Berlin

Angriff am Holocaust-Mahnmal antisemitisch motiviert

Der Angriff auf einen 30 Jahre alten spanischen Touristen war offenbar antisemitisch motiviert. Davon gehen die Behörden aus.

Absperrung am Holocaust-Mahnmal in Berlin.

© dpa/Paul Zinken

Absperrung am Holocaust-Mahnmal in Berlin.

Von red/dpa/epd

Nach einer Messer-Attacke im Stelenfeld des Holocaust-Mahnmals in Berlin geht die Berliner Staatsanwaltschaft von einem antisemitischen Hintergrund aus. Die Berliner Polizei hatte wenige Stunden nach der Tat einen 19-jährigen Syrer als Tatverdächtigen festgenommen. Er wird beschuldigt, am Freitagabend einen Touristen aus Spanien mit einem Messer angegriffen und lebensgefährlich verletzt zu haben, wie Polizei und Generalstaatsanwaltschaft am Samstag mitteilten. Die Ermittler vermuten ein radikal-islamisches und antisemitisches Motiv.

„Nach bisherigen Ermittlungen und dem aktuellen Kenntnisstand sollen Zusammenhänge mit dem Nahostkonflikt bestehen“, teilte die Staatsanwaltschaft mit. „Nach bisherigem Kenntnisstand, insbesondere aufgrund entsprechender Äußerungen des Beschuldigten gegenüber der Polizei, soll seit einigen Wochen der Plan in ihm gereift sein, Juden zu töten.“ Vor diesem Hintergrund sei auch die Auswahl des Tatorts erfolgt. Über ein antisemitisches Motiv hatten zuerst „stern“ und „Tagesspiegel“ berichtet.

Religiöse Motivation des Tatverdächtigen

Das Denkmal für die ermordeten Juden in Europa erinnert in der historischen Mitte Berlins an die sechs Millionen Juden, die unter der Herrschaft der Nationalsozialisten ermordet wurden. 

Zudem soll eine religiöse Motivation bestanden haben. Demnach hatte der Mann neben dem Messer als mutmaßlicher Tatwaffe auch einen Koran, einen Zettel mit Versen aus dem Koran sowie einen Gebetsteppich in seinem Rucksack dabei.

Der Angreifer soll heute einem Haftrichter vorgeführt werden. Der Mann lebte dpa-Informationen zufolge in einer Geflüchtetenunterkunft in Leipzig. Einsatzkräfte durchsuchten am Morgen die Einrichtung. 

Der Mann sei der sächsischen Polizei außerdem wegen verschiedener Straftaten bekannt gewesen. Er sei jedoch kein Mehrfach- oder Intensivstraftäter, teilte das sächsische Innenministerium mit, sondern „mit einfachen Straftaten der allgemeinen Kriminalität“ aufgefallen. Einen „Staatsschutzbezug“ - also einen politischen Hintergrund - habe es bei diesen Taten nicht gegeben. Der Mann sei 2023 eingereist und habe seitdem im Freistaat gelebt. Der Mann sei vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nach der Genfer Flüchtlingskonvention anerkannt gewesen. Er sei nicht ausreisepflichtig gewesen.

Der 19-Jährige wird verdächtigt, den Spanier von hinten mit einem Messer angegriffen und lebensgefährlich am Hals verletzt zu haben. Der 30-Jährige musste notoperiert und zeitweise in ein künstliches Koma versetzt werden. Lebensgefahr bestehe inzwischen nicht mehr, hieß es. Nach der Tat wurden auch einige Menschen von Rettungskräften betreut, die Zeugen des Geschehens geworden waren. 

Tatverdächtiger lief blutverschmiert auf die Beamten zu

Während der Polizeimaßnahmen lief der mutmaßliche Täter den Angaben zufolge auf die Beamten zu. Ihnen fielen seine blutverschmierten Hände und die Hose auf. Daraufhin nahmen sie den Mann fest. Der 19-Jährige soll den Angaben zufolge 2023 als unbegleiteter minderjährlicher Flüchtling nach Deutschland gekommen sein. 

Er habe bei der Festnahme einen klaren Eindruck gemacht, hieß es. „Ob eine psychische Erkrankung vorliegt, ist Gegenstand der Ermittlungen.“ Anhaltspunkte für Verbindungen zu anderen Personen oder Organisationen lägen nicht vor. Der Beschuldigte sei strafrechtlich in Berlin bisher nicht auffällig geworden und war weder polizei- noch justizbekannt.

Weitere Angriffe der vergangenen Tage

In den vergangenen Wochen und Monaten gab es in Deutschland mehrere auch tödliche Angriffe, deren Hintergründe allerdings unterschiedlich waren. Das Thema Migration dominierte daraufhin den Bundestagswahlkampf. So fuhr am 13. Februar ein 24-jähriger Afghane in München mit einem Auto in einen Verdi-Demonstrationszug. Ein zweijähriges Mädchen und seine 37 Jahre alte Mutter starben später im Krankenhaus, mindestens 37 weitere Menschen erlitten teils schwere Verletzungen. 

In einem Park in Aschaffenburg soll ein 28 Jahre alter Afghane im Januar ihm offensichtlich unbekannte Menschen mit einem Messer angegriffen haben. Ein zweijähriger Junge marokkanischer Herkunft und ein 41-jähriger Deutscher starben. Kurz vor Weihnachten war zudem ein 50-jähriger Arzt aus Saudi-Arabien mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg gerast. Sechs Menschen kamen ums Leben, knapp 300 wurden verletzt.

Nach der Attacke am Holocaust-Mahnmal in Berlin hat die Polizei einen Verdächtigen festgenommen.

© dpa/Carsten Koall

Nach der Attacke am Holocaust-Mahnmal in Berlin hat die Polizei einen Verdächtigen festgenommen.

Es handele sich um den mutmaßlichen Täter, teilten die Ermittler am Abend am Tatort mit.

© dpa/Ebrahim Noroozi

Es handele sich um den mutmaßlichen Täter, teilten die Ermittler am Abend am Tatort mit.

Die Polizei hatte mit einem Großaufgebot nach dem Mann gesucht.

© dpa/Carsten Koall

Die Polizei hatte mit einem Großaufgebot nach dem Mann gesucht.

Der Mann soll einen 30 Jahre alten Touristen aus Spanien schwer verletzt haben.

© dpa/Carsten Koall

Der Mann soll einen 30 Jahre alten Touristen aus Spanien schwer verletzt haben.

Die Polizei sprach von einem spitzen Gegenstand.

© dpa/Markus Schreiber

Die Polizei sprach von einem spitzen Gegenstand.

Die Festnahme erfolgte knapp drei Stunden nach der Alarmierung.

© dpa/Carsten Koall

Die Festnahme erfolgte knapp drei Stunden nach der Alarmierung.

Das Opfer sei in einem stabilen Zustand, sagte eine Polizeisprecherin.

© dpa/Marion van der Kraats

Das Opfer sei in einem stabilen Zustand, sagte eine Polizeisprecherin.

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Erstellt:
22. Februar 2025, 13:52 Uhr
Aktualisiert:
22. Februar 2025, 14:30 Uhr

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