Tarifabschluss

7,8 Prozent mehr Geld in der Druckindustrie

Arbeitgeberverband und Gewerkschaft der Druckindustrie verständigen sich auf ein neues Lohnabkommen. Verdi will Nachteile des Tarifabschlusses nicht verschweigen, sieht aber zumindest den Flächentarifvertrag gerettet.

Die schwierige Lage in der Druckindustrie hat langwierige Verhandlungen erforderlich gemacht.

© dpa/dpa

Die schwierige Lage in der Druckindustrie hat langwierige Verhandlungen erforderlich gemacht.

Von Matthias Schiermeyer

Nach monatelangen harten Verhandlungen haben sich der Bundesverband Druck und Medien (BVDM) und die Gewerkschaft Verdi am frühen Freitagmorgen auf ein Tarifergebnis für die Beschäftigten der Druckindustrie geeinigt. Demnach gibt es insgesamt 7,8 Prozent mehr Lohn für die ca. 110 000 Beschäftigten – über einen Zeitraum von 29 Monaten.

Zwölf Prozent höhere Ausbildungsvergütungen

Im Detail sieht die Einigung eine Lohnsteigerung zum 1. Juli 2024 um 3,9 Prozent, zum 1. Juli 2025 um weitere 2,0 Prozent sowie zum 1. März 2026 um weitere 1,9 Prozent vor. Um die Attraktivität der Ausbildungsberufe in der Druck- und Medienbranche zu steigern und den Fachkräftebedarf zu sichern, wurde vereinbart, die Auszubildendenvergütungen überproportional in zwei Schritten von je sechs Prozent anzuheben. Der Entgeltvertrag läuft bis zum 31. Juli 2026.

Zudem sind die Arbeitgeber bereit, die untersten Gehaltsgruppen der regionalen Angestellten-Tarifverträge so anzupassen, dass auch dort ein Grundgehalt von mindestens 13 Euro pro Stunde erreicht wird.

„Dieses Verhandlungsergebnis hat Licht und Schatten“, betonte Verdi-Verhandlungsführerin Rachel Marquardt nach der sechsten Verhandlungsrunde in Nürnberg seit Mitte März. Positiv zu bewerten sei die dauerhaft wirksame Lohnerhöhung und die überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen. „Auf der Negativseite steht die lange Laufzeit.“

Nicht erwähnt wird der Reallohnverlust der Beschäftigten durch die nachwirkend hohe Inflation der vergangenen Jahre, nachdem Verdi im Vorfeld des Kompromisses noch den großen Nachholbedarf unterstrichen hatte. In der Gesamtabwägung habe sich die Verhandlungskommission aber dazu entschieden, den Mitgliedern die Annahme zu empfehlen, so Marquardt. Immerhin sei es gelungen, den bundesweiten Flächentarifvertrag zu erhalten.

„Planungssicherheit für die Arbeitgeber“

Verdi hatte eine Erhöhung der Gehälter um zwölf Prozent gefordert. In vier sogenannten Wellen hatte es in den vergangenen Monaten Warnstreiks vor allem im Süden der Republik gegeben, die sich punktuell auf die Zeitungsproduktion auswirkten. Bis zum 19. Juli wird nun in den Streik- und Aktionsbetrieben über das Ergebnis diskutiert, auch werden die Mitglieder zum Ergebnis befragt.

„Der Tarifabschluss ist ein gutes Signal für alle Mitarbeitenden und gibt den Arbeitgebern Planungssicherheit für die kommenden Jahre“, freute sich der BVDM-Verhandlungsführer Klemens Berktold. Im Vorfeld der Einigung hatte der Verband auf den Rückgang der Produktionsleistung von etwa einem Drittel seit 2018, die sinkende Arbeitsproduktivität, eine durchwachsene Auftragslage sowie den Kostendruck der vergangenen Jahre durch höhere Energiepreise und anhaltend hohe Papierpreise verwiesen.

Zum Artikel

Erstellt:
21. Juni 2024, 11:12 Uhr
Aktualisiert:
21. Juni 2024, 17:01 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen