Alle Kinder an einem Tisch
Bürgerpreis-Kandidaten 2018: Beim monatlichen Kinderfrühstück der Apis-Gemeinschaft spielt das Elternhaus keine Rolle
Kinder aus bürgerlichen Familien und solche aus schwierigen Verhältnissen haben oft wenig Berührungspunkte. Die christliche Apis-Gemeinschaft in Backnang wollte das ändern und hat deshalb vor knapp zehn Jahren ihr Kinderfrühstück ins Leben gerufen. Immer am letzten Samstag im Monat treffen sich Kinder aus ganz unterschiedlichen Milieus, um gemeinsam zu spielen, zu basteln und auch über Gott zu sprechen.
Von Kornelius Fritz
BACKNANG. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter beim Kinderfrühstück brauchen starke Nerven. Denn wenn bis zu 50 Kinder am Samstagmorgen den Gemeindesaal der Backnanger Apis-Gemeinschaft am Kalten Wasser füllen, geht es laut und manchmal ziemlich wild zu. Aber wenn die Kinder gegen 12 Uhr mit strahlenden Gesichtern nach Hause gehen und sich schon aufs nächste Mal freuen, dann war es auch für die 10 bis 15 Erwachsenen ein gelungener Vormittag: „Wir sehen, wie wertvoll es ist, diese Kinder zu begleiten“, sagt David Schneckenburger, der Kinder- und Jugendreferent der Apis-Gemeinschaft. Was ihn besonders freut: Unter den jungen Besuchern sind sowohl Kinder aus Akademikerhaushalten als auch solche aus Migrantenfamilien und schwierigen Milieus. „Eine solche Mischung habe ich selten erlebt.“
Dass dies gelungen ist, hängt für Martin Rudolf mit dem Konzept zusammen: „Das Angebot ist sehr niederschwellig“, erklärt der Gemeinschaftspastor. Das Frühstück findet außer im August an jedem vierten Samstag im Monat statt – auch in den Ferien. Vorbeikommen können alle Kinder zwischen vier und zwölf Jahren, die Zeit und Lust haben. Keiner muss sich anmelden, niemand muss sich entschuldigen. „Manche kommen einmal und nie wieder, andere zweimal im Jahr, manche sind fast jedes Mal dabei“, erzählt Rudolf. Im Schnitt pilgern zwischen 25 und 45 Kinder ins Gemeindehaus. Mit Plakaten und Flyern an Kindergärten und Schulen versuchen die Veranstalter aber auch immer wieder, neue Familien anzusprechen. „Man muss dranbleiben“, sagt Pastor Rudolf, „ein Selbstläufer ist das nicht.“
Der Programmablauf hat sich seit dem ersten Kinderfrühstück im November 2008 kaum geändert. Noch während die Teilnehmer nach und nach eintrudeln, geht es los mit ein paar Mitmachliedern, denn die Veranstalter haben gelernt: Kinder müssen beschäftigt werden, sonst bricht Chaos aus. Wenn alle da sind, wird gemeinsam gefrühstückt, danach steht eine Morgengymnastik auf dem Programm. „Das ist wichtig, denn nicht alle Kinder können so lange still sitzen“, weiß David Schneckenburger.
Konzentration ist dann wieder beim anschließenden Theaterstück gefragt, das die ehrenamtlichen Mitarbeiter in der Regel selbst geschrieben haben. Die kindgerechten Szenen mit Reporter Max Schnüffel oder dem verrückten Wissenschaftler Dr. Schlaumaier und seinem Assistenten Mister Cleverle sollen Spaß machen, aber sie thematisieren auch immer eine Geschichte aus der Bibel, die anschließend in Kleingruppen besprochen wird. „Unser Glaube ist das, was uns bewegt, und dazu stehen wir auch“, sagt Martin Rudolf. Allerdings gehe es nicht darum, die Kinder zu bekehren oder ihnen etwas überzustülpen. Auch muslimische Kinder seien regelmäßig unter den Gästen und herzlich willkommen.
Zu jedem Kinderfrühstück gehört auch ein Spiel- oder Bastelprogramm, das wenn möglich Motive aus den Bibelgeschichten aufgreift. Wenn es etwa um die Geschichte von Petrus geht, der Jesus vor dem ersten Hahnenschrei dreimal verleugnet hat, basteln die Kinder anschließend ihren eigenen Wetterhahn.
Geplant und vorbereitet wird das monatliche Frühstück von einem sechsköpfigen Kernteam, das am Veranstaltungstag um weitere Freiwillige ergänzt wird. Auch zwei Menschen mit geistiger Behinderung gehören zum Helferteam: „Sie schmieren Brötchen, stellen Stühle auf und helfen mit, wo sie können“, erzählt Martin Rudolf. „Das Ganze ist also gleichzeitig eine integrative Arbeit.“
Dass das Kinderfrühstück im Frühjahr schon zum 100. Mal stattgefunden hat, macht das Apis-Team ein bisschen stolz. „Wir merken, dass das etwas Besonderes für die Kinder ist und wie sie sich darauf freuen“, sagt David Schneckenburger. Der Kinder- und Jugendreferent ist selbst erst seit einem knappen Jahr mit dabei und hat sich in dieser Zeit Gedanken darüber gemacht, wie es für die Teilnehmer weitergehen kann, wenn sie für das Kinderfrühstück zu alt sind. Für sie hat er nun ein neues Programm namens „Follow up“ ins Leben gerufen, das einmal pro Monat am Mittwochabend stattfindet. Es richtet sich an Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahren und soll das Erfolgsrezept des Kinderfrühstücks nun auch auf eine etwas ältere Zielgruppe übertragen.
In einer Serie stellt unsere Zeitung die acht Kandidaten vor, die beim Bürgerpreis Rems-Murr für den Leserpreis der Backnanger Kreiszeitung und der Murrhardter Zeitung nominiert sind. Ab 16. Juni können die Leser abstimmen und ihren Favoriten wählen.