Australienwelt wird vergrößert

In der Wilhelma wächst die Hoffnung auf das Leuchtturmprojekt der Dickhäuter. Zudem arbeitet der Zoo an weiteren Erneuerungen.

Das alte Schwingaffenhaus in der Wilhelma soll Mitte Januar 2025 abgerissen werden.

© Iris Frey

Das alte Schwingaffenhaus in der Wilhelma soll Mitte Januar 2025 abgerissen werden.

Von Iris Frey

Stuttgart - Bauschilder deuten schon darauf hin: Das baufällige Schwingaffenhaus soll abgerissen werden zugunsten einer Erweiterung der Australienwelt. „Der Abriss soll nach Ende des Christmas Garden etwa Mitte Januar erfolgen“, erklärt der Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin. Neu gebaut wird im nächsten Jahr bei der Australienwelt aber zunächst südlich zwischen der Terra Australis und dem Amazonashaus. Dort entsteht dann eine begehbare Außenanlage für Graue Riesenkängurus, Wombats und Bennett-Kängurus (Wallabys). Der Förderverein der Wilhelma wird dieses Projekt finanziell unterstützen, wie dessen Vorsitzender, Georg Fundel, erklärt.

In der neuen Anlage werden alle drei Tierarten zusammenleben, so wie dies auch im Nationalpark Narawntpatu in Tasmanien gehandhabt wird, nach dem die Anlage auch heißen soll. Neben dieser neuen Tasmanien-Anlage soll außerdem eine Affenanlage entstehen für südamerikanische Krallenaffen. Und auch der Bereich um den Kiosk wird erneuert, dort ist eine neue Toilettenanlage geplant. Derzeit gibt es eine Interimsanlage auf der Baustelle der Wombatanlage.

Australien steht weiterhin im Fokus der Wilhelma, seit vor gut einem Jahr die Terra Australis mit ihrem guten Dutzend Tierarten eröffnet worden ist. Auch bei den Publikumslieblingen, den vier Koalas, hofft die Wilhelma derzeit auf Nachwuchs. Das Ziel ist, eine Ersatzpopulation für die bedrohte Tierart aufzubauen.

Die Damaszenerhalle beim Langen See soll zum 175-jährigen Bestehen der Wilhelma bis zum Jahr 2028 saniert werden. Derzeit wird noch der Bestand aufgenommen. „Da sind wir noch sehr am Anfang“, sagt dazu Thomas Kölpin. Erst würden die Daten erhoben, dann soll ein Wettbewerb erfolgen, und daraufhin würden erste Kosten klar sein.

Viel weiter ist der Zoo dagegen schon bei der Erneuerung seines Eingangspavillons. Dieser soll laut Kölpin im zweiten Quartal des kommenden Jahres fertig werden und dann erstmals auch von Besuchern begehbar sein, weil er zum Service-Center umgebaut wird. Derzeit wird das ehemalige Kassenhäuschen mit seinen klassizistischen Malereien an den Wänden aufwendig saniert.

Bereits im Bau und ebenfalls auf der Zielgeraden ist die Amurtigeranlage am Fuße des Asiatischen Schaubauernhofs. Sie soll voraussichtlich im ersten Halbjahr 2025 eröffnet werden. „Der Zeitpunkt der Eröffnung hängt noch vom Wetter im Winter ab“, erklärt Kölpin. Denn im Herbst stehen dort noch die Pflanzungen der 4500 Quadratmeter großen Außenanlagen an. Des Weiteren muss noch das Netz beim Sicherheitszaun befestigt werden. Die Pylone dafür stehen schon. Und auch im offenen Stall mit sechs Boxen und 315 Quadratmeter Grundfläche müssen noch Schieber, Gitter und das spezielle Sicherheitssystem für die Pfleger installiert werden. In die Zisterne, die 870 Kubikmeter Regenwasser speichern kann unter dem Stall, muss noch die Technik eingebaut werden.

In den Außenanlagen wird es in Zukunft zwei Bereiche geben: Platz für eine Katze und einen Kater oder für Jungtiere und die Mutter auf der einen und für den Vater auf der anderen Seite. Amurtiger können zwei bis sechs Jungtiere bekommen.

Geier und Eulen sollen neue Gehege erhalten. Mit 200 000 Euro unterstützt der Förderverein der Wilhelma die Erneuerung der alten Greifvogelvolieren. Bei den Geiern soll der Hang mit einem Netz überspannt werden, damit die Tiere mehr Platz bekommen. Das Gehege soll begehbar sein. Es werde weniger Volieren und Arten geben, aber laut Kölpin insgesamt mehr Platz. Doch zuerst muss noch ein Bodengutachten gemacht werden für den Planungswettbewerb.

Größte Hoffnungen auf Verwirklichung im kommenden Jahr hegt Kölpin allerdings für das Leuchtturmprojekt der Wilhelma: die Elefantenanlage. Er geht davon aus, dass das Geld, das im Haushalt derzeit aufgestellt ist, vom Landtag letztendlich genehmigt wird. Laut Finanzministerium wird mit Gesamtbaukosten von 68,6 Millionen Euro gerechnet. Der Wilhelma-Förderverein will 15 Millionen Euro bezuschussen. Würde nun der fehlende Betrag von 53,6 Millionen Euro von den Regierungsfraktionen im Landtag bewilligt, wäre der Baustart im kommenden Jahr. Zuvor müsste die Logistik hergestellt werden, so Kölpin. Der Wilhelma-Direktor rechnet dann mit einer Bauzeit von drei bis vier Jahren.

Entstehen soll eine dreigeteilte Anlage für eine Mutterherde, eine Junggesellengruppe und einen erwachsenen Bullen. Maximal hätten dort 15 Elefanten Platz. „Das geringste Problem ist es, die Elefanten aus anderen Zoos zu bekommen“, sagt Kölpin, der der Vorsitzende der Elefanten-Spezialistengruppe der europäischen Zoovereinigung EAZA ist. Die neue Anlage soll eine getrennte Haltung der Geschlechter ermöglichen, Elefantenkühe mit ihrem Nachwuchs, eine Junggesellenherde und einzelne Bullen können wie in der Natur getrennte Wege gehen.

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Erstellt:
16. Oktober 2024, 22:09 Uhr
Aktualisiert:
17. Oktober 2024, 22:04 Uhr

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