Abiturprüfungen starten mit Zeitbonus

Heute gehen in Baden-Württemberg die Abiturprüfungen los – wenn auch nicht für alle Schülerinnen und Schüler. Denn los geht es mit Biologie, einem Fach, das eher wenige Prüflinge wählen. Auch in diesem Jahr gibt es noch einige Hilfen, um die Nachteile der Pandemie auszugleichen.

Hausmeister Stanislav Gaida hängt vor den Abiturprüfungen „Bitte Ruhe“-Schilder am Max-Born-Gymnasium auf. Foto: Alexander Becher

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Hausmeister Stanislav Gaida hängt vor den Abiturprüfungen „Bitte Ruhe“-Schilder am Max-Born-Gymnasium auf. Foto: Alexander Becher

Von Kristin Doberer

Rems-Murr. Schon seit gestern sind die Tische und Stühle in sauberen Reihen und mit gewissem Abstand zueinander aufgestellt, im Backnanger Max-Born-Gymnasium ist alles bereit für die schriftlichen Abiturprüfungen. Die starten in Baden-Württemberg am heutigen Mittwoch mit dem Fach Biologie. Für etwa 47500 Schülerinnen und Schüler an den den allgemeinbildenden Schulen und beruflichen Gymnasien beginnt damit die entscheidende Prüfungsphase, auf die sie sich monatelang vorbereitet haben. Und wie alle Jahre wieder hängt auch im Max-Born-Gymnasium schon das übliche Schild an der Tür, das um Ruhe für die Abiturientinnen und Abiturienten bittet. Der Lärm innerhalb der Schule ist es in diesem Jahr aber gar nicht, der dem Schulleitungsteam am MBG im Vorfeld Sorge bereitet hat. „Uns macht vielmehr die Baustelle vor der Tür Sorgen“, sagt der stellvertretende Schulleiter Christoph Nesper. In den vergangenen Tagen und Wochen sei dort zum Teil mit schwerem Gerät hantiert worden. „Aktuell wird wohl der Boden verdichtet, da wackelt bei uns das halbe Schulhaus“, berichtet Nesper. Der Stadt habe man die Prüfungstermine der Abiturienten aber schon vor längerer Zeit mitgeteilt, er hofft, dass bei den Bauarbeiten Rücksicht genommen wird. Schließlich solle die Prüfung auch im Vergleich mit anderen Schulen gerecht ablaufen, so Nesper.

30 Minuten mehr Zeit, um die Nachteile der Pandemie zu kompensieren

Damit die Abiturprüfungen möglichst gerecht ablaufen, wird es – wie schon in den Vorjahren – für die Abiturienten in diesem Jahr nochmals coronabedingte Hilfestellungen geben. Wie schon im vergangenen Jahr sollen damit die Folgen der Pandemie und der Lockdowns ausgeglichen werden. Zum einen bekommen die Schülerinnen und Schüler 30 Minuten mehr Zeit für ihre schriftlichen Prüfungen. Zum anderen haben die Fachlehrer gewisse Auswahlmöglichkeiten bei den Prüfungsaufgaben, denen sich ihre Schüler stellen müssen. Dadurch können Lehrkräfte dann im besten Fall die Themen außer vor lassen, die sie aufgrund von Unterrichtsausfällen weniger behandeln konnten als andere. Ausgewählt werden die Themen von den Lehrkräften allerdings erst wenige Stunden vor Beginn der Prüfung. Ob diese Hilfe noch unbedingt notwendig ist, das sehen die Schulleitungen in der Region zum Teil unterschiedlich. So meint Udo Weisshaar vom Gymnasium in der Taus: „Die Hilfe ist nicht mehr ganz so gerechtfertigt wie noch im vergangenen Jahr.“ Schließlich habe es zuletzt eigentliche keine Unterrichtseinschränkungen aufgrund der Pandemie gegeben. Trotzdem hat er Verständnis, dass es dieses Jahr noch mal Hilfe gibt. „Man muss auch berücksichtigen, dass die Schüler schon vor dem Eintritt in die Kursstufe beeinträchtigt waren“, so Weisshaar. Dass es mit Biologie losgeht und nicht wie früher mit Deutsch sei außerdem ein weiterer Vorteil für die Prüflinge. „Dadurch sind die Prüfungen etwas entzerrter, die Schüler haben zwischen den Prüfungen mehr Zeit, um sich vorzubereiten“, so der Schulleiter des Tausgymnasiums. Nur für die Verwaltung falle dadurch etwas mehr Arbeit an. Auch haben die Schüler nach ihren schriftlichen Abiturprüfungen noch mal sieben Wochen Zeit, um sich auf die mündlichen Prüfungen vorzubereiten, deutlich mehr als in anderen Bundesländern.

„Die Hilfestellungen sind schon noch gerecht“

„Der jetzige Jahrgang war in seiner Schulzeit genauso von den Einschränkungen der Pandemie betroffen. Daher sind die Hilfestellungen schon noch gerecht“, meint Anette Zickler-Maier, Schulleiterin des Murrhardter Heinrich-von-Zügel-Gymnasiums. Gerade auch, weil die Hilfestellungen sich noch im Rahmen bewegen, bei der Länge der Prüfungszeit gebe es durch die halbe Stunde mehr Zeit keine ungerechten Vorteile gegenüber anderen Jahrgängen.

Zumindest im vergangenen Jahr hat Corona den Unterricht weniger eingeschränkt, dafür hatten die Schulen mit Lehrermangel zu kämpfen. Für die Prüflinge sei dadurch aber kein Nachteil entstanden, betonen sie. Am Tausgymnasium sei der Abijahrgang zum Beispiel nicht von großen Unterrichtsausfällen betroffen gewesen. „Und selbst in einer Mangelsituation schaut man, dass die Kursklassen versorgt sind“, erklärt Weisshaar. Die Schülerinnen und Schüler zumindest seien relativ entspannt, berichten die Schulleiter. „Aber der normale Respekt ist natürlich schon da“, sagt Zickler-Maier.

Die Abiturprüfungen 2023

Prüfungszeitraum An den über 450 öffentlichen und privaten Gymnasien im Land beginnen die Abiturprüfungen am 19. April mit der Prüfung im Fach Biologie, an Tag darauf folgt Physik, ebenfalls in dieser Woche finden die Prüfungen in Italienisch, Portugiesisch und Spanisch statt. Der Prüfungszeitraum endet am 5. Mai mit dem Fach Französisch. Die schriftlichen Nachprüfungen finden vom 8. bis zum 25. Mai statt.

Mündlich Die mündlichen Prüfungen finden in der Zeit vom 26. Juni bis 7. Juli statt. Dabei absolviert jede Abiturientin und jeder Abiturient zwei mündliche Prüfungen.

Fächer Die Schülerinnen und Schüler legen in ihren drei gewählten Leistungsfächern jeweils eine schriftliche Prüfung ab. Zwei ihrer drei Leistungsfächer wählen die Abiturienten aus Deutsch, Mathe, den Fremdsprachen und den Naturwissenschaften (Physik, Chemie, Biologie). Das dritte Leistungsfach ist ein weiteres Fach aus dem Pflichtbereich.

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Erstellt:
19. April 2023, 06:00 Uhr

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