Kriminalität
Angriffe auf Wissenschaftler häufig politisch motiviert
Von Beleidigungen bis Morddrohungen müssen manche Wissenschaftler oft einiges ertragen. Bestimmte Forschungsfelder sind besonders von Hass und Hetze betroffen.
Von red/dpa
Beleidigungen, Drohungen oder Angriffe gegen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind nach Einschätzung der Beratungsstelle „Scicomm-Support“ häufig politisch motiviert. „Oft ist Wissenschaftsfeindlichkeit kein Zufall“, sagte Projektleiterin Kristin Küter auf einer Online-Pressekonferenz. Es gebe Gruppen, die regelrechte Kampagnen gegen Wissenschaftler starteten, um eine bestimmte Meinung aus dem Diskurs zu drängen. Das zumindest zeige die Erfahrung aus Beratungsgesprächen mit Betroffenen.
Die Anlaufstelle bietet Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die von Angriffen oder Hassrede betroffen sind, egal ob digital oder im echten Leben, Hilfe an. Es gibt eine tägliche und kostenlose Telefonberatung und Weiterbildungen zu digitaler Gewalt, Hassrede und gezielten Angriffen. Das Angebot richtet sich auch an Menschen aus dem Bereich Wissenschaftskommunikation.
Von stumpfen Beleidigungen bis Drohungen
Seit dem Start der Initiative, im Juli 2023, hätten die 22 ehrenamtlichen Berater insgesamt 60 Beratungsfälle betreut. Manche Betroffene begleite man mehrere Monate lang. Die Mehrheit der Betroffenen (38 Fälle) waren Frauen. Am häufigsten meldeten sich Professorinnen und Professoren (18 Fälle). Rund 475 Menschen hätten an Trainings teilgenommen, in denen ganze Institutionen, einzelne Fachbereiche oder Lehrstühle geschult werden.
Die Agrarsoziologin Janna Luisa Pieper wurde nach einem Interview über rechtsradikale Bewegungen in den Bauernprotesten massiv bedroht. „Das ging von wirklich ganz stumpfen Beleidigungen hin zu solchen Drohungen, wie dass man mich am Auto durch Göttingen ziehen würde, bis hin zu ominösen Briefen, die an mein Büro gepinnt wurden“, sagte die Wissenschaftlerin. Sie habe Hassmails und Anrufe bekommen. Außerdem seien beleidigende und diffamierende Videos über sie verbreitet worden. „Das hält bis heute an.“ Die Beratung von „Scicomm-Support“ sei für sie eine große Hilfe gewesen, unter anderem durch die Vermittlung eines Anwalts.
Auch körperliche Angriffe
Die Angriffe reichten von herablassenden Äußerungen, über persönliche Diskriminierung bis hin zu Todesdrohungen, sagte Mitinitiatorin Julia Wandt. „Wir haben auch Personen in der Beratung, die tätlich angegriffen wurden.“
Hass und Hetze lösten vor allem Themen aus, die gesellschaftlich kontrovers diskutiert würden, zum Beispiel Geschlechterforschung, Forschungen mit Tierversuchen oder Arbeiten über den Klimawandel.