Christkindlesmarkt in Nürnberg
6 Tipps für einen Adventsausflug nach Nürnberg
Das echte Christkind, „Drei im Weckla“ und Dürer-Haus: der Nürnberger Christkindlesmarkt ist immer eine Reise wert. Auch daneben gibt es viel zu entdecken in der Stadt.
Von Patrick Guyton
Das einzige echte Christkind kommt selbstverständlich aus Nürnberg, nicht nur in der Frankenmetropole weiß das jedes Kind. Auch dieses Jahr hat es weit oben auf der Empore der Frauenkirche in der Altstadt den Christkindlesmarkt eröffnet. In seinem feierlichen „Prolog“ spricht es zum Volke: „Ihr Herrn und Fraun, die ihr einst Kinder wart, seid es heut’ wieder, freut euch in ihrer Art. Das Christkind lädt zu seinem Markte ein, und wer da kommt, der soll willkommen sein.“ Jahr für Jahr wird eine junge Nürnbergerin für den Job ausgewählt, sie besucht dann Kindergärten, Pflegeheime und Vereine wie am Fließband.
Weihnachten und Nürnberg, das ist eine große Sache. Der Christkindlesmarkt reicht bis ins Jahr 1530 zurück. Heute ist er einer der weltweit bekanntesten, der mit seinen 200 Buden jährlich 2,5 Millionen Besucher anzieht.
Die Spezialität des Weihnachtsmarktes
Kulinarisch dominieren Wurst, Süßes und Glühwein. Der Klassiker, den es überall auf die Hand gibt, sind „Drei im Weckla“, sie kosten meist fünf Euro. Es handelt sich um drei Nürnberger Rostbratwürste, die etwa fingerdick und -lang sind. Auf deren Nürnberger Herkunft legt man großen Wert: Metzger, die sie anderswo produzieren, etwa in der Oberpfalz, und sie als „Nürnberger“ anbieten, werden mit Klagen überzogen. Die Tasse Glühwein mit 0,2 Litern ist ebenfalls für fünf Euro zu haben.
Man trifft auf dem Markt US-Amerikaner, Spanier oder Japaner. Nürnberg vor Weihnachten ist eine internationale Marke. Es werden leuchtende Weihnachtskugeln und jeglicher Schmuck für den Baum feilgeboten, aber auch Wintermützen oder Halstücher. Holzspielzeug, Tee und Gewürze. Ins Auge springt ein origineller Stand mit Hunderten von unterschiedlichen winzigen Utensilien für die Puppenküche. Alles ist da - Mini-Teller, Töpfe, Nudelhölzer.
Der besondere Teil mit den internationalen Partnerstädten
Es lohnt sich auch ein Abstecher zu einem originellen Teil des Christkindlesmarktes, den Markt der Partnerstädte am Rathaus. Insgesamt 24 solche hat Nürnberg, eine beachtliche Zahl. Die Rumänen aus Kronstadt bieten heißen Schnaps und Krautwickel an, Vertreter aus Nizza offerieren Fischsuppe und Champagner. Der Markt ist auch ein Schlaglicht auf die internationale Verfasstheit der Welt. Das ukrainische Charkiw verkauft kleine Stoffpuppen, Nablus in Palästina Olivenöl und Hadera (Israel) Chanukka-Leuchter sowie Erdnussflips.
Was sollte man unbedingt probieren?
Natürlich für jedes Familienmitglied einen recht stattlichen originalen Nürnberger Elisen-Lebkuchen. Drei Euro das Stück. Die gibt es in jeder Menge neumodischen Varianten wie Erdbeer, Orange oder vegan. Die besten Lebkuchen sind aber die mit dicker, dunkler Schokolade drumherum.
Weihnachtsmarkt Nürnberg: Start, Ende, Öffnungszeiten
- Start: 29. November 2024
- Ende: 24. Dezember 2024
- Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag 10 bis 21 Uhr, Heiligabend 10 bis 14 Uhr
Wo kann man parken?
Die Stadt empfiehlt, folgende Parkplätze anzusteuern:
- Tiefgarage Findelgasse
- Tiefgarage Hans-Sachs-Platz
- Parkhaus Hauptmarkt
- Parkhaus Jakobsmarkt
- Parkhaus Katharinenhof
- Parkhaus Sebalder Höfe
- Parkhaus Sterntor
- Parkhaus Theater
Spaziergang abseits des Christkindlesmarktes
Die Altstadt ist riesig, denn Nürnberg war im Heiligen Römischen Reich eine Reichsstadt. Eine ganz große Nummer, hinter Köln und Prag die drittgrößte Stadt. Im Zweiten Weltkrieg wurden weite Teile der Altstadt zerstört und danach wieder aufgebaut. Es ist wie in vielen Städten: Geht man nur ein wenig weg vom Touristentross, der sich beim Christkindlesmarkt am Hauptmarkt ballt, stößt man auf wunderschöne und sehr leere Altstadtgassen.
Auf den Spuren von Albrecht Dürer
Für die Burg und das dortige Museum verzichten wir aus Zeitgründen, stattdessen lädt das davor gelegene Dürer-Haus ein. Ein mächtiges, fünfstöckiges Gebäude aus der Gotik, das der Maler Albrecht Dürer sich und seiner Frau Agnes gekauft hatte. Zu sehen sind die verschiedenen Zimmer und Stuben, wie sie damals wohl waren. Sowie etwa Rohstoffe, die einst für die Herstellung der Farben benutzt wurden, oder eine Druckerpresse für Holzschnitte und Kupferstiche.
Dürer war ein Ausnahme-Künstler, die Genauigkeit etwa in seiner Feldhasen-Zeichnung zeigt das. Und er war kein Hungerleider, sondern ein ausgezeichneter Vermarkter seiner selbst und seiner Kunst mit stets besten Beziehungen zu den Herrschenden. Originale Dürer-Gemälde gibt es in dem Haus nicht, die sind in Paris, Madrid oder Wien. Aber sehr gute Kopien von wichtigen Werken. Besonders bitter für die Franken ist, wie Dürers berühmtes „Selbstbildnis im Pelzrock“ nach eigener Darstellung 1805 abhanden kam: Ein Maler erhielt den Auftrag, eine Kopie zu erstellen. Diese Kopie jubelte er dann den Nürnbergern unter, das Original verkaufte er an die Münchner Pinakothek, wo es bis heute zu sehen ist. Franken und Bayern - das ist eine mitunter spannungsgeladene Geschichte. In der Bamberger Residenz, nebenbei, wird einem erzählt, dass die Wittelsbacher tonnenweise Tafelsilber abtransportieren ließen, welches heute in der Münchner Residenz liegt.
Die Rolle im Nationalsozialismus
Zu Nürnberg gehört auch seine Geschichte im Nationalsozialismus. Die Nürnberger Gesetze wurden hier beschlossen, welche zur Entrechtung der Juden und zum Holocaust führten. In Nürnberg zelebrierten die Nazis ihre „Reichsparteitage“, es wurde an der monströsen Kongresshalle gebaut. Und die NS-Elite wurde bei den Nürnberger Prozessen abgeurteilt. Drei U-Bahnstationen von der Altstadt entfernt kann man das „Memorium Nürnberger Prozesse“ besichtigen mit dem bekannten Gerichtssaal 600 und vielen Informationen über dieses weltweit beachtete Verfahren. Auch aufgrund seiner Geschichte sieht sich Nürnberg heute als „Stadt der Menschenrechte“ und verleiht alle zwei Jahre den Internationalen Menschenrechtspreis.