97. Academy Awards

Alles, was Sie vorab zu den Oscars wissen müssen

Kann „Emilia Pérez“ den Gascón-Skandal noch von den Hacken kriegen? Oder geht bei der Oscar-Verleihung Edward Bergers Vatikan-Thriller „Konklave“ steil? Was man wissen sollte, um mitsprechen zu können.

Ralph Fiennes ist für seine Hauptrolle in Edward Bergers „Konklave“ für einen Oscar nominiert.

© -/Leonine Studios/ Focus Feature

Ralph Fiennes ist für seine Hauptrolle in Edward Bergers „Konklave“ für einen Oscar nominiert.

Von Theresa Schäfer/dpa/AFP

Wird es die Nacht von „Konklave“? Vom 215-Minuten-Epos „Der Brutalist“? Oder kann sich „Emilia Pérez“ doch noch vom Posting-Skandal seiner Hauptdarstellerin freischwimmen? Schließlich ist der Film für 13 Oscars nominiert und liegt damit in diesem Jahr ganz vorn. Am 2. März werden wir erfahren, ob er seiner Favoritenrolle gerecht wird: Dann steigen die 97. Academy Awards. Alles, was Sie vorab dazu wissen sollten.

Wann und wo werden die Oscars im deutschen Fernsehen übertragen?

Wie gewohnt überträgt Pro Sieben die Oscar-Verleihung live aus Los Angeles - schon zum 27. Mal. Am Roten Teppich steht wie immer der Moderator Steven Gätjen. Der Sender steigt ab 23.45 Uhr am Sonntag deutscher Zeit ein. Die hauseigene Streamingplattform Joyn ist schon ab 22.30 Uhr am Red Carpet und bei der anschließenden Show dabei.

Neben Pro Sieben und Joyn zeigt erstmals auch Disney+ die Oscar-Show in Deutschland. Der Streamingdienst überträgt ab 1 Uhr live – dann beginnt in Los Angeles (mitten am Nachmittag) die Gala.

Bester Film – welche Filme haben die größten Chancen?

In der Königskategorie sind folgende Filme nominiert:

  • Anora
  • Der Brutalist
  • Like A Complete Unknown
  • Konklave
  • Dune: Part Two
  • Emilia Pérez
  • Nickel Boys
  • I’m Still Here
  • Wicked
  • The Substance

Als wichtiger Gradmesser für die Oscars gilt die Verleihung der Screen Actors Guild Awards, kurz SAG Awards. Hier bekam „Konklave“ den Ensemble-Preis. Die SAG Awards gelten vor allem deshalb als besonders wichtiger Indikator für die Oscars, weil Schauspielerinnen und Schauspieler in der Academy, die über die Preise abstimmt, die größte Gruppe bilden. In Großbritannien gab es den Bafta für den besten Film.

Geht’s um die nackten Zahlen, darf sich der Musical-Thriller „Emilia Pérez“ berechtigte Hoffnungen machen. Die französische Produktion ist in 13 Kategorien nominiert. Bloß hat der Film einen waschechten Skandal an den Hacken: Von der Hauptdarstellerin Karla Sofía Gascón sind nämlich alte Tweets aufgetaucht, die rassistisch, islamfeindlich und bösartig gegenüber Kollegen sind. Gascón, die in dem Film einen mexikanischen Drogenboss spielt, der sein Geschlecht zur Frau umwandeln lässt, hat sich dafür zwar entschuldigt, aber nichts fürchtet die Academy mehr als einen Eklat.

Die Oscars aus deutscher Sicht – worauf muss man achten?

„Konklave“, ein Kirchenthriller über das Intrigantenstadl im Vatikan, hat aus oben genannten Gründen gute Chancen auf den Oscar für den besten Film, darüber hinaus ist er in sieben weiteren Kategorien nominiert. Regisseur des Films ist der in Wolfsburg geborene Edward Berger.

And the Oscar goes to... Schwäbisch Hall? Zwei Oscars hat Gerd Nefzer schon. Für seine Arbeit an „Dune: Part Two“ könnte der schwäbische Spezialeffekte-Künstler jetzt einen dritten kriegen. Erst kürzlich holten der 59-Jährige und sein Team in London einen Bafta für die besten Visuellen Spezialeffekte.

Das Drama „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ des in Hamburg lebenden iranischen Regisseurs Mohammad Rasoulof tritt für Deutschland in der Sparte „Bester Internationaler Film“ an. Der heimlich gedrehte Film handelt von den Massenprotesten im Iran nach dem Tod der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini im September 2022.

Auch die deutsche Produktion „September 5“ über das Olympia-Attentat 1972 in München hat Chancen auf einen Oscar. Regisseur und Autor Tim Fehlbaum, Drehbuchautor Moritz Binder und Co-Autor Alex David sind für das beste Original-Drehbuch nominiert.

Beste Hauptdarstellerin – welche Schauspielerin hat die Nase vorn?

Nominiert sind:

  • Cynthia Erivo („Wicked“)
  • Karla Sofía Gascón („Emilia Pérez“)
  • Mikey Madison („Anora“)
  • Demi Moore („The Substance“)
  • Fernanda Torres („I’m Still Here“)

Durch ihre umstrittenen Tweets hat sich die Spanierin Karla Sofía Gascón in dieser Kategorie praktisch selbst ins Aus geschossen. Dabei hätte sie Oscar-Geschichte schreiben können: Die 52-Jährige ist als erste Transfrau als beste Hauptdarstellerin nominiert.

