Backnang: Trotz sinkender Preise kaum Ersparnis für Gaskunden

Die Stadtwerke Backnang kündigen zum 1. Januar eine deutliche Preisreduzierung an. Gleichzeitig soll aber auch die Gaspreisbremse auslaufen.

Geschäftsführer Thomas Steffen ist froh, dass die Stadtwerke Backnang ihren Gaskunden ab Januar wieder günstigere Konditionen anbieten können. Archivfoto: Alexander Becher

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Geschäftsführer Thomas Steffen ist froh, dass die Stadtwerke Backnang ihren Gaskunden ab Januar wieder günstigere Konditionen anbieten können. Archivfoto: Alexander Becher

Von Kornelius Fritz

Backnang. Eigentlich ist es eine gute Nachricht, die Thomas Steffen, Geschäftsführer der Stadtwerke Backnang, zu verkünden hat. Nach mehreren zum Teil erheblichen Preiserhöhungen in den vergangenen zwei Jahren wird der Energieversorger seine Gaspreise zum 1. Januar 2024 wieder deutlich reduzieren. Im Grundversorgungstarif sinkt der Arbeitspreis von derzeit 27,53 Cent pro Kilowattstunde auf 14,89 Cent, Kunden, die Sonderverträge mit längeren Laufzeiten haben, bezahlen nur noch 13,66 Cent. Das ist zwar immer noch doppelt so viel wie Anfang 2022, aber erstmals seit langer Zeit wieder eine Preissenkung. Der monatliche Grundpreis bleibt unverändert.

Die Freude bei den Gaskunden dürfte sich aber in Grenzen halten, denn billiger wird es für die meisten wohl trotzdem nicht. Denn wie Finanzminister Christian Lindner (FDP) nun angekündigt hat, soll auch die Gaspreisbremse zum Jahresende auslaufen und nicht, wie ursprünglich geplant, um drei Monate verlängert werden. Dank der staatlichen Hilfe hatten private Verbraucher seit Januar 2023 für 80 Prozent ihres Vorjahresverbrauchs nur zwölf Cent pro Kilowattstunde bezahlen müssen. Die Differenz zum tatsächlichen Preis wurde vom Staat übernommen.

Thomas Steffen zeigt sich überrascht über Lindners Ankündigung

Mit dem Wegfall dieser Subvention müssen die Kunden ab Januar nun wieder den vollen Preis bezahlen und der liegt bei den Stadtwerken Backnang trotz Preissenkung weiterhin bei mehr als zwölf Cent. Thomas Steffen zeigte sich gestern überrascht von Lindners Ankündigung: „Die Beschlusslage ist eigentlich eine andere.“ Und er ist sich auch nicht sicher, ob das letzte Wort hier schon gesprochen ist, denn aus der SPD gibt es bereits Widerstand gegen Lindners Pläne. „In jedem Fall wären wir froh, wenn wir bald Klarheit hätten, was jetzt eigentlich gilt“, sagt der Geschäftsführer.

Unabhängig davon ist Steffen froh, dass die Stadtwerke ab Januar wieder einen konkurrenzfähigen Gaspreis anbieten können: „Viele Stadtwerke in der Region liegen in einem ähnlichen Bereich wie wir.“ Das war nicht immer so: Weil die Stadtwerke Backnang ihr Gas zum falschen Zeitpunkt eingekauft hatten, waren sie zuletzt teurer als viele andere Anbieter. Der regionale Energieversorger hatte dadurch massiv Kunden verloren. Thomas Steffen spricht von Kündigungen im zweistelligen Prozentbereich.

Auch nach der Preissenkung werden die Stadtwerke nicht zu den günstigsten Anbietern gehören: Schon heute werden im Internet Gastarife mit einem Arbeitspreis von weniger als zehn Cent pro Kilowattstunde angeboten. Als regionaler Grundversorger setze man aber ohnehin vor allem auf eine verlässliche Versorgung und stabile Tarife, erklärt Steffen: „An die sehr preissensiblen Kunden kommen wir nicht ran“, weiß der Stadtwerke-Chef. In diesem Zusammenhang erinnert er aber auch daran, dass einige der besonders günstigen Anbieter ihren Kunden zu Beginn der Energiekrise die Verträge gekündigt hatten. So etwas sei bei den Stadtwerken undenkbar.

Stadtwerke profitieren nichtvon den hohen Preisen

Da die Stadtwerke Backnang bereits die komplette Gasmenge, die sie für 2024 benötigen, eingekauft haben, verspricht Thomas Steffen den Kunden fürs kommende Jahr stabile Preise – zumindest soweit der Anbieter dies beeinflussen kann. Denn wenn voraussichtlich zum 1. März 2024 die Mehrwertsteuer auf Gas wieder von sieben auf 19 Prozent steigt, müsse man dies „eins zu eins an die Kunden weitergeben“.

Für 2025 erwartet Steffen einen weiteren Preisrückgang. Wie hoch dieser ausfallen wird, sei im Moment aber noch schwer abzusehen. „Ich gehe davon aus, dass sich der Gaspreis im niedrigen zweistelligen Centbereich einpendeln wird“, erklärt Steffen.

Die Stadtwerke selbst haben von dem Preisanstieg beim Gas übrigens nicht profitiert. Im Gegenteil: Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen im Bereich Gasvertrieb laut Thomas Steffen sogar ein Minus von 110000 Euro gemacht. Auch das Gesamtergebnis fiel mit einem Gewinn von 561000 Euro nur etwa halb so hoch aus wie in den Jahren vor der Energiekrise.

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Erstellt:
28. November 2023, 06:00 Uhr

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