Anteil der Helmmuffel bei jungen Radfahrern extrem hoch
Sexismus-Vorwurf gegen Kampagne des Verkehrsministeriums mit „Germany’s Next Topmodel“
Eigentlich sollen die neuen Motive des Verkehrsministeriums auf die Sicherheit von Radfahrern hinweisen. Doch dass „GNTM“-Model Alicija nur Dessous zum Fahrradhelm trägt, empört viele.
Berlin Das Bundesverkehrsministerium will mit einer neuen Kampagne vor allem junge Menschen zum Tragen eines Fahrradhelms motivieren. Ein Gesicht der Kampagne: Alicija Köhler, Kandidatin aus Heidi Klums Show „Germany’s Next Topmodel“.
„Mehr als die Hälfte der jungen Radfahrerinnen und Radfahrer sagen von sich selbst, dass sie nie oder nur selten einen Helm tragen. Weil es angeblich nicht cool aussieht“, so Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). „Der Spruch entspricht vielleicht nicht so ganz dem üblichen Behördendeutsch. Er bringt die Botschaft aber ziemlich genau auf den Punkt: Helme retten Leben!“
Auf der Seite Runtervomgas.de, zu der auch das Radprojekt gehört, sind leicht bekleidete junge Menschen mit Fahrradhelm zu sehen. Unter dem Schlagwort #Helmerettenleben waren auf Twitter auch kritische Kommentare zu finden. User sprachen von „Sexismus“, einer forderte: „Kümmert euch endlich um sichere Infrastruktur, z. B. getrennte Ampelphasen!“
Hintergrund von Scheuers Offensive: Laut einer von seinem Ministerium und dem Verkehrssicherheitsrat in Auftrag gegebenen Studie sind sich junge Radfahrer durchaus der Gefahr bewusst – da im Jahr 2017 mit 382 Opfern fast jeder achte Verkehrstote auf dem Rad unterwegs war. In repräsentativen Verkehrsbeobachtungen ist jedoch festgestellt worden, dass nur acht Prozent der Radfahrer zwischen 17 und 30 Jahren einen Helm tragen – die niedrigste Quote aller Altersklassen. Das Institut Forsa ermittelte, dass 40 Prozent nicht einmal einen Helm besitzen und auch der Rest ihn selten trägt.
Weiteres Ergebnis der Studie: 99 Prozent aller Erwachsenen legten 2018 im Auto den Sicherheitsgurt an. Auch Lkw-Fahrer sichern sich zunehmend: Auf Autobahnen und Landstraßen waren es 88 Prozent (2017: 82).