Von Heiko Schmidt

Über 2200 Kilometer sind es zwischen dem Ort Althütte im Schwäbischen Wald und der portugiesischen Hauptstadt Lissabon. Fußballer Ufuk Günerli vom TSV Althütte ist weit weg von seiner Heimat. Das hält ihn aber nicht davon ab, für seinen Verein bei der zweiten Auflage des BKZ-FIFA-Cups mitzuspielen. Der 24-Jährige hat für die Fußballer aus der Kreisliga A 2 das erste Gruppenspiel beim Online-Turnier auf der Playstation mit dem Programm FIFA 21 gegen den TSV Bad Rietenau absolviert. „Leider habe ich mit 4:6 verloren“, sagt Günerli. Er macht aber klar: „Das lag nicht an der Internetverbindung. Die war sehr gut und ich habe das Spiel auch live gestreamt.“ In Lissabon hat er nämlich einen schnellen Datenzugang, was sich andere Teilnehmer des BKZ-FIFA-Cups wie aus dem Spiegelberger Ortsteil Jux oder aus Großerlach wünschen würden.

Ufuk Günerli hingegen hat sich einen Wunsch erfüllt. Er ist nämlich aus beruflichen Gründen in den Südwesten Europas gezogen. „Ich wollte eigentlich eine Südamerikareise machen, die wegen der Coronapandemie nun nicht möglich ist“, sagt der 24-Jährige und schiebt nach: „Ich wollte ins Ausland, neue kulturelle Erfahrungen sammeln und meine Englischkenntnisse aufbessern. Deshalb habe ich mich für eine Arbeit in Lissabon beworben.“ Nach seinem abgeschlossenen Studium Marketing- und Medientechnik nahm Günerli die Stelle in Portugal an. Im November vergangenen Jahres zog es ihn nach Lissabon. Dort arbeitet er im Kundenmanagement. „Ich bin für den Online-Shop großer Modefirmen zuständig“, beschreibt der Fußballer seine berufliche Tätigkeit. Die macht ihm viel Spaß. Alleine fühlt er sich aber nicht. „Ich wohne in einer WG mit zwei Arbeitskolleginnen im Stadtteil Benfica.“

Dieser Name lässt das Herz vieler Fußballer höherschlagen. Benfica heißt auch der Fußballklub in Portugals Hauptstadt, der mit 37 Titelgewinnen der Rekordmeister des Landes ist. „Ich wohne nicht weit weg vom Estádio da Luz, dem Stadion von Benfica“, sagt der Schwabe. Als Benfica-Fan möchte er sich aber (noch) nicht bezeichnen, denn in Lissabon gibt es mit Sporting einen namhaften Stadtrivalen. Vielleicht ändert sich das noch, schließlich möchte Günerli seinen auf ein Jahr datierten Arbeitsvertrag erfüllen. Somit hat er bis zum Ende dieses Jahres noch genug Zeit, sich vielleicht für eine Mannschaft zu entscheiden. Von Land und Leute hat der Fußballer aus Althütte wegen der Coronapandemie noch nicht allzu viel kennengelernt. „Im November konnte man einiges machen. Inzwischen sollte man sich beim momentanen Lockdown nicht mehr draußen aufhalten und nur das Nötigste machen“, berichtet Günerli von seinen Erfahrungen. Fit hält er sich demzufolge nur mit Übungen über Fitness-Apps. Zudem hat der TSV-Sportler genügend Zeit, um mit seiner Familie und seinen Freunden in der Heimat den Kontakt zu halten. „Das mache ich meist über Skype und WhatsApp.“ Auch mit seinen Vereinskollegen steht Günerli im regen Austausch. Schließlich ist der TSV sein Heimatverein. „Im Alter von fünf Jahren habe ich in Althütte mit dem Fußballspielen begonnen und bin dem Verein immer treu geblieben.“ Bis auf Torhüter und Innenverteidiger hat er bereits auf allen anderen Positionen gespielt, zuletzt im Sturm. Das war zu Beginn der laufenden Saison unter Trainer Koray Günerli, seinem Onkel. Dabei hatte Ufuk eine zweijährige Pause aufgrund eines Kreuzband- und Meniskusrisses hinter sich. Die Verletzungen hat er gut überstanden und fühlt sich fit.

Auch fit, um für den TSV auf der Konsole aktiv zu sein. „Ich war bei unserem internen Turnier der beste FIFA-Spieler, aber Manuel Eisenmann ist eigentlich besser als ich.“ Beim BKZ-FIFA-Cup läuft es für seine Mannschaft nicht so gut. Lediglich ein Sieg aus den ersten vier Gruppenspielen ist bislang die magere Ausbeute. Eine theoretische Chance gibt es für den TSV Althütte noch, um den Sprung ins Achtelfinale zu schaffen. Dafür muss am morgigen Donnerstag um 19 Uhr die letzte Gruppenpartie gegen die Sportfreunde Großerlach gewonnen werden. „Die Partie wird Manuel Eisenmann für uns machen“, so Ufuk Günerli. Zudem bedarf es Schützenhilfe, um noch am FSV Weiler zum Stein vorbeiziehen zu können. „Ich werde die Spiele im Livestream verfolgen. Das ist ja übers Internet kein Problem.“ Durch eine gute Vernetzung sind über 2200 Kilometer heutzutage ohne Schwierigkeiten zu überwinden, auch für Ufuk Günerli.