Allmersbach strebt längere 30er-Zone an
Der Gemeinderat Allmersbach im Tal erwägt, einen Antrag auf Verlängerung der Tempo-30-Zone auf der Ortsdurchfahrt Allmersbach zu stellen. Seit dem 20. Mai können die Bürger und Bürgerinnen dazu Stellung beziehen.
Von Anja La Roche
Allmersbach im Tal. Ein großes Thema für die Allmersbacher ist nach wie vor das hohe Verkehrsaufkommen auf der Schorndorfer und der Backnanger Straße. Die Straßen liegen auf der Landesstraße1080 und führen mitten durch den Ort, sodass viele Anwohner von Lärm belästigt werden. 2011 wurde bereits eine Tempo-30-Zone eingeführt, die erstreckt sich aber nicht über die komplette Ortsdurchfahrt. Nun strebt der Gemeinderat an, die 30er-Zone über die Ortsmitte hinaus bis an den Kreisverkehr Backnanger Straße beziehungsweise bis zum Ortsende Schorndorfer Straße zu verlängern.
Die Grenzwerte wurden früher nur in geringem Maße überschritten
Hintergrund ist der Lärmaktionsplan, mit dem sich die Gemeinderäte alle fünf Jahre auseinandersetzen müssen und der nach EU-Umgebungsrichtlinie für die Hauptverkehrsstraßen erstellt werden muss. Der Lärmaktionsplan Stufe drei aus dem Jahr 2019 führte bereits dazu, dass der Gemeinderat in Allmersbach im Tal eine Verlängerung der Tempo-30-Zone vorgeschlagen hat. Mit knapper Mehrheit wurde aber letztlich dagegen gestimmt, auch einen entsprechenden Antrag bei der zuständigen Verkehrsbehörde zu stellen. Grund dafür sei gewesen, dass die Lärmwerte die Grenzwerte damals nur gering überschritten haben und eine Tempo-30-Zone auf der gesamten Länge der Ortsdurchfahrt kaum in Aussicht stand, erklärt Bürgermeisterin Patrizia Rall.
Kriterien haben sich verändert
Seitdem haben sich allerdings die Datengrundlagen und Beurteilungskriterien der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) geändert, zum Beispiel wurden die Lärmgrenzwerte gesenkt. Deshalb startet die Gemeinde nun einen zweiten Anlauf, um die Ortsdurchfahrt vollständig in eine 30er-Zone zu verwandeln. Bevor der Bericht zum Lärmaktionsplan Stufe vier allerdings beschlossen wird und ein Antrag auf Verlängerung der Geschwindigkeitsbegrenzung gestellt werden kann, wird der vorläufige Bericht zunächst für die Bürger öffentlich ausgelegt. So können die Bewohner gegenüber der Verwaltung Stellung beziehen. Der vorläufige Bericht wird vom 20. Mai bis 30. Juni im Rathaus ausgelegt.
Für etwa 200 Anwohner in Allmersbach ist der Verkehr zu laut
Dominik Mussack, Mitarbeiter des beauftragten Ingenieurbüros Bernard-Gruppe ZT, präsentierte in der Sitzung zunächst die aktualisierte Lärmkartierung. Dafür haben die Experten mithilfe von verschiedenen Daten wie etwa dem Verkehrsaufkommen, der Geschwindigkeit oder der Topografie die Lärmkarte des Landes überprüft. Das Ergebnis: Der durchschnittliche Lärm an der Allmersbacher Ortsdurchfahrt liegt für etwa 200 Anwohner und Anwohnerinnen in einem zu hohen Bereich. Als betroffen gelten diejenigen, die tagsüber durchschnittlich mehr als 65 Dezibel oder nachts durchschnittlich mehr als 55 Dezibel aushalten müssen. Deutlich niedriger sind die Lärmwerte im Bereich der bereits ausgewiesenen Tempo-30-Zone. „Die vorhandene Zone zeigt bereits einen Rückgang des Lärms“, betonte Dominik Mussack.
Weitere Themen
Der Gemeinderat Ingo Ehring von der Unabhängigen Wählervereinigung (UWV) kritisierte, dass der Lärm nur berechnet und nicht gemessen wird. „Ich bin ein Mensch, der eher praxisorientiert ist. Die Zahlen haben in meinen Augen in der Praxis keinen Wert“, sagte er. Zudem fehle ihm in der Berechnung, dass in Zukunft mehr Elektroautos gefahren werden und somit künftig der Lärm wieder abnehmen könnte. Und Beschlüsse wie Geschwindigkeitsbegrenzungen würden nur selten wieder zurückgenommen, selbst wenn sich die Umstände verändern, so Ehring.
Mussack antwortete ihm, dass die Berechnungsmethode von der EU vorgegeben sei und die Gemeinde daran nichts ändern könne. Bezüglich der zunehmenden Elektrifizierung der Fahrzeuge argumentierte er, dass bei geringen Geschwindigkeiten der Lärm überwiegend durchs Rollen und nicht durch den Motor verursacht werde.
Die anderen Gemeinderäte, die sich zu Wort meldeten, bekräftigten, dass sie die Verlängerung der Tempobegrenzung im Sinne der Anwohner nachvollziehen können. Auch Rall sagte: „Es ist ein Fakt, dass die Anwohner den Lärm in ihrem Alltag spüren.“ Zudem handle es sich für die Fahrer nur um eine Verzögerung von wenigen Sekunden, wenn die Tempo-30-Zone bis zu den Ortsrändern ausgeweitet werde.
Den Lärm selbst zu messen würde nichts bringen
Wolfgang Semmler von der Neuen Liste Allmersbach/Heutensbach (NLAH) erkundigte sich nach einer Möglichkeit, eigene Lärmmessungen durchzuführen, um die berechneten Werte zu überprüfen. Die Gemeinde könne durchaus Messungen in Auftrag geben, erklärte Mussack. Am Lärmaktionsplan ändern würde das aber letztlich nichts, weil das Verfahren vorgegeben ist.
Schließlich stimmten alle zwölf anwesenden Gemeinderäte für den Vorschlag einer Tempo-30-Verlängerung mit Ausnahme einer Gegenstimme von Ingo Ehring. Damit sind der vorläufige Bericht und seine öffentliche Auslegung ab dem 20. Mai beschlossen. „Ich bin gespannt, was für Stellungnahmen wir bei der öffentlichen Auslegung erhalten werden“, sagte Rall.