Am 11. Februar ist der Tag des Notrufs

Leitstellendisponenten können Leben retten. DRK-Kreisverband und die Johanniter im Rems-Murr-Kreis erklären die Besonderheit der Notrufnummer 112.

Ein Blick in die integrierte Leitstelle. Foto: DRK Rems-Murr

Ein Blick in die integrierte Leitstelle. Foto: DRK Rems-Murr

Rems-Murr. Seit 1991 gilt europaweit die Notrufnummer 112. In der Bundesrepublik war sie bereits seit den 70er-Jahren als Notrufnummer für die Feuerwehr gebräuchlich und die meisten Menschen haben sie verinnerlicht. Am 11. Februar (also dem 11.2.) ist der Tag des Notrufs. Sven Rausch, Rettungsdienstexperte der Johanniter im Rems-Murr-Kreis, erläutert die wesentlichen Besonderheiten dieser Nummer: „Die 112 ist in der gesamten Europäischen Union rund um die Uhr erreichbar. Sie ist aus dem Mobilfunknetz wie aus dem Festnetz kostenfrei. Nutzt man ein fremdes Handy, kann der Notruf auch ohne Entsperrcode getätigt werden.“ Auch außerhalb der Europäischen Union werde die 112 genutzt, erklärt Rausch. Die Schweiz, Island, Norwegen, Russland, die Türkei und die Ukraine nutzen die Notrufnummer. Und: Viele weitere Länder nutzen ergänzend die 112 – sodass Anrufer direkt an die lokale Rettungsleitstelle weitergeleitet werden, auch wenn eigentlich eine andere Notrufnummer gilt. Sven Rausch rät jedoch: „Trotzdem sollte man sich vor jedem Auslandsaufenthalt zu den wichtigsten Telefonnummern informieren.“

Ruhig ist es in der Integrierten Leitstelle des DRK in Waiblingen selten

Der DRK-Kreisverband Rems-Murr stellt anlässlich des Notruftags vor, was sich in der Integrierten Leitstelle abspielt, angefangen bei der strukturierten Notrufabfrage bis hin zur Reanimation über das Telefon. Ruhig ist es in der Integrierten Leitstelle des DRK in Waiblingen selten. Rund 152.000 Einsatzbearbeitungen waren es 2023. Fast 300-mal wird nach einem Notruf beispielsweise die Notfallrettung, der Krankentransport oder die Feuerwehr einem Einsatz zugeordnet und rückt aus – täglich. Die Zahl der „Anrufe ohne Einsatz“ ist nicht miteingerechnet. Etwa alle eineinhalb Minuten leuchtet in der Integrierten Leitstelle ein rotes Licht auf. In der Regel ist ein Notruf innerhalb von 90 Sekunden abgefragt und die Einsatzkräfte sind alarmiert, teilt das DRK mit. Manche Notrufe binden die Disponenten länger, denn das Team der Leitstelle nimmt nicht nur Notrufe entgegen, sondern kann auch Leben retten.

Grundlage für alle Entscheidungen ist die sogenannte strukturierte Notrufabfrage. Das Verfahren, das auf einer detaillierten Checkliste basiert, ermöglicht es den Disponenten, wichtige Informationen systematisch zu erfassen, während sie mit Anrufern sprechen. Von der Art des Notfalls über die genaue Adresse bis hin zu spezifischen Details wie der Anzahl der betroffenen Personen – jede Information wird präzise erfasst und zeitnah dem Rettungsdienst übermittelt. „Sie unterstützt die Mitarbeiter der Leitstelle, in kritischen Situationen schnell die richtigen Entscheidungen zu treffen und die geeigneten Rettungskräfte gezielt zum Einsatzort zu schicken“, teilt das DRK mit. Wer den Notruf wählt, sollte sich von dem Leitstellendisponenten durch das Telefonat führen lassen, betont das DRK.

Anrufern werden lebensrettende Schritte am Telefon erklärt

Einsatzkräfte werden bereits losgeschickt, auch wenn das Telefonat noch läuft. Fragen verzögern die Alarmierung nicht, versichert das DRK. Die Anrufer erhalten bereits während des Notrufgesprächs Hinweise, wie sie Erste Hilfe leisten können. Ein Beispiel: Ein Familienmitglied bricht plötzlich zusammen und reagiert nicht mehr. Ein Notruf wird abgesetzt, die Menschen am Telefon sind aufgeregt, oft überfordert. „Stellen unsere Disponenten fest, dass eine Reanimation notwendig ist, leiten sie die Anrufer an, wie sie selbst lebensrettende Schritte der Herz-Lungen-Wiederbelebung durchführen können, bis professionelle Hilfe eintrifft“, sagt Carsten Leidner, Leiter der Integrierten Leitstelle Rems-Murr. „Eine telefonische Reanimationsunterstützung hat sicherlich schon in mehreren Fällen dazu beigetragen, Leben zu retten“, ist sich Carsten Leidner sicher. 183 Telefonreanimationen gab es 2023.

Der Rems-Murr-Kreis mit insgesamt 14 Rettungs- und Notarztwachen weise einige Besonderheiten auf: 200 sogenannte „Helfer vor Ort“ rücken im Notfall als ehrenamtliche Lebensretter aus der Nachbarschaft aus. Alarmiert werden sie über Meldeempfänger und die FirstAED-App. Außerdem finden seit Jahren im Rahmen der Aktion „Gemeinsam gegen Herzinfarkt“ zahlreiche Veranstaltungen statt, die die Laienreanimation im Kreis verbessert haben. Die Integrierte Leitstelle in Waiblingen greift außerdem auf das Defi-Netz zurück, das Mitarbeiter Thomas Brucklacher entwickelt hat. Im Defi-Netz sind aktuell 453 Defibrillatoren erfasst. Bei einem Notruf, bei dem beispielsweise ein Herzstillstand vermutet wird, öffnet sich am Arbeitsplatz des Disponenten automatisch ein Kartenausschnitt mit dem Einsatzort und den nächstgelegen verfügbaren AEDs. Durch Anklicken öffnen sich Detailinformationen zum exakten Standort, der Zugänglichkeit und der zeitlichen Verfügbarkeit des AED. Befinden sich mehrere Personen am Notfallort, lotst die Leitstelle jemanden zu einem Defibrillator. Dies kann – je nach Auslastung – ein zweiter Disponent übernehmen.

„Strukturierte Notrufabfrage, Telefonreanimation, Defi-Netz, 14 Rettungs- und Notarztwachen vor Ort: Die Menschen im Rems-Murr-Kreis profitieren von einer starken Rettungskette“, schreibt das DRK zum Tag des Notrufs. pm

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Erstellt:
10. Februar 2024, 06:00 Uhr

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