Asylkreise im Raum Backnang: Starthilfe in der neuen Heimat

BKZ-Leser helfen In vielen Gemeinden engagieren sich Ehrenamtliche für geflüchtete Menschen. Durch den Krieg in der Ukraine ist der Bedarf zuletzt massiv gestiegen. Sechs Asylkreise im Raum Backnang erhalten deshalb Geld aus unserer Spendenaktion.

Albrecht Kurz gibt seit 2015 ehrenamtlich Deutschunterricht in Althütte. Mit dem offenen Angebot will er Geflüchteten den Start in Deutschland erleichtern. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Albrecht Kurz gibt seit 2015 ehrenamtlich Deutschunterricht in Althütte. Mit dem offenen Angebot will er Geflüchteten den Start in Deutschland erleichtern. Foto: Alexander Becher

Von Kornelius Fritz

Rems-Murr. Immer montags und donnerstags lädt Albrecht Kurz zum Deutschunterricht in den Vereinsraum der Festhalle Althütte ein. Aktuell gehören drei Personen aus der Ukraine sowie eine Chinesin und eine Eritreerin zu seinen Schülern. „Wir wollen mit diesem Angebot einen ersten Einstieg in die deutsche Sprache schaffen“, erklärt der Rentner, der früher als Sozialarbeiter in der mobilen Jugendarbeit tätig war. Denn wenn Geflüchtete nach Deutschland kommen, dauert es oft Monate, bis sie einen Platz in einem regulären Sprachkurs bekommen. Albrecht Kurz betreut aber auch Menschen, die schon besser Deutsch können. So hat er etwa einer jungen Frau beim Lernen geholfen, die hier eine Ausbildung gemacht hat, aktuell unterstützt er zwei Geflüchtete bei der Vorbereitung auf die Führerscheinprüfung. „Dafür braucht man ja ganz spezielle Begriffe, die man aus dem Alltag gar nicht kennt“, sagt Kurz. Das Angebot in Althütte gibt es schon seit sieben Jahren und der 73-Jährige macht das alles ehrenamtlich: „Ich finde es schön, wenn ich dazu beitragen kann, dass die Menschen hier besser zurechtkommen.“

Asylkreise im Raum Backnang: Starthilfe in der neuen Heimat

Albrecht Kurz ist nur einer von vielen, die sich in der Region für geflüchtete Menschen engagieren. In der Flüchtlingskrise 2015 gründeten sich in etlichen Gemeinden Asylkreise, die vielfältige Hilfsangebote auf die Beine stellten. Nach dem Rückgang der Flüchtlingszahlen wurde es etwas ruhiger, doch seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine ist der Bedarf wieder groß.

„Seit März wurden wir vor eine Herausforderung gestellt, mit der niemand gerechnet hatte“, erklärt Natascha Hosseini von der Initaitive „Asylbewerber willkommen in Aspach“ (Awia). Allerdings habe die Initiative während der Coronazeit viele ehrenamtliche Helfer verloren und die finanziellen Mittel seien aufgezehrt. Deshalb ist die Unterstützung der Asylkreise dieses Jahr eines der Schwerpunktthemen unserer Weihnachtsspendenaktion. Das Geld geht dabei an ehrenamtliche Flüchtlingsinitiativen in Backnang, Aspach, Althütte, Auenwald, Weissach im Tal und Allmersbach im Tal.

Begegnungscafés und Nachhilfe für Kinder

Zwar haben viele Ukrainer privat eine Unterkunft gefunden, doch damit ist es nicht getan. „Da alle Leistungen erst beantragt werden müssen, haben sie am Anfang kein Geld“, weiß Natascha Hosseini. Die Awia unterstützt die Geflüchteten deshalb etwa mit Hygieneartikeln und verteilt Gutscheine für Supermärkte und Bekleidungsgeschäfte. Manchmal gehe es auch darum, einem Kind ein Paar Fußballschuhe zu bezahlen, damit es im örtlichen Verein Sport treiben kann, ergänzt Bärbel Raitzig vom Arbeitskreis Integration in Auenwald.

Darüber hinaus organisieren die Asylkreise Begegnungscafés und internationale Nachmittage. „Denn Begegnungen fördern das Verständnis für die jeweiligen Belange, Sorgen, Wünsche und Nöte“, erklärt Walter Wötzel, Sprecher des Asylkreises Allmersbach im Tal. Ende Oktober kamen dort rund 50 Personen zu einem Begegnungsnachmittag ins katholische Gemeindehaus.

Auch für Kinder und Jugendliche gibt es verschiedene Angebote: So lädt etwa der Arbeitskreis Asyl in Backnang einmal in der Woche zu einem offenen Lerntreff ein. In Weissach im Tal bekommen 15 Kinder Nachhilfeunterricht durch ältere Schüler, die dafür eine kleine Aufwandsentschädigung erhalten. Gerne würde man mit den Kindern auch mal einen Ausflug in die Wilhelma oder zu einem VfB-Spiel machen, damit sie ihre Sorgen und Probleme für einen Tag vergessen können, sagt Jennifer Reinert von der Gemeinde Weissach.

Doch all das kostet Geld. Die Spenden aus unserer Weihnachtsaktion sollen den ehrenamtlichen Initiativen ein bisschen finanziellen Spielraum geben.

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Erstellt:
17. Dezember 2022, 11:00 Uhr

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