Nach Teileinsturz der Carolabrücke

Abstand und Tempolimit - Baden-Württemberg schützt Risiko-Brücken

Der Teil-Einsturz einer Dresdner Brücke setzt auch den Südwesten unter Druck. Behörden wollen Lkw-Kolonnen auf bestimmten Brücken verhindern. Mancherorts sind auch Autofahrer betroffen.

Der Teil-Einsturz einer Dresdner Carolabrücke setzt auch den Südwesten unter Druck (Archivfoto).

© dpa/Sebastian Willnow

Der Teil-Einsturz einer Dresdner Carolabrücke setzt auch den Südwesten unter Druck (Archivfoto).

Von red/dpa/lsw

Sie überqueren die Donau, den Neckar oder die Dreisam: Zahlreiche Spannbetonbrücken im Südwesten gelten als gefährdet. Um die Bauwerke zu entlasten und damit für mehr Sicherheit zu sorgen, werden nun Abstandsregeln für Schwerlastwagen und andere Beschränkungen eingeführt. 

Die Schilder dafür werden in diesen Wochen am Straßenrand aufgestellt, wie das Regierungspräsidium Freiburg für seinen Bereich ankündigte. Sperrungen von Brücken im Land sind den Behörden zufolge nicht geplant. 

Nach dem Teil-Einsturz der Dresdner Carolabrücke vor knapp einem halben Jahr ist auch der Südwesten unter Zugzwang. 73 Brücken ähnlicher Bauart sollen bis 2030 ersetzt werden, hatte Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) angekündigt. Einen Vorfall wie in Sachsen soll es im Land nicht geben, lautet die Linie in Stuttgart.

Einsturz der Carolabrücke aufgrund von Korrosion

Ein etwa 100 Meter langes Teilstück der Carolabrücke war am 11. September mitten in der Nacht in die Elbe gestürzt. Auf der Brücke war zu dieser Zeit niemand unterwegs gewesen. Als Ursache ergaben Untersuchungen Korrosion. Dieses Problem kann bei Spannbetonbrücken mit Spannstahl auftreten, der bis in die 1970er Jahre verbaut wurde. Wenn dieser korrodiert, kann eine Brücke einstürzen, ohne dass es vorher sichtbare Schäden gab. 

Im Gebiet des Regierungspräsidiums Stuttgart müssen Lastwagenfahrerinnen und -fahrer auf einer bedrohten Brücke in der Regel jeweils 50 Meter Abstand halten. „Damit wird eine Kolonnenbildung von schweren Lkw auf der Brücke verhindert und so das Bauwerk entlastet“, sagte eine Sprecherin. 

Im Freiburger Regierungsbezirk lautet das Ziel sogar, auf der jeweiligen Brücke je Fahrbahn nur einen Schwer-Lkw zu haben, wie eine Sprecherin berichtete. An einigen Stellen werde es zudem Tempolimits geben, die für alle Verkehrsteilnehmer gültig seien, auch für Autofahrer. 

Donau-Brücke der B27 bei Donaueschingen risikobehaftet

Die Freiburger Behörde hat im Vergleich mit 31 Brücken an Bundes- und Landesstraßen besonders viele risikobehaftete Übergänge zu beaufsichtigen, darunter ist die Donau-Brücke der Bundesstraße 27 bei Donaueschingen. Geplant sind mancherorts verengte Fahrbahnen und Gewichtsbeschränkungen, die für bestimmte Fahrzeuge Umleitungen auslösen. 

„Auf den meisten verengten Brücken können sich Pkw weiterhin begegnen, Lkw jedoch nicht“, erläuterte die Sprecherin. Die Behörde behält sich weitere Schritte vor, falls die Schutzvorkehrungen nicht ziehen wie gewünscht. Experten überprüfen die Bauwerke nun häufiger. Auch in den Regierungsbezirken Tübingen und Karlsruhe sind gefährdete Brücken von Vorsichtsmaßnahmen betroffen. 

Und wie sieht es auf den Autobahnen aus? Die Autobahn GmbH Südwest ist für rund 1.400 Brücken in Baden-Württemberg sowie in Teilen von Hessen und Rheinland-Pfalz verantwortlich. Davon stehen nach Angaben 20 im „besonderen Fokus“, da eine sogenannte Spannungsrisskorrosion möglich ist. Die Übergänge sollen ersetzt werden, Planungen sind vielfach schon im Gang, wie eine Sprecherin auf Anfrage berichtete. Tempolimits, Überholverbote und Abstandsgebote werden nur in Einzelfällen angeordnet, falls es notwendig ist.

Zum Artikel

Erstellt:
12. Februar 2025, 09:04 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen