Anschlag mit Auto –Polizei vermutet Fremdenhass

Fahrer rast in Gruppe von Feiernden und verletzt fünf Personen – Täter steuert auf Ausländer zu

Der Innenminister von Nordrhein-Westfalen wirft einem Tatverdächtigen vor, dass er gezielt Ausländer habe töten wollen. Mit einem Auto war ein 50-Jähriger in eine Partygruppe gerast.

Bottrop /DPA - Womöglich aus Fremdenhass ist ein Autofahrer in der Silvesternacht in Bottrop im Ruhrgebiet in Gruppen feiernder Menschen gefahren und hat fünf Personen verletzt. „Die Ermittlungsbehörden gehen derzeit von einem gezielten Anschlag aus“, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei am Dienstag mit: „Bereits bei seiner Festnahme äußerte sich der Fahrer mit fremdenfeindlichen Bemerkungen.“ Eine verletzte Frau soll zeitweise in Lebensgefahr gewesen sein. Unter den Verletzten sind ein Kind sowie Syrer und Afghanen. Insgesamt unternahm der Verdächtige an vier Tatorten Versuche, Menschen zu überfahren. Die Ermittler haben nach eigenen Angaben „erste Informationen über eine psychische Erkrankung des Fahrers“, der Deutscher sein soll.

Das Jahr 2019 war erst wenige Minuten alt. Die Menschen auf dem zentralen Berliner Platz in Bottrop hätten ausgelassen gefeiert, berichtete ein Augenzeuge am Tag danach. Dann zeigt der Mann ein Video: Zu sehen ist das Auto, das in die Menschenmenge fährt. Es rollt vergleichsweise langsam, dadurch können sich noch relativ viele Menschen in Sicherheit bringen.

Die Polizei hält sich mit Aussagen zum Tatablauf zunächst zurück. Ein erster Zeuge wird nach Darstellung der Behörden um 0.03 Uhr auf den silberfarbenen Wagen des 50-Jährigen aufmerksam. Auf einer Zufahrtsstraße zur Bottroper Innenstadt habe das Fahrzeug plötzlich auf den Fußgänger zugehalten, berichten die Ermittler. Doch der Passant konnte sich retten.

Der 50-Jährige fuhr weiter in Richtung Stadtzentrum, und wenig später kam es zu dem folgenschweren Zwischenfall auf dem Berliner Platz. Wie genau die Tat dort abgelaufen ist, wollen die Ermittler mithilfe von Zeugenaussagen noch rekonstruieren. Doch klar ist: Der Autofahrer fuhr in eine Gruppe von Menschen, die dort ausgelassen den Jahreswechsel feierten. Dort sind vier Menschen verletzt worden, an einem anderen der insgesamt vier Tatorte ist eine Person leicht verletzt worden. Nach dem Berliner Platz sei der 50-Jährige nach Süden in Richtung seiner Heimatstadt Essen geflüchtet.

Dort habe er noch einmal versucht, gezielt in eine Menschengruppe zu fahren, die an einer Bushaltestelle stand. Passiert ist dabei wie durch ein Wunder nichts. „Vielleicht sind Leute weggerannt, vielleicht hat das aus anderen Gründen nicht funktioniert. All das zu klären ist jetzt unsere Aufgabe“, sagte eine Polizeisprecherin. Kurze Zeit später nahm die Polizei den Mann fest.

Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) verschaffte sich am Dienstagnachmittag selbst ein Bild vom Tatort: Der Autofahrer habe die „klare Absicht“ gehabt, „Ausländer zu töten“, sagte Reul. Der Fall müsse „sehr ernst genommen werden“, es werde mit Hochdruck ermittelt. Ein Deutscher sei bewusst in vier Menschengruppen gefahren, die größtenteils aus Ausländern bestanden hätten, ergänzte Reul. Das sei durch die Vernehmungen klar geworden. Schon vorher sei bekannt geworden, dass der Mann psychische Erkrankungen gehabt habe. Es mache „sehr betroffen, dass so etwas passiert ist“, fügte der Minister hinzu. Reul hob hervor, in Nordrhein-Westfalen gebe es „keinerlei Toleranz“ für Gewalttäter, „egal, von welcher Ecke sie kommen“. Bottrops Oberbürgermeister Bernd Tischler (SPD) zeigte sich „entsetzt und tief getroffen“ von dem Vorfall. Er hoffe, dass die Verletzten bald genesen würden. Die Polizeipräsidentin von Recklinghausen, Friederike Zurhausen, sagte, der Mann sei polizeilich bisher nicht in Erscheinung getreten.

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Erstellt:
2. Januar 2019, 03:14 Uhr

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