Andreas Brunold ist OB-Kandidat Nr. 8

Der Professor für Politische Bildung kritisiert, dass ökologische und sozialverträgliche Stadtentwicklungspolitik viel zu kurz kommt.

Der frühere Stadtrat Andreas Brunold setzt auf ein faires und gerechtes Miteinander.Foto: privat

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Der frühere Stadtrat Andreas Brunold setzt auf ein faires und gerechtes Miteinander.Foto: privat

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Als insgesamt achter Kandidat für das Amt des Backnanger Oberbürgermeisters tritt nun auch Professor Andreas Brunold an. Der 65-Jährige begründet dies unter anderem damit, dass er sich bereits seit vielen Jahren vor allem „auf dem Gebiet der nachhaltig-ökologischen wie auch ökonomisch-sozialverträglichen Umwelt- und Stadtentwicklungspolitik und für gemeinwohlorientierte und kommunalpolitische Aufgabenstellungen“ in seiner Heimatstadt einsetzt. Und er erklärt in Bezug auf diese Aspekte: „Diese sind in den letzten Jahren leider viel zu kurz gekommen.“

Als Trumpf wertet Brunold, dass er als gebürtiger Backnanger die Verwaltungsstrukturen der Stadt und der vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft genau kenne. Er wisse, „dass die Mühlen der Verwaltung mitunter sehr langsam und bisweilen überaus stockend mahlen“. Seiner Ansicht nach sei an vielen Stellen sichtbar, „dass die spezifischen Problemlagen in Backnang in weiten Teilen hausgemacht sind und nicht unbedingt von außen gelöst werden können“. Hier sei das Erfahrungswissen und die Ortskenntnis von historischen Entwicklungen notwendig, um die jahrelang eingeübten Planungsroutinen der Verwaltung zu erkennen und im positiven Sinne zu verändern. Brunold: „Diese Hürde kann ein von außen kommender Bewerber kaum überwinden. Parteienzugehörigkeit, Absprachen oder die vielfach beschworenen Netzwerke behindern eher demokratische Entwicklungen als sie einer Gemeinwohlorientierung oder Glaubwürdigkeit nützen. Unsere Stadt ist keine Parteipfründe der CDU oder der FDP.“ Kommunale Planungsprozesse würden in der Regel nicht nur einen langen Atem, Ausdauer und eine Menge Geduld erfordern, „sondern vor allem auch einen parteiunabhängigen wissenschaftlichen Sachverstand“.

Brunold hebt ab auf seine langjährige Berufs- und Verwaltungserfahrung in verschiedenen Bereichen der Kommunal-, Bildungs-, Hochschul- und Wissenschaftspolitik: „Ich habe gelernt, dass ein offener, klarer und transparenter Dialog und Umgang mit Bürgern ein unabdingbares Kapital darstellt.“

In der Vergangenheit hat Brunold sich mehrfach mit der Stadt angelegt und Prozesse geführt. So klagte er etwa in Zusammenhang mit dem Bau eines Wohn- und Geschäftshauses in der Gerberstraße über mehrere Instanzen, am Ende erfolglos. Zuletzt scheiterte er mit einem Antrag, mit dem er den Baustopp eines Restaurants in der Nachbarschaft seines Elternhauses erzwingen wollte. Unzufrieden zeigte er sich aber auch über etliche andere Projekte wie etwa den Annonaygarten, die Obere Walke oder das Wohngebiet Katharinenplaisir.

Der gelernte Industriekaufmann (AEG-Telefunken in Backnang) hat auf dem zweiten Bildungsweg am Kolping-Kolleg Stuttgart das Abitur abgelegt. Nach seinem Zivildienst beim Deutschen Roten Kreuz und dem Verein Kinder- und Jugendhilfe in Backnang studierte er an den Universitäten Mannheim, Montpellier und Stuttgart Germanistik, Sportwissenschaft, Geschichte und Politikwissenschaft. Mit Unterstützung eines Stipendiums der Landesbank Baden-Württemberg promovierte er mit einem politik- beziehungsweise verwaltungswissenschaftlichen Thema zur „Verkehrsplanung und Stadtentwicklung der Stadt Stuttgart“. Weitere Stationen waren das Wirtschaftsgymnasium-Ost in Stuttgart, die kaufmännische Schule und das Max-Born-Gymnasium in Backnang. Zeitgleich war Brunold an der pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg im Bereich Politikwissenschaft und Politikdidaktik als Dozent und Lehrbeauftragter für die Ausbildung von Politiklehrkräften tätig. Nach der Habilitation zum Hochschullehrer mit dem politikdidaktischen Thema „Globales Lernen und Lokale Agenda 21 – kommunalpolitische Bildungsprozesse in der Einen Welt“ war er für die staatliche deutsche Entwicklungszusammenarbeit der GTZ als Regierungsberater in Honduras am Bildungsministerium und an der Universidad Pedagogíca Nacional Francesco Morazán in Tegucigalpa tätig. Dort konnte er weitere Verwaltungserfahrungen sammeln.

Derzeit ist Brunold an der Universität Augsburg Lehrstuhlinhaber für das Fach „Politische Bildung und Politikdidaktik“. In verschiedenen Studiengängen ist er vor allem für die Politiklehrerausbildung von aktuell 650 Studierenden verantwortlich. Im Rahmen seiner Forschungstätigkeit hat er Erfahrungen in der Einwerbung von größeren Projekten gesammelt.

Gastprofessor und Herausgeber zahlreicher Publikationen.

In diesem Zusammenhang war er in einigen Universitäten in Mittel- und Südamerika sowie in Asien als Gastprofessor tätig. Des Weiteren ist er Gutachter für nationale und internationale Organisationen sowie Herausgeber von Zeitschriften und Autor zahlreicher Publikationen. So hat er einige Aufsätze zur Verkehrs- und Stadtplanung der Stadt Backnang sowie „eine große Zahl an auch international beachteten Studien und Büchern zur politischen Bildung für nachhaltige Entwicklung und zu aktuellen Nachhaltigkeitsstrategien der Unesco publiziert“.

Brunold ist beim BUND-Ortsverband Backnanger Bucht engagiert und war von 1994 bis 1999 Stadtrat in Backnang. Eine seiner Leidenschaften ist Sport, so war er bei der TSG Turnen und der TSG Leichtathletik aktiv und an der kaufmännischen Schule und am Max-Born-Gymnasium Backnang als Sportlehrer tätig. Ferner ist er aktives Mitglied bei der TSG Backnang und der SKG Erbstetten.

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Erstellt:
6. Februar 2021, 06:00 Uhr

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