Aufklären

Warum die Zahnreinigung vom Profi ein Problemfall ist

Stuttgart Auch wenn Juso-Chef Kevin Kühnert eher andere Vorstellungen hegt – bis auf Weiteres leben wir in einem Land, in dem es nicht ehrenrührig ist, wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Das gilt selbstverständlich auch für Heilberufler. Durch ihre verantwortungsvolle Tätigkeit im Dienste der Gesundheit ihrer Patienten verdienen sie zu Recht gutes Geld. Zugleich mehren sie den Wohlstand des Landes, zum Beispiel indem sie Steuern zahlen und anderen Beschäftigung geben.

Damit sind wir bei den Ärzten – und namentlich bei den Zahnärzten. Sie nehmen insofern eine Sonderstellung ein, da ihr Leistungsangebot eine große Spannbreite aufweist zwischen dem, was medizinisch notwendig ist, und dem, was darüber hinaus ästhetisch wünschenswert sein könnte. Für Ersteres steht die Solidargemeinschaft der Krankenversicherten ein, für Letzteres nicht, und das ist gut so. So manche und mancher ist bereit und in der Lage, für ein noch strahlenderes Lächeln ein Vermögen auszugeben. Das kann aber nur reines Privatvergnügen sein.

An der Grenze zwischen dem, was notwendig ist und sonst noch machbar wäre, gibt es Leistungen wie die professionelle Zahnreinigung, kurz PZR. Obwohl der medizinische Nutzen für gesunde Menschen, die regelmäßig und gut die Zähne putzen, selbst unter Zahnärzten hochumstritten ist, drängen viele Mediziner die Selbstzahlerleistung ihren Patienten unterschiedslos auf. Was Verbraucherschützer dazu berichten, spricht Bände. Natürlich ist überhaupt nichts dagegen zu sagen, wenn Ärzte eine PZR anbieten. Allerdings ist ein faire Aufklärung Pflicht. Wo sie unterbleibt und womöglich auch noch Patientenängste mit Blick auf angebliche Erkrankungsrisiken geschürt werden, ist der Vorwurf der Geschäftemacherei mehr als berechtigt.

willi.reiners@stzn.de

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Erstellt:
6. Mai 2019, 02:04 Uhr

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