Abriss der Backnanger Karl-Euerle-Halle verzögert sich
Eigentlich sollte in den Sommerferien der Abriss der Karl-Euerle-Halle beginnen. Doch nun kommt es erneut zu Verzögerungen, denn der Zuschussbescheid des Bundes liegt noch nicht vor. Die Verschiebung könnte die Stadt Backnang viel Geld kosten. Die Halle wird derweil reaktiviert.
Von Kornelius Fritz
Backnang. Kurz vor den Sommerferien hatten Lehrer und Schüler vom Max-Born-Gymnasium und der Max-Eyth-Realschule alle Hände voll zu tun. Turngeräte, Bälle, Tische, Stühle – alles musste raus aus der Karl-Euerle-Halle, denn in wenigen Tagen sollten die Abrissbagger anrücken. Das Inventar wurde in Containern eingelagert. Ein Teil wurde auch nach Oppenweiler geschafft, wo die Stadt eine ehemalige Tennishalle als Interimslösung für den Schulsport anmietet. Doch die Umzugsaktion war voreilig: Nach den Ferien werden die Helfer das Equipment wohl zumindest teilweise wieder zurückschleppen müssen. Denn der Abriss verschiebt sich erneut.
Als Starttermin nennt das städtische Hochbauamt nun das vierte Quartal, also einen noch unbestimmten Tag zwischen Oktober und Dezember. Bis dahin soll die alte Halle wieder für den Schul- und Vereinssport genutzt werden, was gar nicht so einfach ist, weil die Leitungen für Strom, Gas und Wasser bereits gekappt worden waren. Die Anschlüsse würden nun provisorisch wieder hergestellt, erklärt Amtsleiter Andreas Stier. Kosten: rund 10000 Euro.
Das Genehmigungsverfahren zieht sich
Der Grund für die erneute Verzögerung: Der Förderbescheid für einen Bundeszuschuss in Höhe von drei Millionen Euro liegt noch nicht vor. Zwar war das Geld der Stadt bereits im März 2021 in Aussicht gestellt worden, doch das Genehmigungsverfahren durch die Abteilung Bundesbau bei der Oberfinanzdirektion dauert länger als gedacht. Statt von Juli ist inzwischen von September die Rede. Ob es dabei bleibt, kann momentan niemand mit Gewissheit sagen. Klar ist nur: Solange der Bescheid nicht da ist, darf nicht gebaut werden, sonst sind die drei Millionen Euro futsch.
Ein Grund für das schleppende Genehmigungsverfahren könnte das Vergabemodell sein, das die Stadt bei diesem Projekt gewählt hat. Wie beim Bau des Wonnemar und der neuen Sportkita hatte der Gemeinderat nämlich entschieden, Planung und Bau im Paket an einen Generalunternehmer zu vergeben. Laut Hochbauamtsleiter Stier ist das „ein zeitgemäßes Verfahren für größere Projekte“, weil die Stadt dabei weniger Risiken eingeht. Der Generalunternehmen baut zu einem vorher vereinbarten Festpreis, nachträgliche Kostensteigerungen sind damit ausgeschlossen.
Lassen sich die Prüfer bei der Oberfinanzdirektion zu viel Zeit?
Allerdings ist dieses Verfahren offenbar nur schwer mit den Förderrichtlinien des Bundes vereinbar. „Für die Behörde ist das ungewohnt. Unser Antrag kann nicht nach Schema F geprüft werden“, erklärt Stier. Die Oberfinanzdirektion habe deshalb auch mehrfach zusätzliche Unterlagen angefordert. Im Backnanger Rathaus hat man inzwischen sogar den Verdacht, dass sich die Prüfer vor der ungewohnten Arbeit drücken. „Wenn man etwas nicht gern macht, bearbeitet man es in der Regel auch nicht mit oberster Priorität“, vermutet Stier.
Die unendliche Geschichte des Hallenneubaus ist damit um ein Kapitel reicher. Als der Gemeinderat im Dezember 2016 beschloss, eine neue Sporthalle zu bauen, war als Eröffnungstermin das Jahr 2020 angepeilt worden, die Kostenschätzung lag damals bei elf Millionen Euro. Beide Zahlen mussten in den folgenden Jahren immer wieder korrigiert werden. Zuletzt war von September 2024 und Gesamtkosten von
18 Millionen Euro die Rede.
Preise könnten noch weiter steigen
Das Ende der Fahnenstange ist damit aber wohl noch immer nicht erreicht. Denn wegen der stark steigenden Baukosten musste die Stadt einer sogenannten Preisgleitklausel zustimmen. Sie erlaubt es dem Generalunternehmer, den Angebotspreis in den ersten sechs Monate nach Auftragsvergabe gemäß dem Baupreisindex des Bundes anzupassen. Verzögert sich nun der Auftrag, läuft auch die Sechs-Monats-Frist entsprechend länger, was bei der aktuellen Preisentwicklung durchaus eine Rolle spielen kann. „Ob die Kostensteigerung am Ende bei fünf, neun oder zehn Prozent liegen wird, wissen wir heute allerdings noch nicht“, sagt Andreas Stier.
Verzögerungen auch bei der Ersatzhalle in Oppenweiler
Im Ausschuss für Technik und Umwelt sorgte die Nachricht über die erneute Verschiebung des Baustarts am Donnerstagabend für Empörung. „Dass eine Behörde dermaßen versagt, ist erbärmlich“, befand Armin Dobler (SPD). CDU-Stadtrat Rolf Hettich sprach von einem „Trauerspiel“. Manche Stadträte stellten gar die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, auf den Zuschuss zu verzichten und sofort loszulegen. Doch das ist laut Siegfried Janocha gar nicht möglich. „Wenn es Zuschüsse gibt, sind wir verpflichtet, diese abzurufen“, erklärte der Erste Bürgermeister.
Ironie des Schicksals: Die Verzögerung hat auch einen Vorteil. Den Vereinen und Schulen steht so nach den Sommerferien immerhin eine Halle zur Verfügung. Denn das Ausweichquartier in Oppenweiler wird dann wohl noch nicht fertig sein. Die Firma, die den Schwingboden verlegen soll, habe Lieferschwierigkeiten, erklärt Eigentümer Jörg Wolf. Bis der Sportbetrieb in der ehemaligen Tennishalle starten kann, könnte es deshalb November werden. So geht es für Schüler und Vereinssportler also erst mal wieder zurück in die alte Karl-Euerle-Halle. Wenn auch mit Einschränkungen: Sperrige und schwere Turngeräte werden wohl nicht wieder zurückgebracht, auch Wettkämpfe seien in der Halle nicht mehr möglich, sagt Andreas Stier. Ob man die Duschen noch einmal in Betrieb nehmen könne, müsse noch geprüft werden.
Bei den Betroffenen sorgt die neue Entwicklung nur noch für Kopfschütteln: „Es geht uns auf die Nerven und ist langsam nicht mehr lustig“, sagt Christoph Nesper, stellvertretender Schulleiter am Max-Born-Gymnasium. Er ist froh, dass seine Schule mit ihrem neu eingerichteten Fitnessraum immerhin eine Alternative für den Sportunterricht hat. Nun hofft er, dass zumindest die von der Stadt versprochenen Umkleidecontainer pünktlich zum neuen Schuljahr geliefert werden.
Ausschreibung Auf die Ausschreibung der Stadt Backnang hatten sich bis März drei Generalunternehmer beworben. Der günstigste veranschlagt für Planung und Bau der Halle rund
16 Millionen Euro. Mit Abbruch und Nebenkosten summieren sich die Kosten auf 18 Millionen. Der Name des Bieters bleibt bis zur Auftragsvergabe geheim.
Förderung Bereits im Jahr 2018 hatte die Stadt für den Hallenneubau einen Zuschuss von 600000 Euro aus dem Landesprogramm für den kommunalen Sportstättenbau erhalten. Im März 2021 kam dann die grundsätzliche Zusage für einen Bundeszuschuss von drei Millionen Euro. Trotzdem wird der Antrag jetzt noch einmal im Detail geprüft.
Zeitplan Dass die neue Halle trotz Mehrkosten gebaut werden soll, hat der Gemeinderat im Juni nochmals bestätigt. Der neue Zeitplan sieht nun vor, dass der Abriss im vierten Quartal beginnt und rund sechs Monate dauert. Der Bau der neuen Sporthalle soll etwa 18 Monate brauchen. Im besten Fall könnte sie also Ende 2024 in Betrieb gehen.