Am Klinikum werden Eingriffe verschoben

Die Gewerkschaft Verdi ruft in Kliniken, Pflegeeinrichtungen und Rettungsdiensten zu Warnstreiks auf.

Von Bettina Hartmann

Stuttgart - Die Gewerkschaft Verdi ruft im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes mit Bund und Kommunen zu Warnstreiks auf – insbesondere im Sozial- und Erziehungsdienst sowie im Gesundheits- und Pflegewesen. In Stuttgart sind davon am Donnerstag, 6. März, und Freitag, 7. März, das Klinikum Stuttgart sowie die Pflegeeinrichtungen des städtischen Eigenbetriebs Leben und Wohnen betroffen. „Dies führt zu schmerzhaften Einschränkungen des Krankenhausbetriebs – trotz einer zwischen dem Klinikum und der Verdi getroffenen Notdienstvereinbarung“, sagt Stefan Möbius, Pressesprecher des Klinikums, auf Anfrage unserer Zeitung.

Viele planbare Eingriffe müssten abgesagt oder verschoben werden. Die Patienten seien informiert. Auswirken wird sich der Streik auch auf den Rettungsdienst. Denn das Klinikum wird mit seiner Notaufnahme nur begrenzt zur Verfügung stehen. Der Vorstand des Klinikums, Jan Steffen Jürgensen, betont: Für schwerste Notfälle, etwa Schlaganfälle oder Risikogeburten, werde eine „sichere Versorgung“ aufrechterhalten. „Wir haben aber die Rettungsleitstelle und die anderen Krankenhäuser informiert, dass unsere Kapazitäten deutlich reduziert sind.“

Ob Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK), Marienhospital, Diakonie-Klinikum oder Karl-Olga-Krankenhaus: Die Stuttgarter Kliniken mit nicht kommunalen Trägern rechnen damit, dass bei ihnen mehr Patienten als üblich vorstellig werden. „In den Notaufnahme kommen auf die Patienten längere Wartezeiten zu“, heißt es aus dem Diakonie-Klinikum. Laut Mark Dominik Alscher, Medizinischer Geschäftsführer des RBK, ist das Krankenhaus, dessen Träger die Robert-Bosch-Stiftung ist, auf eine verschärfte Situation vorbereitet. „Wie gut, dass es in Stuttgart eine Trägervielfalt gibt“, betont Alscher. Gäbe es etwa nur ein kommunales Haus, wäre dies bei Streiks für die Versorgungslage „sicherlich kritischer“ zu werten. „Bei der anstehenden Krankenhausreform können wir daher nur dafür plädieren, solche Situationen ebenfalls zu berücksichtigen“, so Alschers Appell an die Politik.

Bestreikt werden zudem die Einrichtungen von Leben und Wohnen (ELW), dem Sozialunternehmen der Stadt Stuttgart, mit acht stationären Pflegeeinrichtungen, zwei Tagespflegen, zwei ambulanten Pflegedienste und zwei Häusern der Wohnungslosenhilfe. Der Eigenbetrieb habe mit Verdi eine Vereinbarung, „nach der eine Besetzung sichergestellt ist, wie sie an Sonntagen üblich ist“, sagt Harald Knittel, ein Sprecher der Stadt. Entsprechend erwarte die Leitung keine Einschränkungen für Pflegebedürftige oder Angehörige. „Hauptziel des Streiks ist für uns, die Arbeit im Pflegeheim attraktiver zu machen“, sagt Patrik Haag, Personalrat bei ELW. Das sei angesichts des Pflegenotstands dringend notwendig.

In Baden-Württemberg sollen Arbeitsniederlegungen in 20 Kliniken stattfinden. Speziell in Krankenhäusern will Verdi unter anderem bezahlte Pausen in Wechselschicht, wie sie in anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes üblich sind, sowie eine bessere Eingruppierung von Hebammen durchsetzen. Im kommunalen Rettungsdienst soll die wöchentliche Höchstarbeitszeit von 48 auf 42 Stunden reduziert werden. In Baden-Württemberg will die Gewerkschaft wie in allen anderen Ländern die 38,5-Stunden-Woche erreichen.

Am Freitag werden in Stuttgart zudem die Beschäftigen in städtischen Kitas und Schülerhäusern die Arbeit niederlegen.

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Erstellt:
4. März 2025, 22:03 Uhr
Aktualisiert:
5. März 2025, 22:01 Uhr

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