B-14-Ausbau: Tunnel Waldrems wächst auf 488 Meter an

Der vierstreifige Ausbau der B14 um Backnang herum scheint konkreter zu werden. Der Baubeginn für das zweite Murrtal-Viadukt soll laut Regierungspräsidium Anfang 2023 erfolgen. Der eigentliche Brückenneubau ist im Sommer europaweit ausgeschrieben worden.

Die Verhandlungen mit Grundstückseigentümern an der B14 in Waldrems laufen zäh. Archivfoto: Alexander Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Die Verhandlungen mit Grundstückseigentümern an der B14 in Waldrems laufen zäh. Archivfoto: Alexander Becher

Von Matthias Nothstein

Backnang. Auch wenn seit Jahren nicht mehr vor Ort am B-14-Ausbau geschafft wird, so laufen die Arbeiten im Hintergrund unvermindert weiter. Es geht um Planungen, Genehmigungen, Ausschreibungen und Verhandlungen. Während an einigen Abschnitten die Arbeiten laut Regierungspräsidium (RP) unmittelbar bevorstehen und für andere Bereiche zumindest die Planungen stehen, ist die Anschlussstelle Backnang-Süd am weitesten ins Hintertreffen geraten. Dort gibt es noch nicht einmal eine Einigung zwischen dem Regierungspräsidium als Bauherrn und der Stadt Backnang als betroffener Kommune, was dort überhaupt gebaut werden soll.

Es zeichnet sich ab, dass sich die Fertigstellung der vierstreifigen B14 wegen dieser Uneinigkeit um viele Jahre verzögert. Von der Komplettfertigstellung 2026 ist das Regierungspräsidium schon vor einigen Monaten abgerückt, allein schon, weil sich der Bau der Bahnbrücken ein weiteres Mal verschiebt. So wurde nicht nur der Termin für den Bau der ersten Bahnbrücke für das Jahr 2023 einkassiert, sondern auch der Folgetermin 2025. Nun sollen die Brücken 2027 gebaut werden. Die Konsequenz für das Gesamtprojekt laut RP: „Dies hat zur Folge, dass sich auch das Projektende für den Neubau der B14 zwischen Nellmersbach und Backnang-West trotz Ausschöpfung aller Optimierungsmöglichkeiten damit auf das Jahr 2028/2029 verschiebt.“

Das zweite Viadukt Begonnen wird in diesem nördlichen Bauabschnitt des Ausbaus der B14 mit dem Bau des zweiten Murrtalviadukts. Nach der bereits erfolgten Vorabmaßnahme zum Schutz der Zauneidechse finden im Herbst 2022 weitere Vorarbeiten zum Bau des zweiten Viadukts wie zum Beispiel Rodungsarbeiten statt. Der eigentliche Brückenneubau wurde am 29. Juni 2022 europaweit ausgeschrieben und befindet sich derzeit noch im Vergabeverfahren. Baubeginn soll im ersten Quartal 2023 sein. Die Kosten sind mit 18 Millionen Euro genehmigt. Die tatsächliche Vergabesumme steht laut RP jedoch erst nach Abschluss des Vergabeverfahrens fest.

Der problemlose Abschnitt Die weiteren Bauwerke sowie der Straßenbau im Abschnitt zwischen dem Murrtalviadukt und der Anschlussstelle Backnang-West sind vergleichsweise problemlos und werden gesondert ausgeschrieben. Nötig für den Ausbau der Bundesstraße sind zwei Brückenneubauten über die Aspacher Straße und die Schöntaler Straße. Das Bauwerk über die Schöntaler Straße ähnelt mehr einem Tunnel als einer Brücke, aus topografischen Gründen wird es 80 Meter lang.

Die Überlegung, an der Anschlussstelle Backnang-West eine Abfahrtsrampe von Norden kommend auf den Autobahnzubringer zu bauen, wie unter anderem von Aspachs Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff gefordert, ist inzwischen vom Tisch. Das RP schreibt dazu: „Die geplante Anschlussstelle Backnang-West weist für alle Verkehrsbeziehungen eine gute Verkehrsqualität auf. Für die Modifizierung der planfestgestellten Planung besteht daher keine Notwendigkeit.“ Der Baubeginn für den BA 2.7 ist ab Oktober 2023 mit Beginn der Rodungsarbeiten vorgesehen. Die Fertigstellung und Inbetriebnahme der ausgebauten B14 zwischen den Anschlussstellen Backnang-Mitte und -West ist für Ende 2027 geplant. Währenddessen laufen die Arbeiten zur Vorbereitung aller weiteren Bauabschnitte wie Ausführungsplanung und Baugrunduntersuchung kontinuierlich weiter.

Statt in Waldrems weiterzubauen geht es jetzt mit den beiden Bauabschnitten im Norden vom Viadukt bis Backnang-West weiter. Parallel zu diesen Bauabschnitten 2.6 und 2.7 soll ab 2024 mit den Bauabschnitten 2.1 bis 2.3 sowie 1.2 begonnen werden. Karte: Regierungspräsidium

Statt in Waldrems weiterzubauen geht es jetzt mit den beiden Bauabschnitten im Norden vom Viadukt bis Backnang-West weiter. Parallel zu diesen Bauabschnitten 2.6 und 2.7 soll ab 2024 mit den Bauabschnitten 2.1 bis 2.3 sowie 1.2 begonnen werden. Karte: Regierungspräsidium

Die langen Tunnel In Waldrems und beim Tunnel Maubach mussten die Pläne aufgrund des Grundwassers geändert werden. Konkret geht es um zwei voneinander getrennte Erdschichten, die Grundwasser führen, das nicht vermischt werden darf. Diese Wasserströme wurden erst bei der Detailplanung entdeckt und haben gravierende Auswirkungen. Das zusätzliche Trogbauwerk zwischen dem Tunnel Maubach und Waldrems ist aufgrund fehlender Standsicherheit der Böschung und zum Schutz des besagten Grundwassers nötig geworden.

Zudem muss der Tunnel Maubach aus statischen Gründen und Sicherheitsgründen tiefer gelegt werden. Das Bauwerk „Tunnel Waldrems“ weist nach aktueller Planung eine Gesamtlänge von 487,5 Meter auf. Es beginnt mit dem Trog Süd (170 Meter), geht dann in einen 150 Meter langen überdeckelten Tunnel über und endet mit dem Trog Nord (167,5 Meter). Das Bauwerk „Trog Maubach“ hat eine Länge von 250 Meter. Die Länge des Bauwerks „Tunnel Maubach“ bleibt mit etwa 230 Metern unverändert. Die Bauzeit wird vom RP mit 2024 bis 2028/29 angegeben.

Die zähen Verhandlungen Obwohl die Pläne für den Tunnel Waldrems – selbst die modifizierten – seit Jahren bekannt sind und die deswegen nötigen Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern seit Jahren laufen, konnte laut RP „leider nicht mit allen Eigentümern eine Einigung erzielt werden“. Im Frühjahr hatte das RP zum wiederholten Male angekündigt, noch in diesem Jahr ein ergänzendes Planänderungsverfahren einzuleiten. Am Ende dieses Verfahrens könnte die Behörde bauen, auch wenn von den betroffenen Eigentümern kein Einverständnis vorliegt. Aktuell schreibt das RP: „Die Antragsunterlagen werden derzeit final abgestimmt, um anschließend das förmliche Genehmigungsverfahren einleiten zu können.“

Die wichtigen Bahnbrücken Der Entwurf der Eisenbahnkreuzungsvereinbarungen wird derzeit mit der DB AG abgestimmt. Für den Neubau der beiden Brücken ist es notwendig, beide Bauwerke für drei Monate zu sperren. Wie die DB dem RP zwischenzeitlich mitteilte, können die bisher anvisierten Sperrpausen für den Ersatzneubau der Brücken 2025 aufgrund zahlreicher anderer Maßnahmen im Schienennetz nicht gewährt werden. Die Sperrpause, welche die Deutsche Bahn einräumen kann, verschiebt sich auf das Jahr 2027.

Das größte Sorgenkind Bei der B-14-Anschlussstelle Backnang-Süd ist das Regierungspräsidium in enger Abstimmung mit der Stadt Backnang. Inwieweit Backnang die städtische Variante weiterverfolgt und welches Rechtsverfahren hierzu notwendig ist, werde sich im Verlauf der weiteren Abstimmungen zeigen. Aktuelle Verkehrsuntersuchungen zeigen laut RP, „dass die planfestgestellte Lösung der Anschlussstelle bereits mit leichten Modifikationen auch zukünftig leistungsfähig ist“. Dies gelte auch unter Berücksichtigung der geplanten städtischen Maßnahmen in den Ortsdurchfahrten Heiningen und Waldrems sowie den daraus entstehenden zusätzlichen Verkehrsbelastungen an der Anschlussstelle.

Um ein zügiges Vorankommen der Planung sicherzustellen, wird die Stuttgarter Behörde „die modifizierte planfestgestellte Variante weiter vorantreiben“. Gegebenenfalls könne „zu einem späteren Zeitpunkt die Planung vom RPS übernommen werden, falls die Stadt ihre Lösung zeitgerecht mit Schaffung des Baurechts zur Baureife bringt und die Mehrkosten übernimmt“.

Die dicke Rechnung Die Kosten der Gesamtmaßnahme summieren sich nach heutigem Stand aufgrund der aktuellen genehmigten Baukosten auf 187 Millionen Euro. 2016 hatte Verkehrsminister Alexander Dobrindt die Finanzierungszusage für 105 Millionen Euro gegeben. Dass das Projekt teurer wird als veranschlagt, verwundert nicht, stammt doch der Planfeststellungsbeschluss aus dem Jahr 2005. Die Gründe der Preissteigerung sind allgemeine Baupreissteigerungen und deutlich aufwendigere Bauweisen, beispielsweise beim Tunnel Waldrems und den Bahnbrücken.

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Erstellt:
16. September 2022, 06:00 Uhr

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