Akkudoktor alias Andreas Schmitz
Anfeindungen setzen dem Energie-Youtuber zu
Manche sagen, er brauche halt ein dickes Fell. Aber so einfach ist es nicht für den Youtuber Andreas Schmitz alias Akkudoktor. Sonst hätte er ja zum Beispiel keinen Panzerriegel an der Haustür.
Von Judith A. Sägesser
Vor einem Monat stand alles auf der Kippe. Andreas Schmitz hatte sich eigentlich schon von seinem Alias Akkudoktor verabschiedet. Das hatte vor allem finanzielle Gründe, sein Projekt mit den Videos zu Energiethemen ließ sich einfach nicht auf dauerhaft stabile Füße stellen. „Ich war gar nicht so traurig darüber“, sagt der 41-jährige Youtuber. Dass das so war, hat auch mit dem Dreck zu tun, den er in Kommentaren und E-Mails immer wieder zu lesen bekommt.
Akkudoktor informiert zum Beispiel über Wechselrichter
Bekannt ist der Akkudoktor unter anderem in der Balkonkraftwerk-Szene. Wenn er hier über Wechselrichter oder rechtliche Regeln informiere, wenn er bastele, bleibe das Netz friedlich. „Das wird sehr gut angenommen.“ Obwohl sich unter denen, die ihm folgen, ganz unterschiedliche Menschen befänden. Die, die wegen Klimaschutz handeln, und die, die energetisch autark sein wollen. Hässlich wird es in der Kommentarspalte bei anderen Themen, berichtet Schmitz.
Der studierte Maschinenbauer und Informatiker hat im Feld mathematische Optimierung promoviert und arbeitete bis vor einem halben Jahr voll am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrttechnik in Köln. Mittlerweile hat er reduziert, um seine Videos stressfreier produzieren zu können. Seit geraumer Zeit hat er sogar ein kleines Team – Spenden aus der Community haben das ermöglicht, berichtet er. Sie haben immer wieder Klimawissenschaftler zu Gast, mit denen sie beispielsweise die Kipppunkte und deren Risiken erläutern. Gewaltandrohungen wie „so etwas gehört gehängt“, die sich anschließend in den Kommentaren fänden, lassen ihn nicht kalt. Was er da von mutmaßlichen Klimaleugnern zu lesen bekäme, habe teils auch paranoiden Charakter. Und teils klingt es eben sehr bedrohlich. „Viele sagen: Du brauchst ein dickes Fell“, sagt Schmitz. „Aber es trifft einen schon.“
Und nicht nur das. „Dass ich jetzt einen Panzerriegel an der Tür habe, das mache ich ja nicht, weil ich mich hier sicher fühle.“ Das Unsicherheitsgefühl habe seine ganze Familie erfasst. Als sie neulich in einem längeren Urlaub waren, sei ihm klar geworden, „wie verrückt das Ganze geworden ist“. Fast noch schlimmer finde er aber, „dass ich keine Meinungsfreiheit mehr habe, ich fühle mich eingeschränkt“. Weil er sich inzwischen schon überlege, was er zum Thema mache und was nicht.
Trotzdem hat er sich vor einem Monat entschieden, weiterzumachen, es doch noch einmal zu versuchen. Freunde und Bekannte hätten mit ihm geredet, weil sie ihn sich gar nicht vorstellen konnten ohne die Videos. Abgesehen von den feindseligen Kommentaren sei das Feedback unter dem Strich nämlich gut. Bis Ende des Jahres hat er sich Zeit gegeben, und er hat nun eine Agentur, die ihm hilft.