Abschnitt entlang der Geisterhöhle saniert
Stromberg-Murrtal-Radweg: Verkehrssicherungsmaßnahme im vergangenen Jahr ermöglicht naturverträgliche Ertüchtigung der bisherigen Schiebestrecke. Wuchtige Steinblöcke dienen als künstliche Verengung zum Schutz vor unerlaubtem Befahren mit größeren Fahrzeugen.

© Alexander Becher
Die sanierte Strecke wird bereits gut von Radlern und Fußgängern angenommen. Foto: A. Becher
Von Simone Schneider-Seebeck
Kirchberg an der Murr. „Wir reden hier über eine ganz besondere Strecke“, so Kirchbergs Bürgermeister Frank Hornek. Wohl wahr. Denn an diesem Wegstück hatte man sich fast die Zähne ausgebissen. Nur etwa 300 Meter ist es lang und dennoch schien es lange Jahre aussichtslos, diesen Abschnitt für den Radverkehr angemessen erschließen zu können. Die Rede ist von einem Bereich des Stromberg-Murrtal-Radwegs zwischen Burgstall und Kirchberg an der Murr, der an der sogenannten Geisterhöhle vorbeiführt.
Ein wildromantisches Fleckchen Erde mit moosbewachsenen Felsen, eine Quelle plätschert munter über Stein und Fels, quert den Weg, um schließlich den Abhang hinunter in die Murr zu fließen. Vor nicht allzu langer Zeit hieß es zu Beginn der Steigung noch „Radfahrer bitte absteigen“. Schmal und zugewachsen führte der Pfad über Gestein und Wurzelweg. Doch im Rahmen der Verkehrssicherungsmaßnahme, die im vergangenen Jahr durchgeführt wurde, hatte sich herausgestellt, dass der Pfad ursprünglich einmal ein recht breiter Weg gewesen war – und somit die Möglichkeit bestand, den Radweg doch hier entlangführen zu können. Aufgrund des drohenden Verlusts der Zertifizierung als Qualitätsradroute durch den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) waren bereits alternative Trassen im Gespräch gewesen. Doch hätten diese größere Maßnahmen verlangt wie beispielsweise neue Brücken über die Murr sowie den Bau neuer Wege.
Die Steigung ist zwar immer noch vorhanden, doch nun lässt sie sich bequem auf angenehmem Untergrund bewältigen. Fast durchgängig 2,50 Meter breit und somit dem ERA-Standard entsprechend (Empfehlungen für Radverkehrsanlagen) steht nun der Neubewertung des Streckenabschnitts durch den ADFC in diesem Jahr nichts mehr entgegen. Während bei den vergangenen Bewertungen der Stromberg-Murrtal-Radweg aufgrund der Schiebestrecke mit drei Sternen ausgezeichnet wurde, geht man nun von einer höheren Einstufung aus. „Wir rechnen fest damit, dass der ADFC genauso begeistert ist wie wir“, so Landrat Richard Sigel, der bei der Ortsbesichtigung darauf verweist, wie gut die Strecke bereits angenommen wird.
Auch Rathauschef Hornek zeigte sich zufrieden und dankte nicht nur den Gemeinderäten, von denen es sich einige nicht hatten nehmen lassen, den neu ertüchtigten Radweg persönlich in Augenschein zu nehmen – Gudrun Wilhelm und Erich Drexler dem Anlass entsprechend sogar mit dem Drahtesel: „Sie vom Gemeinderat waren von Anfang an dabei.“ Auch für die gute Zusammenarbeit mit Jürgen Baumann (Forstamt) und Torsten Sobotta (Stabsstelle Radwege) gab es lobende Worte: „Im Zusammenhang mit der Verkehrssicherung kam der Gedanke auf, was vorher nicht möglich schien.“
Rot-weiße Reflektoren machen auf die querende Quelle aufmerksam
Torsten Sobotta führte aus, dass es sich hier nun um einen „hochqualitativen Weg“ handle, „der auch sicher“ sei. Und verband dies mit der Hoffnung, „mehr Leute aufs Rad zu bekommen“. Jürgen Baumann rief mit Fotos den vorigen Zustand der Trasse ins Gedächtnis und verwies darauf, dass der verwendete Sand-Wasser-gebundene Aufbau sich im Wald bereits bei forstlichen Fahrwegen bewährt habe und bei entsprechenden Bedingungen sehr langlebig sein könne. Daher wurden zum Schutz vor unerlaubtem Befahren mit größeren Fahrzeugen wuchtige Steinblöcke als künstliche Verengung angebracht. Diese machen zudem mit rot-weißen Reflektoren auf die querende Quelle aufmerksam. Für die Nutzung durch Pferde ist der Belag jedoch nicht geeignet.
Bürgermeister Hornek kündigte an, dass sich der Gemeinderat in Bälde mit der Zukunft der verbleibenden zwei Kilometer des Radwegs befassen werde. Zudem stehe laut Torsten Sobotta die Planung für die Weiterführung Richtung Backnang an.
Der Streckenabschnitt unterhalb der Geisterhöhle ist Bestandteil des Stromberg-Murrtal-Radwegs mit einer Gesamtlänge von 160 Kilometern.
Der 300 Meter lange Weg wurde fast durchgängig auf 2,5 Meter Breite saniert und mit einem Sand-Wasser-gebundenen Aufbau versehen. Ein Holz-Stahl-Geländer sichert den Weg über eine Länge von etwa 160 Metern ab.
Die Bauzeit ging von Mitte Februar bis Mitte März 2022, die Kosten betrugen etwa 36000 Euro, Baulastträger ist die Gemeinde Kirchberg an der Murr.
Das Landratsamt hat die fachtechnische Bauaufsicht durch das Forstamt und die Stabsstelle Radwege übernommen, zudem unterstützte es bei der Beantragung von LGVFG-Fördermitteln (Förderquote von 50 Prozent) und war zuständig für die Vergabe.