Aspacher Brücke bis Jahresende gesperrt
Backnanger Ordnungsamt ordnet Schließung an – Doppelte Stoppstelle und Unübersichtlichkeit führten zu brenzligen Situationen
Die Aspacher Brücke bleibt weiterhin für den Kraftfahrzeugverkehr gesperrt. Der Grund hierfür ist die unübersichtliche Situation und die daraus resultierenden Konflikte zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmern. Die Stadtverwaltung wollte sich nicht festlegen, ob die Sperrung für den gesamten Zeitraum der Bauarbeiten in diesem Bereich bis 2020 aufrechterhalten bleibt. Fakt ist jedoch, dass der Übergang mindestens bis Ende des Jahres für den Auto- und Lkw-Verkehr gesperrt bleibt.

© Pressefotografie Alexander Beche
Die aktuelle Verkehrsführung vor der Aspacher Brücke ist für viele Verkehrsteilnehmer schon unübersichtlich. Alte Markierungen sind nur überklebt und verkomplizieren die Lage. Die abknickende Vorfahrtsstraße, die den früheren Kreisel ersetzt, schafft eine neue Situation. Als noch die Zufahrt von der Brücke in die Kreuzung möglich war, waren viele Autofahrer völlig überfordert. Die Schließung der Brücke war die einzige Lösung. Foto: A. Becher
Von Matthias Nothstein
BACKNANG. Die Straßen vor der Aspacher Brücke gehören zu den meistbefahrenen in der Innenstadt. Als der große Kreisverkehr noch Bestand hatte, floss der Verkehr problemlos. Nun jedoch benötigt die Baufirma für die noch anstehenden Arbeiten mehr als die Hälfte der Verkehrsfläche für die Baustelleneinrichtung, den Fuhrpark und als Lager. Ein Kreisel – selbst in reduzierter Form – ist somit aus Platzgründen unmöglich. Die Lösung für die Zeit der Baumaßnahme: eine abknickende Vorfahrtsstraße Aspacher Straße/Talstraße. Die Verkehrsteilnehmer von der Gerberstraße wurden mit einer Stoppstelle angebunden. Diese Verkehrsführung hat während der gesamten Zeit des Brückenneubaus ohne große Einschränkungen funktioniert.
Nachdem aber die Aspacher Brücke in der Woche vor dem Straßenfest fertiggestellt werden konnte, wurde die Überfahrt der Brücke stadtauswärts erlaubt. Die Verkehrsteilnehmer mussten jedoch eine Stoppstelle in Kauf nehmen. Und eben dies führte laut Cornelia Diehl vom Rechts- und Ordnungsamt Backnang zum Problem. Denn plötzlich gab es zwei Stoppstellen nebeneinander. Mehrfach beobachtete die stellvertretende Amtsleiterin, wie Autofahrer von dieser Situation überfordert waren. Erst stoppten beide Autos. Dann fuhren beide Fahrzeuge gleichzeitig an. Solch brenzlige Situationen gab es Diehl zufolge mehrere, glücklicherweise bisher aber keinen Unfall.
Manch ein Autofahrer hat
die Brücke entgegen der erlaubten Fahrtrichtung überquert
Dieser Zustand alleine sei schon ausreichend gewesen, die Überfahrt der Brücke zum derzeitigen Baufortschritt zu verbieten. Doch ein anderer Aspekt setzte dem noch ein Krönchen auf. Diehl beobachtete mehrfach, wie Autofahrer entgegen der erlaubten Fahrtrichtung über die Brücke in Richtung Innenstadt fuhren. Beide Beobachtungen waren für die Verkehrsbehörde Grund genug, die Brücke komplett zu schließen.
Dies gilt jedoch nur für den Kraftfahrzeugverkehr. Radfahrer und Fußgänger dürfen das neue Bauwerk weiterhin in beiden Richtungen überqueren. Passanten können die Gerberstraße am Zebrastreifen vor dem Vitalcenter nutzen. Und bis zum Beginn der Bauarbeiten steht ihnen auch eine Lücke im Bauzaun zu Beginn der Talstraße zum Überqueren der Straße zur Verfügung.
Auch für die Freigabe der Brücke für Fußgänger und Radler gibt’s einen Grund. Wenn zum Monatsende mit den Arbeiten im Bereich Eduard-Breuninger-Straße angefangen wird, muss die Rampe am Tesat-Steg beim Kalten Wasser entfernt werden. Dies hätte zur Folge: Es würde kein barrierefreier Übergang mehr existieren. Durch die Öffnung der Brücke für Fußgänger und Radler kann dieses Problem gelöst werden. Die Beseitigung der Rampe war im Übrigen aus einem weiteren Grund nötig. Im Pumpwerk am Kalten Wasser fehlt bislang das Innenleben. Die riesigen Pumpen können aber nur eingesetzt werden, wenn der Kran nahe genug vorfahren kann. Dies scheiterte bislang an der Rampe.
Stellt sich nun noch die Frage, wie lange die Brücke gesperrt bleibt. Die Eduard-Breuninger-Straße wird bis Ende des Jahres vom Kalten Wasser bis zur Kreissparkasse umgestaltet. Danach gehen die Bauarbeiten auf der anderen Murrseite weiter. Entlang der Talstraße wird ein sogenanntes Tiefufer erstellt. Kurz nach der Aspacher Brücke führt dann eine Treppe bis fast zum Flussbett hinunter. Auch Hochwasserschutzmauern werden errichtet. Umgebaut wird ferner der untere Teil der Aspacher Straße und die Gerberstraße bis zum Tesat-Gelände. Am Ende entsteht der Aspacher Kreisel neu.
Wie diese komplexen Arbeiten im Detail ablaufen, steht noch nicht fest. Daher möchte Diehl auch keine Aussage treffen, ob und in welcher Fahrtrichtung die Brücke zwischendurch nochmals geöffnet wird. Diehl betont vielmehr: „Es ist wichtig für die Verkehrsteilnehmer, immer zu wissen, welche Verkehrsführung gilt. Die Regelung alle zwei Wochen zu ändern, wäre viel zu gefährlich.“
Die richtige Entscheidung Von Matthias Nothstein Die Entscheidung, die Aspacher Brücke weitere Monate für den Auto- und Lkw-Verkehr zu sperren, ist absolut richtig und nachvollziehbar. Aufgrund der Enge und Unübersichtlichkeit hätte es auf der viel befahrenen Kreuzung vermutlich über kurz oder lang gekracht. Dass die Sperrung die Bürger irritiert, ist ebenfalls verständlich, war doch die Brücke Ende Juni für wenige Tage geöffnet. Aber die Tatsache, dass es in diesem Bereich Probleme gibt, war im Vorfeld nicht absehbar, die Erkenntnis konnte erst durch die Erfahrung im Betrieb gewonnen werden. Es ist daher nur konsequent, dass das Ordnungsamt reagiert und die Sperrung angeordnet hat. Die Bürger sollten sich mit dem Gedanken anfreunden, dass die Sperrung die gesamte Zeit andauert, in der die Straßen im Umfeld umgestaltet werden. Denn die Situation wird nicht einfacher, wenn die Bauarbeiten nächstes Jahr auf die rechte Murrseite und somit auf den eigentlichen Aspacher Kreisel verlagert werden. Insofern wäre es konsequent zu sagen: Bis 2020 ist die neue Brücke für Autos und Lkw tabu. Denn die Ausnahmen von diesen Sperrzeiten werden an den Fingern einer Hand abzuzählen sein. Vermutlich wird die Brücke erstmals wieder zum nächsten Straßenfest geöffnet, weil sie dann für Rettungswege benötigt wird. Schließlich wird für die heilige Kuh Straßenfest alles möglich gemacht. Grundsätzlich ist es jedoch wichtig, dass sich die Bürger auf die Verkehrsführung verlassen können. Tägliche Änderungen würde keiner verstehen und wären gefährlich. m.nothstein@bkz.de Kommentar