Neuer Vulkanausbruch auf Reykjanes-Halbinsel
Auf Island speit die Erde wieder Lava
Wieder einmal zeigt sich die isländische Natur von ihrer spektakulären Seite: Aus einem kilometerlangen Riss sprudelt neue Lava. Die Eruption kommt diesmal recht überraschend.
Von Markus Brauer/dpa
Auf Island hat sich abermals die Erde aufgetan. Der erneute Vulkanausbruch auf der Reykjanes-Halbinsel südwestlich der Hauptstadt Reykjavik begann in der Nacht um kurz vor Mitternacht (MEZ), wie aus Angaben des isländischen Wetteramtes hervorgeht.
Seitdem sprudelt erneut glutrote Lava aus einem länglichen Erdriss. Die Eruptionsspalte war nach Angaben der Behörde schätzungsweise drei Kilometer lang.
Drone view of a new volcano eruption in Reykjanes Peninsula, Iceland. Video by : Isak Finnbogason/YT#Grindávik#Iceland#Volcanopic.twitter.com/Zp6QitOtcY — RenderNature (@RenderNature) November 21, 2024
Theramlbad durch Schutzwälle geschützt
Zum zehnten Mal seit 2021 und allein zum siebten Mal innerhalb der vergangenen zwölf Monate erlebt die Nordatlantik-Insel Island damit einen spektakulären Vulkanausbruch. Wieder bahnen sich aus dem Erdriss Massen an glutroter Lava ihren Weg an die Erdoberfläche.
Der Lavafluss erreichte am Donnerstagmorgen (21. November) eine wichtige Straße in dem Gebiet, den Grindavíkurvegur, sowie die gut geschützte Warmwasserleitung Njardvíkuræd. Der kleine Fischerort Grindavík wurde ebenso erneut evakuiert wie die Blaue Lagune, ein vor allem bei Island-Touristen sehr beliebtes Geothermalbad.
Später erfassten die Lavamassen den Parkplatz des Thermalbades und ein angrenzendes, aus Containern bestehendes kleines Servicegebäude, wie unter anderem Bilder der isländischen Online-Zeitung Vísir zeigten. Zum Schutz der Lagune an sich waren bereits zuvor spezielle Schutzwälle errichtet worden. Es wurde davon ausgegangen, dass sie auch in der aktuellen Situation ihren Zweck erfüllen und das Bad vor dem Lavastrom schützen.
Eruption kündigte sich nicht an
Der Ausbruch begann nach Angaben des isländischen Wetteramts um kurz vor Mitternacht (Ortszeit). Daraufhin sprudelte die glühend heiße Lava aus dem drei Kilometer langen Erdriss. Noch in der Nacht schien die vulkanische Aktivität bereits ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Nichts deutete dem Wetteramt zufolge darauf hin, dass sie weiter zunehmen wird. Die Behörde sprach davon, dass die Eruption deutlich kleiner sei als die letzte, die vor drei Monaten in dem Gebiet begonnen hatte.
Diesmal hatte sich die Eruption nicht in dem Maße angekündigt wie frühere Ausbrüche in der Region. Anders als bei den vorherigen Naturspektakeln gab es vor dem Ausbruch diesmal keine tage- oder gar wochenlange Serie starker Erdbeben.Ein kleiner Erdbebenschwarm und die ersten Anzeichen eines unterirdischen Magmaeinflusses wurden nur eine knappe Dreiviertelstunde vor dem Beginn der Eruption verzeichnet.
A new volcano eruption in Reykjanes Peninsula was clearly visible from downtown Reykjavik#Volcano#Iceland#Grindavikhttps://t.co/nP9sK80t5ppic.twitter.com/37FPgWrbtb — RenderNature (@RenderNature) November 21, 2024
Erdriss statt Vulkankegel
Die Ausbrüche auf der Reykjanes-Halbinsel muss man sich nicht wie diejenigen aus einem klassischen Vulkanberg vorstellen. Stattdessen strömt die Lava aus einem länglichen Erdriss, weshalb diese Art von Ausbruch auch als Spalteneruption bezeichnet wird.
In der Regel entsteht dadurch keine große Aschewolke - anders als etwa beim Ausbruch am Vulkangletscher Eyjafjallajökull im Jahr 2010, dessen kilometerhohe Wolke damals tagelang den internationalen Flugverkehr lahmgelegt hatte.
800 Jahre hat die Erde Ruhe gegeben - bis jetzt
Die Spalteneruptionen lassen sich auf mehrere Vulkansysteme mit unterirdischen Magmakammern zurückführen. Fast 800 Jahre lang hatte die Erde unter der dünn besiedelten Halbinsel im Südwesten von Island Ruhe gegeben, dann war es im März 2021 zu einer ersten Eruption gekommen. Forscher gehen davon aus, dass die aktuelle Ausbruchsserie noch Jahrzehnte andauern könnte - die nun begonnenen Eruption dürfte also nicht die letzte bleiben.