Backnanger Weihnachtsmarkt ohne Gema-Streit
Größere Weihnachtsmärkte ächzen unter den deutlich höheren Gema-Gebühren, die sie für die musikalische Untermalung abgeben müssen. Zwar sind auch kleinere Märkte davon betroffen, allerdings in deutlich geringerem Maß. In Backnang bleibt das Programm weiter vielfältig.
Von Kristin Doberer
Rems-Murr. Heute beginnen in Backnang und vielen weiteren Kommunen die Weihnachtsmärkte. Während allerdings wie immer Glühwein, Punsch, gebrannte Mandeln, Waffeln und Co. locken, gibt es auch immer wieder Nachrichten, die den vorweihnachtlichen Marktbesuch überschatten. So manche Überschrift deutete an, dass es auf den Weihnachtsmärkten bald so richtig still werden könnte oder dass gar die immer gleichen lizenzfreien Lieder in Dauerschleife abgespielt werden müssen. Der Grund: Einige Organisatoren von Weihnachtsmärkten haben eine deutlich höhere Rechnung für die Nutzung von Musik auf ihrem Märkten von der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (Gema) bekommen. Zum Teil habe sich der Rechnungsbetrag verzehnfacht. Manche Veranstalter, zum Beispiel in Schwäbisch Gmünd, überlegen nun, komplett auf musikalisches Programm zu verzichten. In Schwäbisch Gmünd nämlich sei die Gebühr von rund 1100 auf über 14000 Euro gestiegen. Tatsächlich, das teilt die Gema mit, habe es aber eigentlich gar keine Gebührenerhöhungen gegeben. Stattdessen verlasse man sich bei den Angaben zur Größe nicht mehr auf die Veranstalter, sondern verwende Tools, um die konkrete Fläche, die beschallt wird, zu berechnen. Bei vielen Märkten war diese dann wohl deutlich größer als von den Veranstaltern angegeben, auch weil die Gema die gesamte Weihnachtsmarktfläche als Berechnungsgrundlage verwendet und nicht nur die Fläche rund um eine Bühne. In der Folge wurden die Gebühren für manche Weihnachtsmärkte drastisch erhöht.
In Backnang müssen die Besucherinnen und Besucher des diesjährigen Weihnachtsmarkts allerdings keine Bedenken haben, dass nur einige wenige Lieder in Dauerschleife laufen, das versichert Kultur- und Sportamtsleiter Johannes Ellrott. „Das Bühnenprogramm wird so stattfinden wie immer. Wir schränken die Musikgruppen nicht in ihrer Musikauswahl ein.“ Denn obwohl auch Backnang in diesem Jahr mehr zahlen muss, als in den Vorjahren, halte sich die Steigerung in Grenzen. So sind die Gebühren gerade mal von 90 Euro pro 500 Quadratmeter und Tag gestiegen auf 93,50 Euro. „Und da unser Weihnachtsmarkt nur zwei Tage geht und nicht wie bei anderen über vier Wochen, ist das nur eine kleine Erhöhung“, sagt Ellrott.
Rudersberg will fast ganz auf Musik verzichten – nicht nur wegen der Gema
Dazu komme noch, dass die Fläche des Backnanger Weihnachtsmarkts insgesamt recht klein ist und die Stadt Backnang als Mitglied des Städtetags auch noch 20 Prozent Nachlass auf die Gebühren bekommt. „Im Verhältnis zum Gesamtvolumen der Ausgaben ist das also zu verkraften“, sagt der Kulturamtsleiter.
Tatsächlich mehrere Tage geöffnet hat der Adventswald in Rudersberg; der Weihnachtsmarkt findet hier an jedem Adventswochenende freitags bis sonntags statt. Mit dem Thema Gema habe man sich schon länger beschäftigt, sagt Martina Spichal-Mößner, die bei der Gemeinde Rudersberg für die Organisation des Adventswalds zuständig ist. „Wir versuchen, abgesehen von vereinzelten Auftritten, zum Beispiel von einem Kinderchor, auf Musik zu verzichten“, sagt sie. Und bei der Musik, die dann doch gespielt wird, werden lizenzfreie Stücke verwendet. In Rudersberg handhabt man das Thema Musik auf dem Weihnachtsmarkt aber nicht erst seit diesem Jahr so, denn die Gema ist nicht der einzige Grund für die Entscheidung der Organisatoren. „Musik würde auch von der Stimmung her nicht so richtig in unseren Wald passen, im echten Wald kann man ja schließlich auch keine Musik hören“, sagt Martina Spichal-Mößner. „Und selbst wenn wir mehr Musik auf unserem Weihnachtsmarkt haben wollten, dann wäre uns die Gema einfach zu teuer.“ Hin und wieder gebe es zwar Standbetreiber, die anfragen, ob sie nicht doch Musik abspielen können, doch diese reagierten meist verständnisvoll auf die Entscheidung der Gemeinde.
