Frühchristliche Basilika entdeckt
Aquileia und das Erbe von Byzanz
Aquileia gilt als intensiv erforscht. Ein Großteil der archäologischen Funde wurde schon Anfang des 20. Jahrhunderts freigelegt. Nun entdeckten Forscher erneut einen sakralen Großbau – ganz ohne Grabungen.
Von Markus Brauer/KNA
Forscher der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW)haben eine frühchristliche Basilika in Aquileia in Norditalien entdeckt. Der monumentale Sakralbau entstand vermutlich unter Kaiser Justinian I. (482-565 n. Chr.) in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts.
Der Grundriss und die daran zu erkennende Architektur der Basilika zeigten auffällige Parallelen zum oströmischen Reich. Das mache die Entdeckung besonders spannend, sagt ÖAW-Archäologe Stefan Groh.
Erster neu entdeckter Großbau seit Jahrzehnten
Laut Archäologen handelt es sich um den ersten neu entdeckten Großbau seit Jahrzehnten in der bereits intensiv erforschten norditalienischen Stadt. Aquileia war einst eine Metropole des Römischen Reichs und bis ins Mittelalter ein kirchliches Zentrum mit einem eigenen Patriarchen.
Etwa zehn Kilometer von der Lagune von Grado gelegen, ist die Stadt bekannt für ihren Dom mit den größten erhaltenen frühchristlichen Mosaiken der westlichen Welt. 1998 wurde Aquileia von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt. Das Gelände, auf dem die Forscher nun den antiken Fund machten, liegt westlich des heutigen Aquileia an der Via Annia, der damaligen Handelsroute nach Rom.
Ausbau zur Basilika vermutlich unter Kaiser Justinian I.
Geophysikalische Messungen und Bohrungen ermöglichten die Identifizierung der Basilika bislang ohne Grabungen. Ursprünglich im 4. Jahrhundert als einfacher Kirchenbau errichtet, wurde sie laut ÖAW vermutlich in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts unter Kaiser Justinian I. zu einer dreischiffigen Transeptbasilika mit drei Apsiden erweitert.
Das sei ein ganz eigener Bautyp, den es zu dieser Zeit nur im östlichen Mittelmeerraum, also im byzantinischen Reich, gegeben habe, heißt es. Die Bauform gehe in Richtung byzantinische Kuppelarchitektur, wie man sie etwa von der Hagia Sophia kenne.
Zeichen von Macht und kultureller Integration
Die architektonische Ausrichtung nach Südosten in Richtung Konstantinopel und Jerusalem deute auf die Rückeroberung Oberitaliens durch Justinian hin.
„Dieser Bau ist nicht nur ein religiöses Monument, sondern ein Zeichen von Macht und kultureller Integration in der Region“, erklärt Groh. Der Fund deute auf ein größeres byzantinisches Bauprogramm hin. Der Bau, der nach Südosten in Richtung Konstantinopel und Jerusalem ausgerichtet ist, wird als Reaktion auf die Vertreibung der arianischen Goten interpretiert.