milzwurst oder saure Schweineleber. Und ein Weißbier statt Glühwein.