Keine Probleme bei kleinen Weihnachtsmärkten
Bei vielen kleineren Weihnachtsmärkten in der Region spielt die Musik ohnehin nur eine untergeordnete Rolle. So gibt es zum Beispiel beim Hobbykünstlermarkt in Althütte nur Musik im Rathaus, nicht draußen bei den Buden. Und an der Auswahl werde sich in diesem Jahr nichts ändern, so Bürgermeister Reinhold Sczuka. So sieht es auch Walter Hieber, der die Mühlenweihnacht rund um die alte Glattenzainbachmühle organisiert. „Das bespielte Gelände um die Mühle ist, wie bisher, sehr klein. Im Gespräch mit der Gema erwarten wir weiterhin gut bezahlbare Gebühren“, sagt Hieber. Etwas zurückhaltender ist die Stadt Welzheim in diesem Jahr beim Thema Musik. Die Verwaltung achte besonders auf die Liedauswahl.
Öffnungszeiten Geöffnet ist der Backnanger Weihnachtsmarkt am heutigen Samstag von 11 bis 22 Uhr und am Sonntag von 11 bis 20 Uhr. In diesem Jahr findet der Weihnachtsmarkt in Backnang zum 40. Mal statt. Das feiert die Stadt mit besonderen Aktionen.
Bühnenprogramm am Samstag
12 Uhr: offizielle Eröffnung durch Oberbürgermeister Maximilian Friedrich
13.30 Uhr: Galli-Theater
15 Uhr: Besuch vom Nikolaus
16 Uhr: Professor Pröpstls Puppentheater
17 Uhr: Weihnachtslieder mit der Liedertafel Backnang
18.30 Uhr: Der Stadtmarketingverein und der Gewerbeverein prämieren den am schönsten geschmückten Stand
19.30 Uhr: Livemusik mit der Band JoDeeKat
Bühnenprogramm am Sonntag
13 Uhr: Der Akkordeonring Steinbach eröffnet den Markt
14 Uhr: Das Städtische Blasorchester spielt Blasmusik
15.30 Uhr: Bläserklassenauftritt von der Jugendmusik- und Kunstschule
16.15 Uhr: Kinder können Weihnachtsengeln auf der Waldbühne ein Gedicht vortragen
17 Uhr: Auf der Waldbühne im Stiftshof wird der Ehrenamtspreis verliehen. Diesen erhalten junge Ehrenamtliche, die sich in Vereinen oder anderen Organisationen engagieren
17.30 Uhr: OB Friedrich liest die Weihnachtsgeschichte
18 Uhr: Leela’s Tanztheater zeigt „Die Eisblume“ auf der Waldbühne
Wunschbaum Mit der Wunschbaumaktion sollen Kindern aus verschiedenen sozialen Einrichtungen Backnangs, die es oft nicht leicht haben, Weihnachtswünsche erfüllt werden. Am Weihnachtsmarkt werden diese Wünsche am Wunschbaum im Stiftshof hängen. Hier können Besucherinnen und Besucher einen Umschlag mitnehmen und die jeweiligen Geschenke dann am 13. und 14. Dezember im Festivalbüro der Stadt in der Bahnhofstraße 7 abgeben.
Stadtturm Auch in diesem Jahr ist der Stadtturm wieder für Besucher geöffnet. Von 17 bis 19 Uhr kann man ihn ohne vorherige Anmeldung besichtigen.
Stiftskirche Die Stiftskirche kann am Samstag und Sonntag um jeweils 17 Uhr im Zuge einer Führung besichtig werden. Treffpunkt ist der Stand der Stiftskirchengemeinde auf dem Stiftshof.
Märchenzelt Im Foyer des Rathauses wird eine Märchenerzählerin in ihrem Zelt weihnachtliche Geschichten erzählen. Dazu gibt es Lieder zum Mitsingen für Jung und Alt. Erzählzeiten sind am Samstag um 14, 15, 16 und 17 Uhr sowie am Sonntag um 12, 13, 14 und 15 Uhr.
Weihnachtsbasteln Am Samstag, wird die Kinderecke der Stadtbücherei zur Bastelzone. Dafür ist die Bücherei von 9 bis 14 Uhr offen. Von 10 bis 13 Uhr gibt es musikalische Begleitung der Jugendmusik- und Kunstschule.
Konzert in der Kirche Um 18 Uhr zeigen begabte Schüler verschiedener Musikschulen aus der Region ihr Können bei einem Orchester- und Solistenkonzert in der Christkönigskirche Backnang.
Weihnachtsliedersingen In der Stiftskirche findet von 15 bis 16 Uhr das offene Advents- und Weihnachtsliedersingen der Backnanger Kinderkantorei statt. Zum Mitsingen sind alle eingeladen.