Stiftung Warentest
Alle zehn Fahrradanhänger für Kinder fallen durch
Die Stiftung Warentest hat Fahrradanhänger geprüft mit dem Ergebnis, dass alle untersuchten Modelle durchgefallen sind.
Von shm/AFP
Die Stiftung Warentest hat zehn Fahrradanhänger zur Mitnahme von Kindern getestet und allen ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. „Alle Modelle sind mangelhaft – wegen Sicherheitsmängeln, Schadstoffen oder beidem“, erklärten die Warentester in Berlin am Donnerstag. Sie bezeichneten die Ergebnisse als „enttäuschend“ und konnten keinen einzigen Anhänger empfehlen.
Hauptkritikpunkt sind verbotene Fluorverbindungen (PFAS). „Die Stoffe in dieser Gruppe sind chemisch ausgesprochen stabil und bauen sich in der Umwelt nicht ab“, erklärte Holger Brackemann von Stiftung Warentest. Ein direktes Gesundheitsrisiko für Kindern, die in den Anhängern mitfahren, bestehe jedoch nicht. Daneben fanden die Testerinnen und Tester weitere „problematische Schadstoffe“ in Griffen, Sitzbezügen, Gurten oder Wänden.
Vier der Anhänger fielen zudem im Sicherheitstest durch, weil sie bei einem Überschlag zu wenig oder keinen Platz zwischen Kopf und Boden boten. Der Kopf der Testdummies berührte im Test harte Bauteile, was bei Unfällen auf der Straße zu schweren Kopfverletzungen führen kann. Bei einem Modell brach im Dauertest die Deichselkupplung.
Worauf es zu achten gilt
Wer sich einen Fahrradanhänger kaufen will, sollte auf diese Dinge achten:
Sind die Kinder schon alt genug für die Fahrt im Anhänger? Die Zeitschrift „test“ (8/2024) rät dazu, Kinder unter zwölf Monaten noch gar nicht in solchen Anhängern zu transportieren. Ihre Muskeln seien noch nicht stark genug für die teils rumpelige Fahrt.
Die nächste Frage: Passt das Wunschgefährt auch zu meinem Fahrrad? So kann zum Beispiel auch eine Achsverlängerung oder eine neue Achse am Fahrrad nötig werden. Im Zweifel beim Hersteller oder im Handel nachfragen.
Eher unpraktisch
Bei der Auswahl können sich solche Modelle als besonders nützlich erweisen, die einen innen liegenden Stauraum hinter den Sitzen haben. Eher unpraktisch dagegen sind den Experten zufolge diejenigen mit nur einem flachen Netz an der Kabinenrückseite.
Manche Anhänger lassen sich allein als Buggy nutzen. Den Umbauvorgang sollte man vor dem Kauf aber mal ausprobiert haben. Denn sowohl Deichsel als auch das Buggy-Rad sollten sich einfach montieren, abbauen und am oder im Anhänger verstauen lassen.
Komfortabler Transport
Natürlich achten die Eltern auch auf den komfortablen Transport der Kleinen. So zeichnet sich ein bequemer Sitz dadurch aus, dass er breit, nicht zu tief ist und nicht durchhängt. Die Rückenlehne sollte den Kopf des Kindes überragen, ihn abstützen und sich bestenfalls verstellen lassen. Auch im Fußraum sollte viel Platz und die Gurte nicht zu niedrig angebracht sein, gibt die Zeitschrift der Stiftung Warentest weitere Tipps.
Bei Modellen, bei denen die Federung – je nach Gewicht der Beladung – eingestellt werden muss, sollte das auch stets befolgt werden. Ansonsten kann etwa ein auf schwere Last eingestellter, aber leerer Anhänger beim Überfahren eines Hindernisses abheben. Und da bei plötzlichen Bremsmanövern und bei Unfällen hohe Kräfte wirken und Verletzungsgefahr besteht: den Nachwuchs immer anschnallen und nur mit Helm mitfahren lassen.
Übungsrunden drehen
Wichtig: Bevor die erste Tour wirklich mit Kindern im Hänger startet, hat man zuvor besser ein paar ausgiebige Übungsrunden gedreht, um sich mit dem Fahrverhalten und der Größe des Gespanns vertraut zu machen. Für ein realistisches Training platziert man idealerweise einen dem Gewicht des Kindes entsprechenden und ebenfalls gesicherten Ballast im Anhänger. Aber auch ohne „Dummy-Gewicht“ kann man sich an die Länge und Breite des Gespanns herantasten.
Eine Sache können Interessenten allerdings in der Regel nicht selbst erkennen: konstruktionsbedingte Mängel und Schadstoffgehalte von Bauteilen. Das zeigt auch der aktuelle Test der Stiftung. Ernüchternder hätte das Ergebnis nicht ausfallen können:
Von den zehn Kinderanhängern zwischen 350 Euro und 1300 Euro fielen alle mit „mangelhaft“ durch. An den Fahrleistungen und dem leichten Umgang mit den Gefährten im Alltag lag es nicht, sondern an unerwünschten Inhaltsstoffen und einem Sicherheitsmangel. So enthielten die meisten Modelle verbotene Chemikalien, manche schützten Kinder bei Unfällen schlecht. Bei einem Modell ist dazu auch noch die Deichsel gebrochen.