Aspach: Viel mehr als nur ein Heimatfilm

Die Premiere von Koni Hansens Film „Aspach“ im Backnanger Kino Universum ist restlos ausverkauft. „Aspach“ zeigt das Leben in seinen vielen Facetten. Das Publikum ist begeistert – auch wenn nicht alle, die vor sieben Jahren in einer Szene mitgewirkt haben, nun im Film zu sehen sind.

Viele Aspacherinnen, Aspacher und weitere Interessierte sind zur Premiere ins Kino Universum gekommen, um sich den Film anzusehen. Darunter (von links): Markus G., Philine Hruby, Markus Honecker, Jeremias Hruby, Katja B. und Engin Özcan. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Viele Aspacherinnen, Aspacher und weitere Interessierte sind zur Premiere ins Kino Universum gekommen, um sich den Film anzusehen. Darunter (von links): Markus G., Philine Hruby, Markus Honecker, Jeremias Hruby, Katja B. und Engin Özcan. Foto: Alexander Becher

Von Carmen Warstat

Backnang. Die Stimmung im Kinofoyer ist schon eine Stunde vor Beginn der Premiere des Films „Aspach“ aufgekratzt. Denn die Besucherinnen und Besucher – zum großen Teil Aspacher, von denen viele im Film mitgewirkt haben – kennen sich fast alle und sind sich während der Dreharbeiten noch nähergekommen. Manche hatten sieben Jahre nach deren Beginn nicht mehr mit einer Realisierung des Projekts gerechnet. Jetzt freuen sie sich umso mehr.

Regisseur Konrad Seitter alias Koni Hansen möchte vor Filmstart eigentlich nicht viel sagen, aber sein Temperament geht mit ihm durch, denn er freut sich „total über jeden Einzelnen, der Lebenszeit investiert hat“. Er weiß nicht, wo beginnen mit den Danksagungen, und meint, dass „jeder seinen eigenen Film sehen“ werde.

Zwölf Stunden am Set für zwei Sekunden im Film – das sei normal, erzählt Ralf Legat, der aus dem Bayreuther Raum kommt und sich regelmäßig für kleine Rollen bewirbt. In „Aspach“ ist er der „Einsame“, dessen Parts im Schnitt „zum Teil weggebrochen“ sind, was er nicht schlimm findet. Vor Beginn der Vorführung spekuliert Ralf Legat über die Erwartungen der Aspacher Kinobesucherinnen und -besucher. „Es könnte Enttäuschungen geben“, meint er. Mancher mag sein Haus suchen oder halt das Dorf auf der Leinwand sehen wollen, aber es gehe ja eigentlich um mehr, sagt er: „Was passiert unterschwellig?“ Diese Frage sei weitaus wichtiger.

Der Film zeigt das Leben in vielen Facetten

Seine Befürchtungen erfüllen sich wenig später offensichtlich nicht. Die Aspacher Mitwirkenden reagieren mit großer Begeisterung auf das Werk, das das Leben in vielen Facetten zeigt. „Ein bisschen Melancholie ist mit drin“, findet Engin Özcan, ein Jugendfreund von Koni Hansen und wichtiger Protagonist des Films. Es sei aufregend gewesen, vor der Kamera zu stehen, denn er hatte „keine Rolle in dem Sinne“, sondern gab „den Schleicher von Aspach“, der um die Häuser zieht und in diese hineinschaut. „Super“ findet Özcan das Ergebnis: „Fetzig, die Dialoge und Schnitte, viel besser als in der Rohfassung“, die er vorab zusammen mit Regisseur Koni Hansen auf dessen Couch angeschaut hatte.

„Mega Spaß gemacht“ hat es auch Rahel Hruby (17). Die junge Frau war, ähnlich wie David Hruby, auf sich selbst gespannt, denn die Aufnahmen von ihr als Tochter einer alleinerziehenden Mutter sind sieben Jahre alt und stammen also aus ihrer Kindheit. Eine Szene zeigt Rahel Hruby etwa im „Puppenzimmer“ von Gudrun Jung.

Viele Gäste kennen Darsteller und Regisseur

David Hruby, damals zwölf, jetzt 20 Jahre alt, wusste vor dem Kinobesuch nicht ein mal mehr, was er im Film gemacht hatte, erinnerte sich aber beim Schauen wieder daran, dass er’s „cool fand und Spaß hatte“.

Mit ihrer Mutter ins Kino gekommen war Alexandra Baumunk aus Backnang und erhoffte sich „sehr gute Unterhaltung“. „Man kennt ja viele Leute, auch Koni Hansen“, sagt sie. Sie sei froh und auch stolz, dass der Regisseur das Projekt umgesetzt hat. Nach der Vorführung berichtet sie, dass ihre Erwartungen erfüllt wurden. „Richtig humorvoll“ fand sie den Film, den sie als empfehlenswert einstuft.

Weitere Themen

Gabi T., die ihren vollen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchte, ist stellvertretend für die verstorbene Tante ihres Mannes gekommen, wie sie sagt. Sie hatte im Film eine Kaffeetischszene gespielt. Verständnis zeigt Gabi T. nach dem Film dafür, dass die Szene nicht aufgenommen werden konnte und voraussichtlich erst im geplanten zweiten Teil des Films zu sehen sein wird. Der soll „Aspach – die Rückseite“ oder ähnlich heißen und essayistische Züge tragen, wie Koni Hansen verrät. Er plant, dann auch selbst in Erscheinung zu treten und über die Entstehungsgeschichte seines Films zu sprechen.

„Toll, dass wir dabei sein und das erleben durften, auch wenn nicht alles verwendet wurde!“ Sylvie Bollinger und Gaby Miletic erinnern sich lachend an eine „Bügelszene im Bikini“ und den fünfstündigen Dreh einer Bibliotheksszene. „Es war trotzdem eine tolle Erfahrung“, sagt Bollinger noch einmal und erzählt von einem Auslandsurlaub, in dem die beiden Frauen für den Film das gegenseitige Frisieren übten.

Telefoncasting durch eine Kollegin

Für eine Abschiedsszene am Sulzbacher Bahnhof wurde Alexander Grünwald, Künstlerischer Leiter der Produktion „Tarzan“ am Palladium-Theater Stuttgart, sehr spontan und vollkommen unerwartet von einer Kollegin telefonisch gecastet, weil ein männlicher Darsteller fehlte.

Er selbst und auch Koni Hansen erzählen diese verrückte Geschichte anlässlich der Premiere lachend. Und Grünwald, der früher selbst auf der Bühne stand und quasi vom Fach ist, bringt mit seiner Einschätzung des Films prägnant auf den Punkt, was viele der Besucher äußern: „Schöne Dialoge, ein ruhig erzählter Film mit fragmentarischen Zügen.“

In der Tat ist Koni Hansen eine Arbeit fern von jedem Provinzkitsch gelungen. Es handelt sich um ein komplexes Werk, das über einen oft schrägen Humor einen Hauch Ernst und Traurigkeit legt, faszinierende Musik enthält und überall spielen könnte. Emilsson Runar und seine Frau Lena Knutsdottir aus Island, die seit 22 Jahren in Großaspach leben, fühlen sich durch die Erzählsprache an die lakonische Filmkunst ihrer Heimat erinnert und staunen darüber, „was man mit einfachen Mitteln alles machen kann“. Für besonders ausdrucksstark halten sie die leisen Momente, in denen nur die Mimik zum Publikum spricht. Ihr Fazit: „Auf jeden Fall empfehlenswert!“

Vorführungen Gezeigt wird „Aspach“ am Samstag, 2. Dezember, um 15.15 Uhr, am Sonntag, 3. Dezember, um 18.30 Uhr und am Dienstag, 5. Dezember, um 19.45 Uhr im Kino Universum in Backnang. Der Kartenvorverkauf hat begonnen. Tickets sind erhältlich unter https://backnangerkinos.de. Sollten die Vorstellungen gut besucht sein, soll es noch zu weiteren Terminen kommen.

Zum Artikel

Erstellt:
6. Dezember 2023, 19:30 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen