Ausstellung gibt Prostituierten eine Stimme
dpa Mannheim. Auf ein Tabuthema richten die Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen mit der Schau „gesichtslos – Frauen in der Prostitution“ einen Fokus. Zu sehen sind ab kommenden Sonntag Schwarz-Weiß-Fotografien von Prostituierten. Der Fotografen Hyp Yerlikaya begleitete die Frauen zwei Jahre lang mit der Kamera. Es entstanden 1800 Bilder, von denen 40 in Mannheim gezeigt werden. Die Frauen tragen darauf weiße Masken, die den Eindruck sozialer Isolation verstärken, zugleich aber Schutz bieten für die zehn Frauen, deren Aufnahmen veröffentlicht werden. Viele Frauen leiden besonders darunter, dass sie ihre Tätigkeit und sprichwörtlich ihr Gesicht verbergen müssen.
Die Ausstellung gibt den Frauen auch eine Stimme. Anhand von aufgezeichneten Interviews kommen sie selbst zu Wort und berichten von ihren Erfahrungen, Ängsten, Sorgen, aber auch Träumen und Hoffnungen.
Oft haben sie ihre meist osteuropäischen Heimatländer verlassen, um der dortigen Perspektivlosigkeit zu entkommen und in Deutschland eine neue Existenz aufzubauen, heißt es zur Einordnung der Bilder. Doch die meisten landen in prekären Lebens- und Arbeitswelten abseits der Gesellschaft. Die Schau soll einen öffentlichen Diskurs darüber anstoßen. Bei dem Thema gehen die Meinungen stark auseinander. Für die einen gehört die Prostitution verboten. Die anderen warnen vor einem Verbot, weil das Frauen noch mehr in Not bringen könnte.
Die in Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle für Prostituierte „Amalie“ entstandene Sonderausstellung läuft bis zum 20. Februar 2022.
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