So, wie die „Award Season“ bisher gelaufen ist, kann jetzt eine andere schon mal an ihrer Dankesrede feilen: Demi Moore, die spät in ihrer langen Karriere doch noch die Anerkennung erfährt, die ihr früher immer verwehrt blieb. Für ihre Rolle als eine TV-Ikone im fatalen Jugendwahn holte sie schon den Golden Globe, den Critics’ Choice Award und den SAG Award. Eines ist sicher: Gewinnt die 62-Jährige, wird’s hochemotional.

Bester Hauptdarsteller – wer kann auf den Oscar hoffen?

Nominiert sind:

  • Adrien Brody („Der Brutalist“)
  • Timothée Chalamet („Like A Complete Unknown“)
  • Colman Domingo („Sing Sing“)
  • Ralph Fiennes („Konklave“)
  • Sebastian Stan („A Different Man“)

Bei den Männern werden zwei Namen als Favoriten gehandelt: Adrien Brody spielt in „Der Brutalist“ den jüdischen Architekten László Tóth, der den Holocaust überlebt hat und nach dem Zweiten Weltkrieg – traumatisiert von seinen Erlebnissen – in den USA ein neues Leben beginnen will. Der Industrielle Harrison Lee Van Buren beauftragt ihn mit einem Mammutprojekt aus Beton und Glas. Für Brody wäre es zwölf Jahre nach „Der Pianist“ der zweite Oscar. Einen Golden Globe bekam er für seine Rolle in „Der Brutalist“ in diesem Jahr schon.

Der 29-jährige Timothée Chalamet spielte in „Like A Complete Unknown“, dem Biopic von James Mangold, den jungen Bob Dylan. Dafür bekam er vergangenes Wochenende schon einen SAG Award. Und wir wissen ja schon, was man von den SAG Awards sagt...

Wie sieht es in der Kategorie „Beste Regie“ aus?

Nominiert sind:

  • Jacques Audiard („Emilia Pérez“)
  • Sean Baker („Anora“)
  • Brady Corbet („Der Brutalist“)
  • James Mangold („Like A Complete Unknown“)
  • Coralie Fargeat („The Substance“)

Der amerikanische Regisseur Sean Baker könnte mit seiner Tragikomödie „Anora“ die Nase vorn haben. Verdient hätte den Preis bestimmt auch Brady Corbet, der sieben Jahre lang an „Der Brutalist“ arbeitete und kürzlich darauf hinwies, dass viele Regisseure finanziell in ziemlich prekären Verhältnissen leben. Er wurde bei den Golden Globes für die beste Regie ausgezeichnet.

Wer führt durch die Oscar-Gala?

Hier sehen wir mal jemand ganz Neuen: Obwohl Conan O’Brien schon lange im Comedy-Geschäft ist, steht der 61-Jährige zum ersten Mal als Moderator auf der Oscar-Bühne. Er löst Jimmy Kimmel ab, der 2023 und 2024 durch die Gala führte – und als Intimfeind von US-Präsident Donald Trump gilt.

Rekordhalter als Oscar-Moderator ist der 2003 gestorbene Komiker Bob Hope, der 19 Mal Gastgeber war. Billy Crystal durfte neun Mal ran.

Welche Stars stehen sonst noch auf der Oscarbühne?

Stars wie Selena Gomez, Lily-Rose Depp, Oprah Winfrey, Halle Berry, Penélope Cruz, Scarlett Johansson und Willem Dafoe wirken als Presenter und Trophäen-Verteiler mit. Wie es Tradition ist, vergeben die Gewinnerinnen und Gewinner des Vorjahres in den Schauspiel-Kategorien die Goldmänner: Das sind Emma Stone, Cillian Murphy, Robert Downey Jr. und Da’Vine Joy Randolph.

Für die Musik sorgen die US-Rapperin Doja Cat, die britische R&B-Sängerin Raye und die K-Pop-Ikone Lalisa „Lisa“ Manoban von der südkoreanischen Girlband Blackpink und keine Geringere als Queen Latifah. Eine „Wicked“-Einlage gibt es von Cynthia Erivo und Ariana Grande, die beide nominiert sind.

Dafür – und das ist neu – wird es keine Performances der nominierten Filmsongs geben. Stattdessen, so hieß es, sollten die Songschreiber durch „persönliche Reflexionen“ ihre Inspiration für den Song erklären – wie auch immer das genau aussehen soll...

Die weiteren Oscar-Nominierungen 2025 in den wichtigen Sparten im Überblick

Beste Nebendarstellerin:

  • Felicity Jones („Der Brutalist“)
  • Ariana Grande („Wicked“)
  • Isabella Rossellini („Konklave“)
  • Zoe Saldaña („Emilia Pérez“)
  • Monica Barbaro („Like A Complete Unknown“)

Bester Nebendarsteller:

  • Yura Borisov („Anora“)
  • Kieran Culkin („A Real Pain“)
  • Edward Norton („Like A Complete Unknown“)
  • Guy Pearce („Der Brutalist“)
  • Jeremy Strong („The Apprentice“)

Bester internationaler Spielfilm:

  • Deutschland („Die Saat des heiligen Feigenbaums“)
  • Frankreich („Emilia Pérez“)
  • Brasilien („I’m Still Here“)
  • Lettland („Flow“)
  • Dänemark („Das Mädchen mit der Nadel“)

Zum Artikel

Erstellt:
26. Februar 2025, 09:54 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen