Jesuskind, Ochs und Esel

Am 7. Dezember ist der Tag der Weihnachtskrippe

Ob Kitsch oder Kultur: In vielen Haushalten gehören Weihnachtskrippen traditionell zum Fest. Der Legende nach wurden sie vor genau 801 Jahren von Franz von Assisi erfunden. Mit Ochs und Esel, aber Maria und Joseph kamen erst später dazu. Andere auch.

Da werden Weihnachtserinnerungen an die eigene Kindheit wach.

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Da werden Weihnachtserinnerungen an die eigene Kindheit wach.

Von Markus Brauer/dpa

Weihnachten ist das volkstümlichste aller christlichen Feste. Über alle religiösen und konfessionellen Grenzen hinweg so stark und unausrottbar wie kein anderes Fest, weil die Sehnsucht nach dem Heiland und seiner Verheißung einer heilen Welt fundamental und urmenschlich ist.

„Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen“ (Lukas, Kapitel 2, Vers 12).

Die Krippe: Kein Platz in der Herberge

„Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren erstgeborenen Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“ (Lukas, Kapitel 2, Vers 6, 7)

Die Geburtsgeschichte Jesu beginnt damit, dass Kaiser Augustus eine Volkszählung durchführen lässt und sich jede Familie in den Heimatort des Familienvaters begeben soll. Deshalb begibt sich auch Josef mit seiner hochschwangeren Verlobten Maria nach Bethlehem.

Als sie dort ankommen, bringt Maria ihren „erstgeborenen“ Sohn zur Welt. Das Neugeborene wird in Windeln gewickelt und in eine Krippe gelegt. Im betreffenden Bibeltext steht nur, dass das Paar keinen Platz „in der Herberge“ mehr fand. Daraus schloss die frühe Kirche, dass die Geburt in einem Stall stattfand.

Jesu Eltern könnten indes auch versucht haben, bei Verwandten unterzukommen. Aber offenbar war jedes Haus bereits voll besetzt, so dass sie in einen Stall oder Schuppen mit einer Futterkrippe ausweichen mussten. In Bethlehem wurde an der vermeintlichen Stelle um das Jahr 326 n. Chr. die Geburtskirche errichtet. Die eigentliche Geburtsgrotte befindet sich im Untergeschoss der fünfschiffigen Basilika.

Vor 801 Jahren: Die erste Weihnachtskrippe

Seit 2020 steht der 7. Dezember als bundesweiter Tag der Weihnachtskrippe in Deutschland ganz im Zeichen der szenischen Darstellung des Geburtsortes von Jesus Christus.

Die zahlreichen, regional sehr unterschiedlichen Krippendarstellungen fußen auf den Überlieferungen zur Geburt Jesu aus den Evangelien und apokrypher – also kirchlich nicht offiziell anerkannter und „verborgener“ – Schriften. Während in der Westkirche schon früh Stall und Krippe verehrt wurden, sah man im Ostkirche eher eine Gebirgshöhle als Geburtsstätte an.

Nach offizieller Lesart der römisch-katholischen Kirche wird die Weihnachtskrippe in der Nacht auf den 25. Dezember genau 801 Jahre alt. Das erste Krippenspiel der Christengeschichte soll in der Weihnachtsnacht des Jahres 1223 in einer Felsenhöhle nahe des mittelitalienischen Dorfes Greccio gezeigt worden sein. Der Legende nach kam die Idee vom heiligen Franz von Assisi, dem Namensgeber des heutigen Papstes Franziskus.

Das Oberhaupt von 1,3 Milliarden Katholiken gilt als Liebhaber dieser volkstümlichen Tradition. Gemäß dem Gedanken, dass gerade die kleinen und einfachen Dinge den Weg zu Gott weisen. In seiner Kindheit sei die Krippe sogar wichtiger gewesen als der Weihnachtsbaum, so der der Pontifex. „Im Haus meiner Eltern in Buenos Aires hat dieses Zeichen zu Weihnachten nie gefehlt.“

Tradition in vielen Wohnzimmern

So war das auch in Europa Tradition. Insbesondere in katholischen Gegenden war es guter Brauch, zu Weihnachten im Wohnzimmer die fromme Szene aus dem Stall von Bethlehem nachzustellen: mit kleinen Figuren aus Holz, aus Wachs, aus Hartguss, aus Ton, aus Pappmaché, gern auch vor der Kulisse der eigenen Heimat. Besonders begehrt waren handgefertigte Szenerien aus den Alpen, aus der Provence und aus der Gegend um Neapel. Für viele Bauern war die Herstellung von Krippen im Winter ein hoch geschätzter Nebenerwerb.

Die Szene war meist gleich: im Zentrum das Jesuskind in einem Futtertrog, Maria und Joseph daneben, zudem Ochs und Esel sowie Hirten und Musiker dazu. Wichtig war, dass der kleine Jesus nicht vor Heiligabend in die Krippe gelegt werden durfte und dass die drei Könige – und auch deren Kamele – erst am 6. Januar dazu kamen. Spätestens am 2. Februar, dem Fest Mariä Lichtmess, wanderte alles wieder bis zum nächsten Dezember in Kiste oder Karton.

Nacht in der Felsenhöhle

Der Überlieferung zufolge geht alles auf den Gründer des Franziskanerordens zurück. Angeblich stellte Franz von Assisi (1181/82-1226) vor 801 Jahren mit einigen Ordensbrüdern und Hirten das Weihnachtsevangelium in der Höhle nach, um den Leuten aus Greccio, einer 1500-Seelen-Gemeinde in der Provinz Rieti in der italienischen Region Latium, die Geschichte verständlicher zu machen.

Lesen konnten damals die wenigsten. Die Teilnehmer der Mitternachtsmette hätten eine „zuvor nie gekannte Freude“ empfunden, berichtet Assisis Biograf Thomas von Celano. Einem Ordensbruder soll sogar das Jesuskind erschienen sein.

Keine Spur von Maria und Joseph

Ob sich das damals so zugetragen hat, gehört zu den vielen Glaubensfragen der katholischen Kirche. Wenn, dann war es eine „Lebendkrippe“ in sehr reduzierter Form. Dass eine Maria oder ein Joseph bei der Aufführung dabei waren, steht nirgends.

Wissenschaftlich belegt hingegen ist, dass es deutlich ältere Darstellungen von Christi Geburt gibt – auf frühchristlichen Sarkophagen zum Beispiel oder in romanischen Kathedralen. In Rom findet sich die die älteste Krippenszene in der Kirche Santa Maria Maggiore, ein Marmormonument von 1291.

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Erstellt:
4. Dezember 2024, 11:04 Uhr
Aktualisiert:
4. Dezember 2024, 19:56 Uhr

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