Überraschende Entdeckung

Archäologen finden Reste alter Basilika unter Lübecker Marienkirche

Unter dem Chor der Lübecker Marienkirche haben Archäologen einen erstaunlichen Fund gemacht. Sie förderten Reste der Fundamente eines Vorgängerbaus aus dem frühen 13. Jahrhundert zutage.

Ein Fundstück liegt an einer Grabungsstelle in der Lübecker Marienkirche. Im Rahmen der Innenraumsanierung der St. Marienkirche kam es zu erstaunlichen Funden.

© dpa/Frank Molter

Ein Fundstück liegt an einer Grabungsstelle in der Lübecker Marienkirche. Im Rahmen der Innenraumsanierung der St. Marienkirche kam es zu erstaunlichen Funden.

Von Markus Brauer/dpa

Bei Vorarbeiten zur Innenraumsanierung der Kirche St. Marien in der Lübecker Altstadt haben Archäologen einen unerwarteten Fund gemacht. Unter dem Boden des Altarraumes entdeckten sie die Reste einer romanischen Basilika, die zuvor an der Stelle gestanden hatte.

„Hätte die Fußbodenheizung von St. Marien nicht repariert werden müssen, hätten wir diese gut erhaltenen Reste vielleicht nie entdeckt“, sagte die Lübecker Kultursenatorin Monika Frank (SPD) bei der Vorstellung der Funde.

Feldsteinfundamente und Reste einer Backsteinmauer

In rund einem Meter Tiefe fanden die Experten massive Feldsteinfundamente und Reste einer Backsteinmauer. Die Fundamente und die Mauer stammten aus der „Boomphase“ um das Jahr 1200, erklärte der Archäologe André Dubisch.

„Die besonders großen und qualitativ hochwertigen Steine spiegeln das wachsende Selbstbewusstsein der Kaufleute wider, die mit dem Bau dieser prächtigen Kirche einen bleibenden Eindruck hinterlassen wollten.“ Außerdem fanden die Spatenforscher Reste des Bodenbelags des Chors. „Das waren sechseckige Fliesen, mit denen vermutlich der gesamte Chorraum ausgelegt war.“

St. Marien als Vorbild im Ostseeraum

Obwohl es in der Stadt zu Beginn des 13. Jahrhunderts bereits mehrere Pfarrkirchen gab, blieb St. Marien bis ins 20. Jahrhundert die Kirche der führenden Bürger und des Rates. Die Romanische Basilika sei ab 1251 durch die hochgotische Basilika ersetzt worden, heißt es auf der Internetseite der Gemeinde. Die Gewölbe überspannten das Mittelschiff in 38,5 Metern Höhe und die beiden Türme erreichen 125 Meter, heißt es dort weiter.

St. Marien wurde in der Folgezeit zum Vorbild vieler Kirchen im Ostseeraum und wird auch als „Mutterkirche der Backsteingotik“ in dieser Region bezeichnet.

Fußbodenheizung der Kirche wird erneuert

Dass die Fundamente entdeckt wurden, liegt an den Plänen der Gemeinde und des Kirchenkreises, den Innenraum von St. Marien zu renovieren. Voraussichtlich von Herbst an sollte die seit 2017 defekte Fußbodenheizung erneuert werden, erläuterte die Leiterin der Bauabteilung des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg, Liane Kreuzer. Außerdem müssten Fenster und Deckenmalereien saniert werden.

St. Marien war bei dem alliierten Bombenangriff auf Lübeck am Palmsonntag 1942 schwer beschädigt worden. Viele Kunstschätze – darunter der „Totentanz“ von Bernt Notke – verbrannten. „70 Jahre nach dem Wiederaufbau ist die Sanierung einfach fällig“, sagte Marien-Pastor Robert Pfeifer.

Sanierungskosten von rund 28 Millionen Euro

Rund 28 Millionen Euro soll die Sanierung nach bisherigen Plänen kosten und sechs Jahre dauern. Die Hälfte dieser Summe trägt der Bund, die andere Hälfte müssen Kirchenkreis und Spender aufbringen. „Die Finanzierung steht weitgehend“, erklärte Bauabteilungsleiterin Kreuzer. „Uns fehlen noch etwa zwei Millionen Euro, die wir hoffentlich noch zusammen bekommen.“

Die aktuellen Funde im Altarraum sollen zunächst für Besucher sichtbar bleiben. „Da die Sanierung abschnittsweise erfolgen soll, werden wir die Kirche nicht komplett schließen müssen“, sagte Kreuzer. Die Besucher sollten sehen, was im Kirchenraum geschehe.

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Erstellt:
5. März 2025, 17:26 Uhr
Aktualisiert:
5. März 2025, 18:09 Uhr

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