AfD-Chefin zu Besuch bei Viktor Orban

Alice Weidel agiert geschickt – und unpatriotisch

Der Besuch beim ungarischen Regierungschef Viktor Orban ist für Alice Weidel ein Erfolg. Den Parteien der demokratischen Mitte muss das Sorgen bereiten. Denn aus ihm folgen gleich zwei Erkenntnisse, kommentiert unser Redakteur Tobias Peter.

Lächeln und Händeschütteln: Alice Weidel trifft den ungarischen Regierungschef Viktor Orban.

© dpa/Szilard Koszticsak

Lächeln und Händeschütteln: Alice Weidel trifft den ungarischen Regierungschef Viktor Orban.

Von Tobias Peter

„Die ich rief, die Geister, werd‘ ich nun nicht los.“ Dieser Satz galt für die AfD-Vorsitzenden Bernd Lucke, Frauke Petry und Jörg Meuthen. Sie alle gingen von der falschen Annahme aus, die Rechtsextremen in der Partei einhegen und kontrollieren zu können. Alice Weidel dagegen hat sich entschlossen, nicht einmal mehr gegen die Geister anzukämpfen. Sie arbeitet auch mit den schlimmsten Extremisten in ihrer Partei zusammen – und sichert dadurch intern ihre Macht ab. Damit ist die AfD eine Partei, die sich immer weiter radikalisiert. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen.

In der Vergangenheit hatte diese Strategie auch ihren Preis. Die AfD galt selbst in der europäischen Rechten als zu radikal. Marine Le Pen vom französischen Rassemblement National wollte nichts mit ihr zu tun haben. Vor diesem Hintergrund gilt: Für Weidel ist ihr Besuch bei Ungarns Regierungschef Viktor Orban ein echter Erfolg.

Dass Orban sich – wie vor Kurzem auch der US-Milliardär Elon Musk – Zeit für die AfD-Chefin nahm, zeigt zweierlei: Erstens gelingt es Weidel recht ordentlich, nach außen hin als präsentables Gesicht ihrer in Teilen rechtsextremen Partei aufzutreten. Zweitens nimmt die Vernetzung zwischen rechtspopulistischen und autokratischen Kräften in den unterschiedlichen Ländern zu. Das muss allen Parteien der demokratischen Mitte Sorgen bereiten.

Alice Weidel ist eine AfD-Chefin, die niemand unterschätzen sollte. Sie agiert nach innen wie nach außen geschmeidig, wenn es um ihren eigenen Vorteil geht. Dass es alles andere als patriotisch ist, im Ausland schlecht über das eigene Land zu sprechen und zu behaupten, Deutschland sei schwach geworden, steht auf einem anderen Blatt. Weidel lobt Ungarn, in dem die Grundrechte kleingeschrieben werden, als Vorbild. Das sollte jeder bedenken, dem die eigene Freiheit wirklich lieb ist.

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Erstellt:
12. Februar 2025, 16:12 Uhr

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