Gesundheits-Info
Aspartam & Co.: Warum Süßstoff den Blutgefäßen schadet
Der künstliche Süßstoff Aspartam fördert die Plaquebildung in Blutgefäßen und kann dadurch zu einer Arteriosklerose führen, wie Experimente belegen. Indem der Süßstoff die Blutgefäße verengt und verhärtet, erhöht er auch das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall.
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Der Süßstoff Aspartam muss auf dem Etikett angegeben sein, entweder mit Namen oder seiner E-Nummer (E951). Aber wie viel davon im Produkt ist, erfahren Konsumenten in der Regel nicht.
Von Markus Brauer/dpa
Zucker ist beliebt, schmeckt (fast) allen und steckt in vielen Lebensmitteln in rauen Mengen drin. Egal ob in Softdrinks, Fruchtsäften, Fast Food oder Süßigkeiten – fast keine echt oder vermeintlich gesunde Nahrung kommt ohne das süß schmeckende, kristalline Lebensmittel aus.
Wer es süß mag, aber auf seine Linie und Gesundheit achten möchte, greift statt Zucker häufig auf kalorienarme Süßstoffe wie Erythrit, Stevia oder Aspartam zurück. Doch mittlerweile ist klar, dass diese ebenso wie das Original verschiedene gesundheitliche Probleme verursachen können. Zum Beispiel können Zuckerersatzstoffe Diabetes fördern, die Darmflora aus dem Gleichgewicht bringen und sogar Blutgerinnsel verursachen.
Was ist Aspartam?
Aspartam ist ein synthetisch hergestellter kalorienarmer Süßstoff. Er ist laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) etwa 200 Mal süßer als Zucker. Aspartam ist seit vielen Jahren für den menschlichen Verzehr zugelassen, etwa als Tafelsüßstoff oder in Lebensmitteln wie Erfrischungsgetränken, Kaugummi, Joghurt, Eis, Senf, Soßen, sowie in Zahnpasta, Hustensaft und manchen Vitamintabletten.
Der Süßstoff muss auf dem Etikett angegeben sein, entweder mit Namen oder seiner E-Nummer (E951). Aber wie viel davon im Produkt ist, erfahren Konsumenten in der Regel nicht.
Wie viel Aspartam sollten Menschen täglich höchstens zu sich nehmen?
- Die akzeptable Aufnahmemenge pro Tag (ADI) liegt laut EFSA (Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit) und WHO (Weltgesundheitsorganisation) bei 40 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Diese Menge kann ein ganzes Leben lang ohne Bedenken eingenommen werden.
- Um diesen Wert zu erreichen, müsste eine 70 Kilogramm schwere Person am Tag beispielsweise 9 bis 14 Dosen herkömmlicher Größe mit stark aspartamhaltigem Diät-Getränk trinken, rechnet die WHO vor. Allerdings sind die Mengen Süßstoff je nach Getränk und Hersteller unterschiedlich.
- Coca-Cola Schweiz berichtete 2020, dass in der Schweiz Coca-Cola zero und Coca-Cola light etwa 130 Milligramm Aspartam pro Liter enthielten. Davon könnte ein 70-Kilogramm-Mensch theoretisch dann am Tag mehr als 20 Liter trinken, ehe er an die empfohlene Höchstmenge stößt.
Sind Süßungsmittel gesünder als konventioneller Zucker?
Zum Verhindern von Karies sind Süßungsmittel nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) eine gute Alternative zu Zucker. Schlank machten Süßungsmittel per se aber nicht. Bei ausgewogener Ernährung und Bewegung könnten sie aber beim Abnehmen helfen, da sie keine Energie lieferten.
Die WHO ist zu einem anderen Ergebnis gekommen. Sie rät davon ab, zuckerfreie Süßstoffe zur Gewichtskontrolle einzusetzen. Das helfe höchstens kurzfristig, um abzunehmen oder nicht weiter zuzunehmen. Bei Erwachsenen erhöhe der langfristige Konsum nach Studien unter anderem das Risiko für Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zu zuckerfreien Süßstoffen zählt die WHO alle synthetischen und natürlichen Süßstoffe, auch Produkte aus der Pflanze Stevia.
Mäuse auf Süßstoffdiät
Forscher um Weijie Wu von der chinesischen Shandong-Universität in Jinan haben nun einen Weg entdeckt, um nachzuweisen, ob und wie künstliche Süßstoffe unserer Gesundheit schaden können. Konkret untersuchte das Team, inwiefern sich Aspartam auf die Blutgefäße auswirkt.
Die Studie ist im Fachjournal „Cell Metabolism“ erschienen.
Sweetener aspartame aggravates atherosclerosis through insulin-triggered inflammation "Our findings suggest a promising therapeutic approach for treating atherosclerosis- associated cerebrocardiovascular diseases."https://t.co/2YHCjGzBxXpic.twitter.com/W5tC9VNvdi — Nutrition Science (@NutrioSci) February 20, 2025
200-mal so süß wie herkömmlicher Zucker
Das aus Menthol und den Aminosäuren Phenylalanin und Asparaginsäure hergestellte Süßungsmittel ist 200-mal so süß wie herkömmlicher Zucker und wird vor allem Light- und Zero-Getränken wie zuckerfreier Limonade zugesetzt.
Um herauszufinden, welche Folgen Aspartam für die Arterien hat, fütterten die Forscher Mäuse zwölf Wochen lang täglich mit einer Süßstoffdosis von 0,15 Prozent der Futtermenge. Umgerechnet auf einen Menschen entspricht diese Menge drei Dosen Diätlimonade am Tag.
Anschließend untersuchten sie, ob diese Süßstoffdiät den Zustand der Gefäßwände verändert und möglicherweise zu Entzündungen und Plaques in den Adern der Tiere geführt hatte.
Aspartam fördert die Plaquebildung
Es zeigte sich: Im Vergleich zu Mäusen, die nicht mit Aspartam gefüttert worden waren, entwickelte die Süßstoffgruppe größere und fettigere Ablagerungen in den Arterien und wies außerdem höhere Entzündungswerte auf.
Unbehandelt können solche Plaques aus Cholesterin und anderen Blutfetten die Blutgefäße immer weiter verengen und verhärten und schließlich zu einer Arteriosklerose führen. Diese wiederum erhöht das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Wie eine Blutuntersuchung der Mäuse ergab, hatte der Süßstoff ihren Insulinspiegel deutlich erhöht. Erhöhte Glukosemengen, wie sie etwa im Blut von Diabetikern auftreten, führen demnach zur Bildung und Freisetzung verschiedener Signalproteine und Gerinnungsfaktoren, die wiederum die Plaquebildung fördern.
Auf Menschen übertragbar?
Weitere Tests mit Javaneraffen ergaben: Auch die Affen reagieren auf den Süßstoff mit einer vermehrten Insulinausschüttung. Das legt nahe, dass der beliebte Süßstoff auch bei uns Menschen ähnlich wirkt und Ablagerungen in den Blutgefäßen fördern kann.